Zurück aus dem Ruhestand: Manfred Diewald steht in der Eingangstür der Kirche St. Marien. Der 77-Jährige leitet in der derzeitigen pfarrerlosen Zeit die Geschicke der Donaueschinger Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Priester, ein Leben lang: Manfred Diewald leitet in der Übergangszeit die Geschicke der Donaueschinger Pfarrei

Von Steffen Maier

Donaueschingen. Taufe um 15 Uhr, Beichte um 16 Uhr, Messe um 18 Uhr: Diese drei Termine hat Manfred Diewald für heute in seinem Terminkalender stehen. Es ist ein ganz normaler Samstag, ein ganz normaler Arbeitstag für einen katholischen Pfarrer. Aber was heißt schon normal: Eigentlich ist Manfred Diewald ja im Ruhestand. Eigentlich.

Bedingt durch den Weggang von Pfarrer Hans-Peter Fischer nach Rom und die der dadurch entstandenen Vakanz ist Diewald seit Ende des vergangenen Jahres wieder voll zurück im Arbeitsleben, als sogenannter Administrator der Donaueschinger Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit. Die Aufgabe hat er auf den Tag genau sieben Jahre nach seiner Pensionierung übernommen. Aber was heißt schon Pensionierung: "Als Pfarrer mag man in den Ruhestand gehen – Priester bleibt man ein Leben lang", sagt der 77-Jährige.

Manfred Diewald lebt seit sieben Jahren, seit seiner Pensionierung, in Donaueschingen. Geboren im Rheinland und aufgewachsen in Freiburg, hat er in seinem ersten Arbeitsleben an zahlreiche Stationen innerhalb der Erzdiözese Freiburg gewirkt: Als Vikar in Bad Säckingen und Mosbach, acht Jahre als Religionslehrer an der Handelslehranstalt Offenburg, elf Jahre als Leiter der Ausbildungsstätte für Gemeindereferenten Freiburg (die älteste ihrer Art in Deutschland), zehn Jahre als Pfarrer und Dekan in Bruchsal und noch einmal acht Jahre als Pfarrer in Freiburg-Günterstal und als dortiger Regionaldekan. 2003 hatte Diewald mit 70 Jahren die Altersgrenze für Dekane erreicht. Er geht in den Ruhestand und wird – kirchenrechtlich – von seinen Pflichten als Pfarrer entbunden.

Zu dieser Zeit erreicht ihn die Anfrage aus Donaueschingen von Hans-Peter Fischer, der gerade frisch das Pfarrer-Amt angetreten und damit die Verantwortung für die ehemals eigenständigen beiden Pfarreien St. Marien und St. Johann übernommen hat: Ob er seinen Ruhestand nicht auf der Baar erleben möchte. Diewald kennt Fischer aus Freiburger Jahren. Fischer fragt ein Mal, Fischer fragt zwei Mal, dann sagt Manfred Diewald zu.

Mit der Entscheidung, nach Donaueschingen zu gehen, ist die Bereitschaft verbunden, als sogenannter Subsidiar in der Seelsorge mitzuarbeiten. Als aus heutiger Sicht glückliche Fügung erweist sich, dass im selben Jahr 2003 Pfarrer Herbert Kraft, bis dato in der Pfarrei Königsfeld-Neuhausen tätig, ebenfalls in den Ruhestand geht – und sich als Wohnort ebenfalls Donaueschingen ausgesucht hat. Diewald und Kraft unterstützen Fischer tatkräftig, die Pensionäre übernehmen Termine, vertreten Fischer, wenn er in Urlaub ist, es entwickelt sich eine enge und, wie Diewald sagt, überaus harmonische Zusammenarbeit. Das alles erleichtert die derzeitige Situation, die Vakanz: Manfred Diewald und Herbert Kraft kennen die Gemeinde, sie sind, wenn man das so sagen kann, als Mannschaft eingespielt. Dazu kommt, dass die Donaueschinger Katholiken eine lebendige und rege Gemeinde bilden: Zahlreiche Ehrenamtliche sind engagiert und helfen mit. Die Gottesdienste und alle sonstigen seelsorgerischen Aufgaben sind, obwohl der Pfarrer weg ist, überwiegend gesichert.

Aber was heißt schon keinen Pfarrer: Als Pfarradministrator ist Manfred Diewald aktuell der Donaueschinger Pfarrer, wenn auch nur auf Zeit. Er ist kraft seines Amtes, das er am 1. Dezember 2010 übernommen hat, zuständig für die Seelsorge und als Vorsitzender des Stiftungsrates verantwortlich für die Verwaltung der Pfarrei und zugleich Vorgesetzter aller Angestellten.

Eine große Aufgabe. Als normaler Arbeitnehmer möge er die Altersgrenze schon lange überschritten haben, so Diewald – aber es gehe ihm gesundheitlich so weit gut, also habe er die Aufgabe gerne übernommen.

Wie lange der 77-Jährige die Aufgabe noch innehat, ist indes weiter ungewiss. Bis Ende Januar könnte ein neuer Pfarrer feststehen. Diesem würden Manfred Diewald und Herbert Kraft falls gewünscht weiter zur Seite stehen, weiter aushelfen. Ruhestand ohne Arbeit – das mag sich Manfred Diewald irgendwie nicht vorstellen: "Ich finde es schön und es hält mich lebendig, wenn ich mithelfen kann."