Wirtschaft: Ladenbetreiber machen sich auf Ausfälle gefasst /Frage nach Gleichbehandlung der Gewerbe

Vor der Sparkasse gibt es mindestens fünf freie Parkplätze in einer Reihe, an der Karlstraße könnte an manchen Stellen ein Lastkraftwagen parken.

Donaueschingen (wur). Die Zahl der zur Verfügung stehenden Stellplätze ist ein Gradmesser dessen, was in der Stadt los ist. Allerdings entsteht diese Momentaufnahme nicht an einem Sonntag, sondern an einem Dienstag um die Mittagszeit: Am Tag, an dem die Corona-Restriktionen der Stadt Donaueschingen bekannt wurden.

Wenige Menschen sind in der Stadt unterwegs. Wo sie sich begegnen, gehen sie auf Abstand. Hier und da eine Mutter mit Kind. Gruppen, wie etwa Arbeitskollegen: Fehlanzeige. Gleiches gilt für Jugendliche. Hinweise auf die Corona-Krise kleben an den Türen. Ob am Rathaus oder am Eiscafé Vivaldi. Es wird auf die Schließung hingewiesen. Das Café Hengstler ist noch geöffnet. Dort sieht man aus der Entfernung, vier Männer sitzen am Eingang an ihren Getränken. Ansonsten gespenstisch leere Tische wie vor dem Eiscafé.

In der Hofkonditorei Café Hengstler sitzen wenige Gäste. Dass es die vorläufig letzte Gelegenheit hier ist, wissen sie nicht. Denn Inhaber Klaus Müller wird am nächsten Tag schließen: auch wenn sein Betrieb gegenwärtig einer Sonderregelung unterliegt. "Wir verkaufen Speisen und sind über den Konditor bezüglich der Schutzbestimmungen des Handwerks geschützt", sagt Müller.

Streng hält er die Gastronomie-Auflagen ein. Maximal 20 Personen inklusive Personal im Innenbereich, ebenso viele im Außenbereich, zwei Meter Abstand der Gäste und die Erfassung der Gästenamen. Und dennoch macht Müller zu. "Ich möchte einheitliche Regeln", sagt er auch als Arbeitgeber. Zehn Mitarbeiter hat er in verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen. Wen kann er noch beschäftigen, wenn die Gäste ausbleiben? Einheitliche Regeln wünscht er sich auch bei den Öffnungszeiten im Handel: Alle auf oder alle zu. Was nutzen die Abstandsregeln in der Gastronomie, wenn sich die Menschen im Supermarkt ballen? Wobei Müller die strengen Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung gutheißt. Was noch auf uns zukommen dürfte, zeige die in Frankreich verhängte Ausgangssperre.

Kaffee und ein paar Kugeln Eis zum Mitnehmen gibt es an diesem Tag noch in der Eisdiele Rialto. Wenn man Abstand hält, ließe sich der Betrieb aufrechterhalten, sagt Inhaber Massimiliano Longo. Dass dies so nicht funktionieren wird, weiß er. Im Interesse der Gesundheit sei die Maßnahme richtig: wenn auch spät. Am Sonntag, bei schönstem Frühlingswetter hätten sich die Eishungrigen gedrängt an der Theke. Hohes Ansteckungsrisiko. "Morgen gibt es 19 Grad", meint Longo, um gleichzeitig vom harten Schlag zu sprechen, der auf ihn und sein Team zukommt.

Man vermutet nicht, dass die Parfümerie Butta mutmaßlich unter geschützte Öffnungsbedingungen fällt. Doch das Geschäft gehört dem Drogerieverband an, wie Filialleiterin Andrea Schneider sagt. Gleichwohl: Wenn viele Geschäfte schließen müssen, dürften kaum mehr Leute in die Stadt kommen: eine Sogwirkung, der sie sich kaum entziehen können dürfte.

Fast stündlich wartet Gerhard Werb an einem eher kundenarmen Tag auf die Nachricht der Stadt, dass er sein Geschäft schließen muss. "Die Anordnung ist absolut nachvollziehbar", sagt der Chef des Haushaltswaren- und Spielzeuggeschäfts Thedy. Zumal er selbst einen Senior in der Familie hat, der zur besonders gefährdeten Risikogruppe gehört. Wie es wirtschaftlich während einer längeren Schließzeit weitergeht, kann er nur erahnen. "Die Anträge für Kurzarbeit habe ich schon vorliegen". Service-Ideen für die Zeit ohne Öffnung hat Karin Stocker-Werb. "Vielleicht ein telefonisch angelegter Reparaturservice?" Zu überlegen wäre noch der risikolose Austausch von Geld und Artikel.

"Jetzt ist der Verbraucher gefragt", sagt Patrick Schmoll. Der Inhaber des gleichnamigen Herrenmodengeschäfts. Er hofft, dass die Donaueschinger ihren Einzelhandel unterstützen. "Gegenwärtig funktioniert das System Donaueschingen gut. Führt die Corona-Krise aber zu einem Dutzend Insolvenzen, ist es vorbei mit dem Einkauf vor Ort." Den Anfang, so ergänzt seine Frau Karin, könnte der Verzicht auf den Onlineeinkauf machen: besser warten mit dem Einkauf. Patrick Schmoll sieht nicht nur die umsatzfreie Zeit bei laufenden Kosten mit Sorgen, sondern auch die Zeit danach: "Messen fallen weg, verkaufsoffene Sonntage, der Abiball." Anlässe, bei denen man Kunden anspricht.