Mit dem Bau des Hochwasserrückhaltebeckens hoffte man in Wolterdingen, dass nach Fertigstellung der mächtigen Dammkrone (Hintergrund) dort auch eine Ortsumfahrung die L 181 an die L 181 anbinden würde. Deutlich im Hintergrund (links) das Loch zu sehen, das durch das Aushubmaterial entstanden ist und mit den Einnahmen daraus nach Ansicht der Bürgerinitiative auch die Kosten einer Ortsumgehung zu finanzieren wären. Foto: Hönle Foto: Schwarzwälder-Bote

Kosten für Ortsumgehung Wolterdingen durch Einahmen für Aushub schultern / OB Thostern Frei dämpft Hoffnung

Von Franz-J. Filipp. Donaueschingen-Wolterdingen. Unmut und Enttäuschung macht sich in den Reihen der Bürgerinitiative zur Umfahrung Wolterdingens breit. Der Grund: Ortsvorsteher Müller, hat die Einladung zum Informationsaustausch zwischen Bürgern und dem Ortschaftsrat abgesagt.Das Treffen, das am 26. März im Sporthisli des FC Wolterdingen terminiert war, hatte Müller mit der Begründung abgesagt, dass es keinerlei neue Erkenntnisse und Informationen gäbe. Einen Standpunkt, den man seitens der Initiative so nicht teilen möchte, wie die Sprecher Peter Walker und Thomas Hörburger in einem offenen Brief an den Ortsvorsteher bekunden.

Die bislang unklare Situation in Bezug auf die geplante Teilumfahrung für Wolterdingen hätte die Teilnahme erfordert, zumal der Großteil der Wolterdinger keine zweite Hauptverkehrsstraße durch den Ort möchte, wie in der Bürgerinformation Anfang März deutlich wurde (wir berichteten).

Als Grund für den, bis dato nicht erfolgten Lückenschluss zwischen Tannheim und Bräunlingen wird aus Sicht der Initiative zu Unrecht das Argument der Kostensituation vorgeschoben. Vielmehr fehle es am Willen der Stadt Donaueschingen, wie ein Brief des Regierungspräsidiums Freiburg vom Juli 2011 zeige. Demnach wurden für die Aufschüttung des Dammes für das Hochwasserrückhaltebecken in Wolterdingen 370 000 Kubikmeter Schüttmaterial und rund 90 000 Kubikmeter gebrochenes Material aus der Materialentnahmestelle in Wolterdingen entnommen.

Das Regierungspräsidium Freiburg beziffert den Wert des entnommenen Schüttmaterials auf rund acht Millionen Euro, rechnet die Initiative in ihrem Schreiben vor. Darin heißt es auch, dass die Entnahmestelle in Wolterdingen künftig als Erddeponie genutzt werden könne und Raum für insgesamt 460 000 Kubikmeter Aushubmaterial böte. Dadurch ergeben sich weitere Einnahmen von mindestens drei Millionen Euro.

Wie die Initiative weiter ausführt, sind laut Schreiben von Stadtbaumeister Bunse vom 3. März im Haushalt 2011 der Stadt Donaueschingen aus dem Verkauf von Schüttmaterial an das Land Baden Württemberg Einnahmen in Höhe von 440 000 Euro vermerkt. Von Ortsvorsteher und Stadtrat Müller erhofft sich die Initiative nun die Beantwortung über die Einnahmen aus dem Verkauf von Schüttmaterial in den Jahren 2006 bis 2010 und wie die Einnahmen der Stadt nach Fertigstellung des Hochwasserrückhaltebecken abschließend sein werden.

