Die Teilnehmer an der Mahnwache reichen sich schließlich die Hände. Die Menschenkette startet am Hanselbrunnen, reicht hoch bis zum Rathaus und endet auch wieder am Hanselbrunnen. So zeigen die Donaueschinger, dass für Fremdenhass in ihrer Stadt kein Platz ist. Foto: Falke/Sigwart

Donaueschingen hält zusammen: Menschenkette vom Hanselbrunnen bis zum Rathaus. Meinungen kundgetan.

Donaueschingen - Ein Symbol mit Strahlkraft: Die Menschenkette, die am Samstag vom Hanselbrunnen bis zum Rathaus und wieder zurück reichte, zeigte deutlich, dass Toleranz mehr Freunde findet als rechtsextreme Gesinnungen.

Die Donaueschinger und viele Bürger aus den Nachbarstädten, wie Hüfingen, Bräunlingen, Löffingen, Blumberg, Brigachtal und auch Villingen fassten sich an die Hände und ließen diese so schnell nicht mehr los. Meinungen wurden mit großen Plakaten kundgetan – manch einer rief sogar gen Himmel, dass doch Hirn für anders Denkende herabfallen möge.

Die Mahnwache, zu der der SPD-Fraktionssprecher Wolfgang Karrer aufgerufen hatte, sorgte bei den Organisatoren und bei den Bürgern gleichermaßen für zufriedene Gesichter. "Mit 150 Menschen hatte der Ordnungsamtsleiter gerechnet. Schön, dass es dann doch mehr geworden sind, die zeigen, dass sie das Stammtischgeschwätz leid sind und sich darüber empören. Besonders für die Ehrenamtlichen dürfte die Resonanz ein starkes Zeichen sein", nimmt ein zufriedener Karrer nach der Mahnwache Stellung.

Vielen Teilnehmern der Mahnwache ging es mit ihrer Anwesenheit vor allem darum, ein Zeichen dafür zu setzen, dass die Stimmung nicht zu kippen droht, sondern viele den Flüchtlingen mit offenen Herzen gegenüber stehen.

Sissi und Jürgen Küpfer: "Wir sind hier, weil wir Menschen lieben. Wir unterscheiden nicht zwischen Nationalitäten, sondern danach, wer unsere Hilfe braucht."

Andrea Schaller will vor allem für ihre Kinder eine menschenwürdige Kultur aufrechterhalten. "Für das erste Mal bin ich zufrieden mit der Resonanz, aber aus meiner Sicht ist es auch noch ausbaufähig."

Johannes Schwab findet, dass die Mahnwache sehr wichtig ist für die Stadt Donaueschingen. "Jeder einzelne soll spüren, dass hier viel guter Wille vorhanden ist. Die Mahnwache wird auch in schwierigen Phasen das Gemeinschaftsgefühl stärken."

Martina Päßler und Uwe Hecht: "Für uns ist es wichtig, dass wir gegen die Unmenschlichkeit etwas sagen und tun. Anstatt große Reden zu schwingen, sollten viele erst einmal den Kontakt zu den Menschen suchen. Diejenigen, die skeptisch sind, kann ich nur herzlich zum Gesprächskaffee in den Sternensaal einladen." Sie selbst organisieren das Gesprächscafé, das den Donaueschingern einen ersten unverbindlichen Kontakt zu den Flüchtlingen ermöglichen soll.

Oliver Kiefer mit seinen Töchtern Clara und Greta: "Ich bin hier, weil ich den Radikalen nicht das Feld überlassen will. Ich habe bis jetzt gar keine negativen Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht und bin nicht bereit, dass uns das kaputt gemacht wird. Die ehrenamtlichen Helfer leisten enorm viel und das gehört auch sehr gewürdigt."

Klaus Berblinger ist einer von diesen ehrenamtlichen Helfern und hilft den Flüchtlingen bei den Behördengängen. Zur Demo hat er auch einige Flüchtlinge mitgebracht. "Ich finde es sehr beeindruckend, dass so viele Leute gekommen sind. Auch meine syrischen Freunde habe ich heute mitgebracht. Sie haben mir gesagt, dass sie sich durch die Mahnwache ein Stück sicherer in Donaueschingen fühlen, weil sie sehen, wie viele Menschen ihnen positiv gegenüber eingestellt sind. Sie wollen ihr Bestes geben."

Norman Wursthorn hatte das Gefühl, dass mittlerweile die Stimmung zum Thema Flüchtlinge aufgeladen ist. "Die Überzahl heute hat hoffentlich gezeigt, dass die Stimmung doch nicht so schlecht ist. Ich habe es so wahrgenommen, dass die Bevölkerung ein Stück näher nach rechts gerückt ist – dagegen wollte ich ein Zeichen setzen", sagt der 19-Jährige.