Ein kleiner Schnitt für diese Herrschaften, ein großer Beitrag zur Entkrampfung des Verkehrs in Donaueschingen: Die Kreisräte Christian Kaiser (Grüne, dritter von links) und Adolf Baumann (FDP) sowie Landrat Sven Hinterseh, Oberbürgermeister Erik Pauly und Gerold Günzer, Chef des Straßenbauamts mit Begleitern. Fotos: Niederberger Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehr: Autos fahren wieder Richtung Schellenberg / Neues Konzept wird umgesetzt

Brücken sind das verbindende Element. Es gibt sie aus Beton, Stahl oder Holz, als Balken-, Bogen-, Zug- oder Hängekonstruktion. Brücken schaffen Verbindung, um Brücken sind stets Siedlungen und ganze Städte gewachsen – und Kriege geführt worden. Brücken faszinieren.

Donaueschingen (hon). Doch der Autofahrer lernt sie erst dann richtig zu schätzen, wenn sie abgerissen oder wie im Fall der Schellenbergbrücke aus Sanierungsgründen gesperrt werden müssen. Seit dem gestrigen Spätnachmittag sind die Bauzäune an den beiden Auf- beziehungsweise Abfahrten verschwunden, die wichtige Ost-West-Verbindung wurde von Landrat Sven Hinterseh und Oberbürgermeister Erik Pauly nach zehnmonatiger Überholungspause wieder für den Verkehr geöffnet. Die Rückstaus im Bereich der Fürst-Joachim-Brücke und der Mühlenbrücke sollten nun der Vergangenheit angehören.

Die Brückenfreigabe ist gleichzeitig das Startsignal, das vom Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossene Verkehrskonzept umzusetzen. Es soll den Durchgangsverkehr aus der Donaueschinger Innenstadt herausbringen und "den Ring stärken", wie es Pauly formulierte. So wollen Verwaltung und Rat mehr Aufenthaltsqualität erreichen. Die in Teilen der Bevölkerung umstrittene Einbahnstraßenregelung (stadteinwärts) in der Fürstenbergstraße werde aber nicht sofort, sondern erst nach dem Dreikönigstag vorgenommen, kündigte der Rathauschef weiter an. Und zwar mit Rücksicht auf das Weihnachtsgeschäft der Händler. Pauly freute sich, dass eine Hauptachse des Verkehrs wieder befahrbar ist, schoss aber gleichzeitig einen kleinen Giftpfeil ab: "Früher wäre besser gewesen." Noch bei Halbzeit der Arbeiten im Sommer hatte es geheißen, bereits Mitte November die Brücke freigeben zu können.

Und wie begründet das Straßenbauamt des Schwarzwald-Baar-Kreises als Bauträger die Verzögerung? Mit dem Wetter und mit der "überhitzten Baukonjunktur", so Gerold Günzer, der Leiter der Behörde. So habe man einmal drei Wochen auf Gussasphalt warten müssen, weil der Markt leer gefegt gewesen war. Außerdem habe es Verzögerungen bei der Lieferung und bei der Montage des neuen Geländers gegeben. Letztendlich ist er glücklich, dass es mit der Freigabe noch dieses Jahr geklappt hat. Er sprach von einer "Zitterpartie". Allerdings: Die von der Stadt zu finanzierende Fußgängerspindelsanierung ist noch nicht beendet. Der Belag ist zwar aufgebracht, doch sei er noch zu rutschig, da müsse nachgearbeitet werden. Einen Umweg, um Richtung Käferbrücke zu kommen, müssen Fußgänger also noch hinnehmen.

Die nahezu komplette Erneuerung der Schellenbergbrücke war notwendig geworden, weil das nach dem Hohlkasten-Prinzip geplante Bauwerk bei seinen Stahl- und Spannbetonbauteilen zum Teil starke Schäden aufwies.

