Stück für Stück frisst sich der Bagger vorwärts: Der Romer-Hof in Aasen wird abgerissen. Foto: Winkelmann-Klingsporn

200 Jahre altes Haus neben Rathaus wird abgerissen. Was aus Grundstück wird, bleibt offen.

Donaueschingen-Aasen - In Aasen ist derzeit vieles in Bewegung. Der Rathausplatz wird neu gestaltet und etliche Anwohner sanieren ihre Häuser oder bauen Ökonomieteile aus. Mit dem Abbruch des Romer-Hofes neben dem Rathaus aber wird sich das Dorfbild weiter verändern.Das mächtige Bauernhaus an der Klosterstraße zählte zu den großen alten Höfen in der Ortschaft. Seit der vergangenen Woche sind nur noch Schuttberge von dem stattlichen baarerschen Bauernhaus übrig. Menschen und Tiere lebten nachweislich über 200 Jahre in dem ehrwürdigen Bau, der auch noch viel Raum für die Lagerung von Frucht, Heu und Getreide unter seinem rund 40 Meter langen First bot.

 

Die großvolumigen Bauernhäuser sind typisch für die Baar. In Aasen wie auch in anderen Baarortschaften verschwinden mit dem Strukturwandel im ländlichen Raum diese stattlichen Höfe allmählich aus dem Dorfbild. Bereits Anfang der 70er-Jahre wurde in Aasen der "Adler" gegenüber der Pfarrkirche St. Blasius abgebrochen. Mit dem Abbruch des Romer-Hofes geht eine weitere beeindruckende Hoffassade verloren. Die in einen Balken geritzte Jahreszahl 1793 und die Initialen M R, Matthias Romer, zeugen davon.

Dorfgemäße Gestaltung ist wünschenswert

Bis Mitte der 90er-Jahre wurde der Hof von Johannes Romer, dem "Bierle-Hans" bewirtschaftet. Erika Buck geborene Romer ist hier aufgewachsen. Ihre drei Brüder leben nicht mehr. Und weil es auch keine landwirtschaftlichen Perspektiven mehr gibt, entschloss sie sich jetzt für den Abbruch des teilweise maroden Gebäudes. Die Besitzer, Nachbarn und zahlreiche Dorfbewohner haben das beeindruckende Geschehen der vergangenen Wochen mit Bewegung verfolgt – wie der erfahrene Baggerfahrer mit seinem riesigen Greifarm gezielt tragende Balken entfernte und das Gebäude vom Ökonomieteil her systematisch abfraß. Dabei wurden Einblicke in die Scheune, den Futtergang und schließlich in die Wohnräume freigelegt, in denen Generationen gelebt und gearbeitet haben. Es waren bewegende Szenen, die etwas ahnen ließen vom Arbeitsalltag und Leben der Menschen hier und Einsichten in den alten Gewölbekeller, in die Küche mit der geschwärzten Herdstelle oder auf die weiße Fliesenwand in der später eingebauten Badestube.

Immer wieder werden ehemalige landwirtschaftliche Gerätschaften zu Tage gefördert, unter anderem. ein alter Dengelbock, auf dem die Sensen gehämmert und geschärft wurden. Beeindruckend auch die Nägel in den Balken, 15 Zentimeter lang, vierecking handgeschmiedet mit einem platt geschlagenen Kopf.

Natürlich gestaltet man heute einen solchen Abbruch umweltfreundlich. Die noch nicht vom Holzwurm zerfressenen Fußpfetten, über zehn Meter lange tragende Balken, und kurze mächtige Pfosten werden wie etliche der großen Bruchsteine aus den dicken Wänden weiterverwendet. Für Kabel und Metallteile ist Recycling angesagt und der Bauschutt wird geschreddert.

Die Frage, was auf der etwa 4000 Quadratmeter großen Hoffläche neu entstehen soll, ist nach Auskunft der Besitzer noch völlig offen. Für die Ortschaft wünscht man sich für dieses prominente Grundstück zwischen Rathaus und Pfarrkirche eine möglichst dorfgemäße Gestaltung.