Der sogenannte Gstieß ist beim badischen Kartenspiel Cego der höchste Trumpf. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Ganze Höfe wechselten früher den Besitzer

Donaueschingen/Hüfingen/Bräunlingen (guy). Das Cego-Kartenspiel ist wieder voll im Kommen. Es gehört zum Schwarzwald wie Speck und der Feldberg – heißt es. War der traditionelle badische Spaß lange Jahre eher noch im Hintergrund aktiv, sind mittlerweile auch jüngere Spieler wieder Feuer und Flamme dafür.

Über die Jahrzehnte hat sich Cego vor allem innerhalb kleiner Gruppen und Familien gehalten. Das Wissen wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Gerade in landwirtschaftlichen Lebenswelten, wenn es im Winter an langen Abenden ohnehin weniger zu tun gab. Dann saß man zusammen und spielte. "Das wichtigste beim Cego ist der Spaß", erklärt Wolfgang Fürderer aus Bräunlingen, der selbst bei den Schwarzwald-Meisterschaften dabei ist und Turniere organisiert.

Dafür gibt es viele Beweise. Etwa die Donaueschinger Cegospieler, die bei einem Ausflug nach Bulgarien jeden Tag natürlich auch die Karten auf den Tisch legten – ohne dass jemals Langeweile aufgekommen wäre, wie versichert wird. Und schließlich die Mundelfinger Gruppe Al Capones Erben. Sie stehen im Buch der Rekorde für 105 Stunden Cego spielen am Stück. Spaß steht ganz oben, sonst würde das nicht funktionieren. Bei einigen Partien stand früher allerdings einiges mehr auf dem Spiel, damals war auch bitterer Ernst oftmals mit am Spieltisch: "In einer Nacht haben da ganze Grundstücke den Besitzer gewechselt", erklärt Fürderer. Er ergänzt: "Ganze Höfe wurden da verzockt."

Heute ist das anders. Aber wer weiß, vielleicht haben sich einige Geschichten von den alten Zocker-Zeiten bewahrt und sind immer noch bekannt. In Kombination mit den Immobilienpreisen und der Notlage am Wohnungsmarkt wurden eventuell in Abendstunden entsprechende Pläne geschmiedet: "Ich wollte schon immer mal einen hübschen Bauernhof. Lern Cego!"