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Exklusive Einblicke ins verlassene Kasernenviertel / Bernhard Kaiser (Bild vorne links) führt durch die Geschichte

Bernhard Kaiser erinnert sich noch gut: Es war im Herbst 2013, als ein französischer General bei ihm anrief und ihm auf schwäbisch mitteilt, er werde am nächsten Tag mit ein paar Kollegen im Rathaus vorbeischauen.

Donaueschingen (jak). Offiziell könne er noch nichts sagen, aber es war klar: Die französischen Soldaten werden Donaueschingen verlassen. "Obwohl wir damit gerechnet haben, war es ein großer Schock für uns", blickt der ehemalige und langjährige Bürgermeister zurück. Jetzt im Ruhestand hat er auch Zeit, für den Baarverein über das Gelände zu führen, das lange Zeit von den Franzosen genutzt wurde, dann vom Land als Notunterkunft und nun zum neuen Stadtviertel "Am Buchberg" umgewandelt werden soll. Und das Thema kommt so gut an, dass der Kaisersche Rundgang im Nu ausgebucht war und es noch einen zweiten Termin geben wird.

Nicht der erste Prozess

Was dann kam, ist bekannt. Es wurde ein Plan entwickelt, wie die Stadt das Gelände zu einem neuen Viertel umwandeln kann – mit möglichst viel Einflussmöglichkeiten. Dabei war es nicht der erste Konversionsprozess, den Kaiser in Donaueschingen erlebt hat. Da sei das Lazarett oben auf dem Buchberg, das mittlerweile unter Denkmalschutz steht und 70 Wohnungen beherbergt. Und auch das Kreiswehrersatzamt, das zum Firmensitz von Nexus geworden ist, sei eine gelungene Umwandlung.

In vielen Bereichen erobert die Natur langsam das Gelände zurück. Es herrscht morbider Charme: Spuren der französischen Geschichte mischen sich mit neueren, die aus der Zeit stammen, in der die ehemalige Kaserne als Notunterkunft genutzt wurde. In Spitzenzeiten waren es 3000 Flüchtlinge. "Ich habe die Stadt sich noch nie so schnell wandeln gesehen", blickt Kaiser zurück.

Der Konversionsprozess drohte zu stoppen: "Damals habe ich gesagt, wir lassen nicht nach", sagt Kaiser. Viele Verhandlungen später stand fest: Das Gelände wird in drei Tranchen zurückgegeben. Während beispielsweise Ellwangen immer noch eine Notunterkunft hat, ist die Stadt Donaueschingen seit Beginn des Monats im kompletten Besitz des Geländes.

Es wird noch Jahre dauern, bis der Konversionsprozess abgeschlossen ist, aber die Vision steht: 230 Wohneinheiten sollen in dem neuen Stadtteil "Am Buchberg" entstehen.

Längst hat sich aus dem großen Schock von 2013 eine Chance entwickelt. "Für die Stadt ist es ein tolles Projekt", sagt Bernhard Kaiser.

Im nördlichen Bereich ist der Konversionsprozess am Weitesten fortgeschritten, schließlich hat die Stadt diesen Teil auch schon am 1. April 2017 zurückerhalten. Die neue Kindertagesstätte ist fertig und auch die Bauplätze für Einfamilienhäuser sind bereits verkauft. Im mittleren Bereich, der seit 1. Januar 2019 der Stadt gehört, sind bereits die Gebäude, die nicht mehr zu erhalten waren, abgerissen und die Vermarktung läuft ebenso wie die Planungen für den Realschulneubau. Nun liegt der Fokus auf dem südlichen und gleichzeitig größten Geländeteil mit den Denkmalschutz-Bauten, der gleichzeitig große Chancen, aber auch große Herausforderungen mit sich bringt.