Da die Schellenbergrücke nicht nur zwei Straßen, sondern auch Bahngleise überspannt, mussten die Arbeiten in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn erfolgen. Einige Sanierungsmaßnahmen konnten nur nachts und bei abgeschalteter Oberleitung erfolgen. Kleinere Restarbeiten müssen noch vorgenommen werden, dafür muss die Schellenbergbrücke aber nicht mehr vom Verkehr abgehängt werden. Zum Glück.

Die Stadt der Brücken: Donau, Brigach und Breg und dann noch die Bahngleise: Um in der Donaustadt von A nach B zu kommen, braucht's viele Brücken. Bei folgenden Bücken ist die Stadt zuständig: Georg-Mall-Brücke, Fürst-Joachim-Brücke, Schützenbrücke, Irmabrücke, Käferbrücke, Siedler- und Mariensteg, Fußgängerbrücke im Park, Grundbrücke, Jahnbrücke, Bregbrücke Aufen, Brigachbrücke Grüningen, Bregbrücke in Zindelstein, Donaubrücke in Neudingen. Und für diese Brücken sind Kreis, Land und Bund zuständig: Mühlenbrücke, Schellenbergbrücke, Donaubrücke beim Zusammenfluss von Brigach und Breg, Donaubrücke Pfohren, Bregbrücke Wolterdingen.

Brücken als Politikum: Wenn eines sicher ist, dann das: Wenn es um die Sanierung von Brücken geht oder um notwendige Tonnage-Beschränkungen, ist politischer Streit vorprogrammiert. Erinnert sei nur an das Possenspiel Anfang der 2000er-Jahre, ob die Eisenbahnbrücke (heute Fürst-Joachim-Brücke) saniert werden soll oder abgerissen gehört – das wurde zur Glaubensfrage. Oder die Bregbrücke in Wolterdingen. Das Regierungspräsidium teilte 2011 mit, dass diese Brücke dringend saniert werden müsste, eine Begrenzung auf 15 Tonnen wurde eingeführt. Nur: "Da hält sich sowieso niemand dran", sagte vor kurzem Ortsvorsteher Reinhard Müller. Und dass die Allmendshofer auf eine neue Riedbrücke warten, soll auch nicht unerwähnt bleiben.

Sanierungsgründe: Eine Generalsanierung der Schellenbergrbrücke war notwendig geworden, weil die Betonkonstruktion durch eindringendes Salz- und Tauwasser stark angegriffen war. Der Brückenbelag mit 7,5 bis zehn Zentimeter Dicke hatte unter den Witterungsbedingungen und durch zunehmenden Auto- und Lastverkehr gelitten. Den Gefahren durch herabfallende Betonteile wollte das Straßenbauamt mit seinem Chef Gerold Günzer rechtzeitig einen Riegel vorschieben. Projektleiter der Sanierung war Bernd Andre. An der 1970 bis 1972 gebauten Schellenbergbrücke mussten schon früher immer mal wieder Tiefbauarbeiter anrücken. So wurde zum Beispiel 2004 der Stahlfahrbahnübergang im Bereich des Zebrastreifens am Fuße der Bräunlinger Straße durch eine flexible Konstruktion ausgetauscht, die aus einer Lammellenbauweise mit Dehnprofilen besteht. Auslöser für die neue Fahrbahnübergangskonstruktion waren kleinere Schäden, die die Dauerhaftigkeit und die Sicherheit des Bauwerkes beeinträchtigen.

Die Brücke in Zahlen: Abbruch/Neubau Kappen 320 Meter, Abbruch/Neubeton Hohlkastenbodenplatte zeh Meter, Abdichtung und Belag 2100 Meter, Geländer 500 Meter, Berührungsschutz 500 Meter, Sondergerüstbau DB-Bereich 45 Tonnen

Fußgängerspindel in Zahlen: Korrosionsschutz an Geländer 150 Meter, Betonabtrag zwölf Meter, Reprofilierung PCC 250 Meter

Kosten: Brücke rund 1,7 Millionen Euro (zahlt Landkreis), Fußgängerspindel rund 170 000 Euro (zahlt Stadt).