Erlöse für Erdaushub zur Finanzierung

Auch vermuten die beiden Unterzeichner des offenen Briefes Peter Walker und Thomas Hörburger bei ihrem Gespräch in der Reaktion des Schwarzwälder Boten gar, dass die Einnahmen in andere Projekte geflossen sein könnten. So habe die Sanierung der Donauhallen am Ende 15,7 Millionen Euro gekostet, zum Zeitpunkt des Bürgerentscheids 2006 jedoch seien 8,8 Millionen Euro veranschlagt gewesen, so ihr Ansatz. Hierzu Peter Walker und Thomas Hörburger: "Wurden die rund sieben Millionen Euro Mehrkosten für die Donauhallensanierung mit den Geldern aus dem Verkauf des Schüttmaterials aus Wolterdingen abgedeckt? Oder wurden die Gelder aus dem Verkauf des Schüttmaterials mit den insgesamt circa 6,8 Millionen Euro an Landeszuschüssen für die Donauhallen verrechnet?" Und im Bereich der Materialentnahmestelle in Wolterdingen mussten im Vorfeld der Entnahme knapp zehn Hektar des 60-jährigen Waldes gefällt werden, wie beide anführen, die dafür auch die Summe der erzielten Erlöse aus dem Verkauf des Holzes auf dem Tisch hätten.

Da sich das Hochwasserrückhaltebecken auf einem mehrere Hektar großen Grundstück auf Wolterdinger Gemarkung befindet, stehe ebenso noch die Antwort zu Erlösen aus dem Grundstücksverkauf aus, erklären sie.

Für den Bau des Hochwasserrückhaltebecken hätten die Wolterdinger so einiges in Kauf genommen, was die sechs Jahre andauernden Bautätigkeiten mit jahrelangen Straßensperrungen, Verlegung der Sportstätten und letztendlich auch der mehrere Hektar große Trichter der Entnahmestelle betrifft. Die Initiative: "Alles wurde nahezu stillschweigend akzeptiert, immer vor dem Hintergrund des Versprechens von Stadt und Land, dass Wolterdingen nach Fertigstellung des Rückhaltebeckens endlich die lang ersehnte und auch wichtige Umfahrung bekommen wird. Die Kosten für eine circa 1,9 Kilometer lange Straße einschließlich dreier Kreisel, welche dann eine sinnvolle Umfahrung und den Lückenschluss zwischen Tannheim/Bregtal und Bräunlingen/Hubertshofen (L180 und L181) darstellen würde, liegen nach Expertenauskunft bei geschätzten rund 2,9 Millionen Euro. Eventuelle Mehrkosten dieser sinnvollen Variante gegenüber der, aktuell von der Stadt geplanten ›kleinen‹ Lösung, sollten allein durch den Verkauf des Schüttmaterials um ein vielfaches abgedeckt sein. Wolterdingen und seine Bürger haben eine intelligente Verkehrsführung und damit verbunden eine Steigerung der Lebens- und Wohnqualität für das gesamte Dorf verdient".

Kaum Chancen auf eine greifbare Realisierung einer ortsfernen Umfahrung die entgegen des Verwaltungsvorschlags nicht durch das Wolterdinger Gewerbegebiet führen würde, räumt indes OB Thorsten Frei in einem Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten ein. Zum einen, weil die Einnahmen aus den Erlösen für das Aushubmaterial, die in einem sechsstelligen Bereich liegen, mit den anteiligen Kosten am der Hochwasserschutzmaßnahme für die Kommune in Höhe von 2,2 Millionen Euro verrechnet werden.

Zum anderen hält Frei es mit Blick auf den Gerneralverkehrswegeplan für illusorisch, mit einer raschen Entscheidung des Landes zur Anbindung der L180 an die L181 zu rechnen. "Da stehen wir auf der Liste ganz hinten", erklärt Frei. Auch sei der jetzige Vorschlag ja vom Regierungspräsidium gekommen.

Zum anderen habe man mit der Breg-Brücke gleichzeitig ein nicht minder dringliches Problem, das dort anstehe. Das Gutachten hierzu werde Ende April erwartet und soll Aufschluss über die Sanierbarkeit der denkmalgeschützten Brücke geben. Wunsch sei hierbei, die Herabsetzung der Tonnage durch Baumaßnahmen zu beseitigen und die Brücke dann wieder für 40-Tonnen-Fahrzeuge zu öffnen.