Der Eintrag ins goldene Buch der Stadt Donaueschingen von Generalkonsul Charbonnier (Zweiter von rechts) bei OB Thorsten Frei (rechts) zusammen mit Brigadegeneral Gert-Johannes Hagemann (links) und Colonel Wallerand de Madre war einer der Höhepunkte des Empfangs in den Donauhallen. Foto: Kienzler

Die Deutsch-Französische Brigade in Donaueschingen ist ein Kind des Élysée-Vertrages. Empfang zum 50. Jahrestag.

Von Michael Kienzler Donaueschingen. "Die deutsch-französische Freundschaft ist tief in unserer Gesellschaft verankert und wahrscheinlich das stärkste Signal, das zwei Staaten aussenden können, um die Zukunft miteinander zu gestalten", betonte Oberbürgermeister Thorsten Frei beim Empfang in den Donauhallen.Dort hatten sich im BartókSaal rund 1000 Gäste zu den Feierlichkeiten anlässlich des 50. Jahrestags der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags nach der Parade von deutschen und französischen Soldaten des Jägerbataillon 292 und des 110éme Regiment d’Infanterie durch die Innenstadt eingefunden.

Rund 600 Zaungäste ließen sich das Spektakel zuvor nicht entgehen, die meisten davon dick eingepackt in wärmende Jacken am Hanselbrunnenplatz. Dort wartete zur Abnahme die Prominenz auf das Defilee. OB Thorsten Frei nahm zusammen mit den militärischen Obristen die Parade ab, nur wenige Meter daneben spielte das Heeresmusikkorps 10 aus Ulm den Marsch "Regimentsgruß", als die ersten Soldaten den Platz passierten.

Flotten Schrittes ging es über die Karlstraße und Käferstraße zu den Donauhallen, wo auch die Truppen vom Musikkorps aus Metz empfangen wurden.

Groß war die Gästeliste, allen voran der französische Generalkonsul Michel Charbonnier aus Stuttgart, Landtagspräsident Guido Wolf, Staatssekretär Ernst Burgbacher, Europaabgebordneter Andreas Schwab und Landrat Sven Hinterseh.

Allein zehn Bürgermeister aus Gemeinden mit Garnisons-Streitkräften zeigten ihre Verbundenheit mit Donaueschingen, auch Emile Blessig, Bürgermeister der Partnerstadt Saverne nahm neben Ehrenbürger und OB a.D. Bernhard Everke Platz. Aber auch viele Bürger wollten sich die Feier nicht entgehen lassen, im hinteren Teil des Bartók-Saals lauschten zudem Soldaten der deutsch-französischen Brigade den Reden.

Thorsten Frei ging auf die Freundschaft von Charles de Gaulle und Konrad Adenauer ein. "Europa kann nur dann einen anderen Weg gehen, wenn die Motoren Frankreich und Deutschland vorantreiben". OB Frei richtete den Blick auch nach vorn und auf das Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Saverne im kommenden Jahr. Diese Partnerschaft sei zu einer Institution geworden und Vereine und Schulen treffen sich regelmäßig, woraus auch persönliche Freundschaften entstehen.

Colonel Wallerand de Madre bezeichnete Frankreich und Deutschland als Schicksalsgemeinschaft. Die Zukunft beider Länder sei von einer vertieften EU nicht zu trennen. Die Deutsch-Französische Brigade sei ein Kind des Élysée-Vertrages und stetig gewachsen. Die Entfernung der fünf Standorte in Baden-Württemberg und der beiden in Frankreich erschwere die Zusammenarbeit, aber die Herausforderung würde gemeistert.

Brigadegeneral Gert-Johannes Hagemann lobte die Stadt für ihren energischen Kampf für den Erhalt des Standortes im Zuge der Bundeswehrreform. Vor allem aber auch die Bürger der Stadt: "Die Solidarität mit Soldaten und Angehörigen hat diese Garnisonsstadt deutlich unter Beweis gestellt. Ich erinnere mich gerne an viele Appelle vor dem Schloss oder den Donauhallen."

Es sei hier kein Problem, Soldaten in Uniform zu gesellschaftlichen Veranstaltungen einzuladen. "Sie alle tragen wesentlich mit ihrem persönlichen Engagement dazu bei, dass wir uns hier wohlfühlen und wir möchten hier gerne bleiben", rief Hagemann den Bürgern unter viel Applaus zu.

2013 werde ein ereignisreiches Jahr, mit der Stationierung des Panzerfahrzeuges "Boxer" werde Donaueschingen noch mehr internationale Aufmerksamkeit erlangen. Damit ging der General auch aktuell auf mögliche Einsätze deutscher und französischer Soldaten in Mali ein. Generalkonsul Michel Charbonnier hob den Friedensnobelpreis für die EU in den Mittelpunkt seiner Rede. "Jeder weiß, dass das europäische Anliegen auf der deutsch-französischen Aussöhnung aufbaut." Es brauche die Dynamik der Jugend, um in Europa weiterzukommen. Das Erbe de Gaulles und Adenauers sei zerbrechlich, dies gelte es zu schützen.

Viel Applaus bekamen die Mädchen und Jungen des deutsch-französischen Chorprojektes der Realschule Donaueschingen und des Collége Robert Schumann unter Leitung von Melissa Campi und Tanja Henseler, die zwischen den Reden ihren Auftritt hatten.

"Musik ist eine Sprache ohne Grenzen" war das Motto. "Les Champs-Elysées" oder "Butterfly" sangen die jungen Kehlen, Gänsehaut-Stimmung kam auf, als der Chor das Abschlusslied der Feier, die Europa-Hymne "Freude schöner Götterfunken" sang.

Doch viele Gäste blieben noch zum Stehempfang für Gespräche oder schauten sich eine kleine Ausstellung und die Fahrzeug- und Waffenschau vor der Halle an.