Beim Richtspruch sind die Blicke nach oben gerichtet. Es applaudieren (von links) Bürgermeister Bernhard Kaiser, der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei, Oberst Alfred Martens und Landrat Sven Hinterseh. Zwischen Kaiser und Frei steht der Leitende Baudirektor Klaus Max Rippel, rechts von Frei ist Gabriele Gruninger, Leiterin des Staatlichen Hochbauamts, zu sehen. Foto: Niederberger

Ab Mitte 2019 wird scharf geschossen. Investition in Lärmschutz.

Donaueschingen - Als die Bundeswehr 2014 ankündigte, ihre Standortschießanlage abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, da fielen die Reaktionen darauf durchaus unterschiedlich aus.

In der Äußeren Röte, in Grüningen und in Aufen meldeten sich besorgte Bürger zu Wort, die in der Vergangenheit miterlebt hatten, wie lästiger Schusslärm durchs Pfaffental bis in ihre Wohnstraßen hallte. Und das sogar in der Nacht. Von städtischer Seite hingegen wurde die Baumaßnahme begrüßt und als Bekenntnis zum Garnisonsstandort Donaueschingen interpretiert. Auch beim Richtfest am Donnerstag wiesen Bürgermeister Bernhard Kaiser und der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei (CDU) darauf hin, dass das immer wieder zu Auslandseinsätzen geschickte Jägerbataillon 292 bestmöglich auf seine heiklen Missionen vorbereitet sein müsse. Und zur Ausbildung eines Soldaten gehöre nun einmal auch das Schießtraining. Ein bisschen Garnisonsstadt geht halt nicht.

Die in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtete Schießanlage wurde bis zum Sommer 2014 in Teilbereichen ausschließlich von den französischen Streitkräften genutzt. Im Zusammenhang mit der Stationierungsentscheidung vom Oktober 2011 und der Abgabe der Standortschießanlage Immendingen musste für das Jägerbataillon 292 der Deutsch-Französischen Brigade eine neue Schießanlage errichtet werden. Und zwar nach den modernsten Anforderungen was den Lärm- und Immisionsschutz aber auch das Schießausbildungskonzept betrifft.

Projektleiterin Sibylle Goertz vom Staatlichen Hochbauamt steckte viel Gehirnschmalz in den Schallschutz. Nach einer detaillierten Lärmprognose war klar, dass eine optimale Schießausbildung ohne zusätzliche Schallschutzmaßnahmen nicht möglich ist. Deshalb werdn alle Schießstände mit einer Rasterkassettendecke aus Lärmschutzelementen überbaut. Die Kassettendecke aus ein Meter hohen senkrechen Lärmschutzelementen in einem Raster von 1,1 auf 1,1 Meter besteht aus Aluminium-Lochblech mit innenliegenden Schallabsorptionsplatten. Goertz verspracht: "Für die nahe gelegene Wohnbebauung wird somit eine deutlich Schallminderung von zusätzlich 10dB(A) erreicht." Auf Nachfrage erklärte sie, dass die Lärmschutzelemente im Juli geliefert werden. Sie werden vor dem Einbau auf einer Probefläche aufgestellt, die beschossen wird. Wie Goertz sagte, sei eine ähnliche Kassettendecke vor rund zehn Jahren in eine Schießanlage in Ingolstadt eingebaut worden – mit sehr guten Ergebnissen. Oberst Alfred Martens betonte, dass rund die Hälfte der Investitionssumme in Höhe von 25 Millionen Euro in den Schallschutz fließt.

Derzeit liege man voll im Zeitplan, so Sibylle Goertz. Die Ausbaugewerke in den Schießständen hätten begonnen. Beim Betriebsgebäude mit Sozialräumen, Werkstatt und Lager ist die Bodenplatte schon gelegt und die Holzbauarbeiten sind vergeben. Die Holz- und Fassadenelement werde derzeit gefertigt und im August dieses Jahres aufgerichtet. Wenn weiterhin alles reibungslos klappt, könne der festgesetzte Fertigstellungstermin Mitte 2019 gehalten werden und die Übergabe der Anlage erfolgen. Dann werden 5000 Kubikmeter Beton verbaut sein, 13.000 Quadratmeter Lärchen- und Fichtenholz für die Wand und Deckenverkleidung und mehr als 20.000 Quadratmeter Lärmschutzelemente.

Bei allem Optimismus über den hochmodernen Schallschutz: Bürgermeister Kaiser hat beim Richtfest Nachmessungen angekündigt.

Info: Naturschutzrechtliche Belange spielen wichtige Rolle

Eidechsen umgesiedelt: Naturschutzrechtliche Belange spielen bei baulichen Großprojekten eine immer wichtigere Rolle. Die ehemaligen Schießstände wurden durch Erdwälle begrenzt, auf denen sich geschützte Arten wie Kreuz-Enzian und Braunrote Stendelwurz, eine Orchideenart, angesiedelt hatten. Ein idealer Lebensraum für geschützte Tiere wie die Wald- und Zauneidechse, verschiedene Tagfalter, Heuschrecken und Wildbienenarten. Um Fanua und Flora zu schützen, wurde ein artenschutzrechtliches Gutachten mit einem Maßnahmen- und Konfliktplan erstellt. Da die Erdwälle durch Stahlbetonwälle ersetzt wurden, mussten Ausgleichsreviere eingerichtet werden. In unmittelbarer Standortnähe wurden Sandlinsen, Totholzhaufen und Steinwälle hergerichtet, wohin rund 90 Eidechsen umgesiedelt wurden.

Herausforderung Lüftung: Bedingt durch die Lärmschutzüberbauung ist den zwei Langständen (265 Meter) und den drei Kurzständen (37 Meter) kann sich die Luft nicht austauschen. Da auch für Soldaten Arbeitsschutzbestimmungen gelten und der Schmauch aus Pistolen und Gewehren gesundheitsschädlich ist, ist eine Zwangsbelüftung mit einer Mindestluftgeschwindigkeit von 0,3 Metern pro Sekunde erforderlich. Die Schießstände sind mit 11 500 Quadratmeter Lüftungskanal ausgestattet.

Materialverbrauch (Auswahl): Erdbewegungen 80 000 Tonnen, Beton 5000 Kubikmeter, Stahlkonstruktion für Lüftung 146 Tonnen, Unterkonstruktion aus Holz 13 000 Quadratmeter. (hon)