Kongress: IHK-Veranstaltung in Donaueschingen beleuchtet die Zukunft der mittelständischen Zulieferer

Die Auswirkungen großer Veränderungen in der Automobilindustrie werden auch in der Region deutlich. Der zweite Automotive-Gipfel in Donaueschingen in den Donauhallen bot regionalen Unternehmern dazu ein vielfältiges Info-Programm.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Experten informierten in Vorträgen über die bestehenden Herausforderungen, aber auch über Chancen der Automobilzulieferer.

Die rund 1000 mittelständischen Automobilzulieferer in den drei Landkreisen Schwarzwald-Baar, Rottweil und Tuttlingen beschäftigen rund 60 000 Menschen. Trotz Rekordabsätzen in den vergangenen Jahren haben die Automobilkonzerne einen schlechten Ruf. Vor allem der Diesel-Skandal schlägt große Wellen und wird bundesweit diskutiert. Auch Gespräche um mögliche Fahrverbote hängen politisch und gesellschaftlich nach. "Man hat Fehler gemacht, die sich jetzt rächen", sagt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management. In seinem Vortrag prognostizierte er einen Wendepunkt der Automobilindustrie in den nächsten zehn bis 15 Jahren. Immer mehr Unternehmen setzten sich mit den Themen Elektromobilität und autonomes Fahren auseinander. Chinesische und norwegische Hersteller seien da bereits ganz vorne mit dabei und die deutsche Industrie müsse nun enger mit der Politik zusammenarbeiten, um diesen Wendepunkt nicht zu verpassen.

Bratzel ging zudem auf Probleme bei Elektromobilität ein und verwies auf die immer noch bestehende Reichweitenangst, die fehlende Infrastruktur sowie den zu hohen Preis von Elektroautos. Auch von Seiten der Politik müsse man hier endlich aktiv werden und sich mit den Herstellern vernetzen, um innovative Technologien voranzutreiben.

"Die nächsten Jahre werden durch große Investitionen und Veränderungen zu mageren Jahren", sagte Bratzel zur weiteren Entwicklung der deutschen Automobilindustrie. Nach dem Vertrauensverlust und dem Wegschauen der Politik unter anderem im Diesel-Skandal brauche es nun einen neuen Rationalismus in der Diskussion, führte Bratzel aus. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands industrieller Unternehmen Baden (WVIB), entgegnete: "Da tut sich was, da hat sich schon immer etwas getan."

Man dürfe nicht alles dramatisieren, aber eben auch keine Heilsbotschaften verkünden. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Automobilherstellern und Zulieferern sowie der Politik müsse es zukünftig in jedem Fall geben, pflichtete Münzer seinem Vorredner bei. Der WVIB hatte zur künftigen Entwicklung in der Vergangenheit verschiedene Szenarien betrachtet. Am gravierendsten wären demnach die Folgen für die regionalen Unternehmen, wenn der Verbrennungsmotor völlig vom Elektromotor verdrängt würde. Der Grund: Wo für Motor und Getriebe in einem konventionellen Wagen rund 1400 Teile benötigt würden, brauche es beim Elektroauto nur etwa 200 Teile.

Knapp ein Drittel der Zulieferer würden wohl wegfallen – und damit auch viel Können und Wissen in der Metallbearbeitung, so die Befürchtung. Doch andere Szenarien geben der Branche Anlass zu Optimismus.

Sollten etwa Hybridfahrzeuge, die sowohl einen Verbrennungs- als auch einen Elektromotor unter der Haube haben, stärker verkauft werden, wäre das Können der heimischen Firmen künftig weiterhin stark gefragt. Dazu kommt die weltweite Entwicklung: Auch wenn der Anteil von Elektromotoren im Vergleich zu Verbrennern zunehmen sollte, wachse die Nachfrage nach Fahrzeugen in den aufstrebenden Schwellenländern insgesamt wohl stark an.

Erst recht positiv sei es, wenn Verbrennungsmotoren künftig klimaneutral etwa mit Wasserstoff fahren würden: Dann gäbe es keine Nachteile für die Zulieferer. "Wir sind heute nicht hier, um ausschließlich über die großen Konzerne zu sprechen. Es geht um den Mittelstand", sagte auch Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Die Automobilzulieferer müssten sich den aktuellen Themen stellen, es werde künftig nicht mehr nur um den Verbrennungsmotor gehen.

Welche konkreten Auswirkungen der Umbruch in der Automobilindustrie auf den Arbeitsmarkt haben wird, sei noch nicht zu bestimmen, so Albiez.

Dennoch wird angenommen, dass die Arbeitsplätze in der Produktion eine große Veränderung erfahren werden. Die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt seien dann aber auch gleichzeitig Chance, neue Jobs und Möglichkeiten für Arbeitnehmer zu schaffen.

Neben der Elektromobilität ist es das Ziel der Hersteller, sich weiterhin mit der Verbesserung des Verbrennungsmotors auseinanderzusetzen. Den Verbrennungsmotor von einem Tag auf den anderen aus der Produktion zu nehmen, ist nach Aussagen der Experten nicht realistisch. Vielmehr solle ein schrittweiser Ausbau von Elektromobilität stattfinden.