Die Sitzung des Ortschaftsrats war Angela Giesins (links unten) erste Sitzung als Ortschefin. Die Sitzung wurde auch von Grüningens Ortsvorsteher Michael Böhm (vorne in der Mitte) und Tannheims Ortsvorsteherin Anja Keller (vorne rechts) verfolgt. Foto: Reichart

Klares Nein zu den Plänen der Bundeswehr. Ortschaftsrat spricht über Militäranlage. Bürger bringen sich kaum ein.

Donaueschingen-Wolterdingen - Tannheim und Brigachtal haben sich schon klar positioniert: Sie möchten in den Forstdistrikten Ochsenberg und Weißwald, in der Nähe von Wolterdingen, keine Schilder mit der Aufschrift "Militärischer Sicherheitsbereich" sehen.

Doch was haben die Wolterdinger für eine Meinung zu dem geplanten Neubau eines Bundeswehr-Standortübungsplatzes in diesem Gebiet, dessen Anfahrtsweg über die Gemeindeverbindungsstraße Wolterdingen-Beckhofen, Abfahrt links in den Ochsenberg, erfolgen soll?

"Der Kampfgeist in Wolterdingen ist anscheinend nicht groß"

In der ersten öffentlichen Ortschaftsratssitzung seit einem Jahr hätten die Bürger sich informieren und auch ihre Bedenken einbringen können. "Der Kampfgeist in Wolterdingen ist anscheinend nicht groß", merkte Gemeinderätin Ramona Vogelbacher am Tag danach an. Der Sitzung wohnten zu Beginn etwa 35 Personen bei – davon acht Bürger, die für treue Blutspenden geehrt wurden. Und wenn man dann noch die Tannheimer Ortsvorsteherin Anja Keller und Grüningens Ortschef Michael Böhm sowie die beiden Brigachtaler Gemeinderäte Heike Stöckmaier und Albert Sieber abzog, schaute es schon etwas mau aus. Um die Bürger mehr mit diesem Thema zu konfrontieren und zu sensibilisieren, hätte man darüber schon im September sprechen sollen, lautete die Meinung von Ramona Vogelbacher.

Nach der Bundeswehr-Planvorstellung durch Ortsvorsteherin Angela Giesin kamen dann auch ein paar Wortmeldungen. Claudia Hennemann plädierte für einen Bürgerentscheid. Das Naherholungsgebiet sei kaputt, und man müsse Angst haben, dort in der Nähe spazieren zu gehen. Auch Matthias Kaiser, der auf seinen schönen Wohnort mit attraktivem Wohnraum hinwies, glaubt, dass es schwierig sein werde, dem Bund einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Und Angelsportverein-Vorsitzender Dominik Schmidt stört, dass es keine Natur-Artenschutzuntersuchungs-Gutachten zur Einsicht gebe. Gemeinderat Achim Durler, der oft in dem Gebiet laufen gehe, und auf den die Bundeswehrherren, wie er sagt, in der Gemeinderatsitzung einen rigorosen Eindruck gemacht haben, fände es auch schade, wenn das Gebiet zerstört werden würde. Der allgemeine Tenor in Wolterdingen lautet also auch: nein. Aber Achim Durler und die Ortschefin würde die Lautstärke der Übungsmunition trotzdem interessieren. Und so regen sie an, quasi mit Vorankündigung, doch mal eine Schießprobe, durchzuführen.

So groß wie etwa 500 Fußballfelder

Stadtplaner Alexander Kuckes wies darauf hin, dass das geplante Projekt schon eine unglaublich große Schneise in den Wald reiße, denn es soll ja so groß wie etwa 500 Fußballfelder werden. Er werde die Wolterdinger Stellung mitnehmen, und animierte die Anwesenden, ihre Sicht doch schriftlich einzureichen. Dies habe eventuell mehr Gewicht – aber schnell, da die Frist im November ablaufen werde.

Der Hauptnutzer des neu eingerichteten Übungsplatzes sollen die 924 Soldaten des Jägerbataillons 292 sein, darüber hinaus die dritte Kompanie des deutsch-französischen Versorgungsbataillons. Die Militäranlage soll nach Aussage der Verantwortlichen wohl kein Truppenübungsplatz, sondern ein Standortübungsplatz werden. Das heiße, dass es sich nicht um einen Übungsplatz für schwere Kompanien handeln werde. Es sollen also keine Kettenfahrzeuge unterwegs sein. Diese blieben – wie bisher – in Stetten am kalten Markt. Rund 400 Hektar Wald soll für das Projekt weichen. Der aktuell 52 Hektar große Übungsplatz reiche laut Bundeswehr nicht mehr dafür aus, um den Soldaten eine gute Ausbildung zu ermöglichen und sie auf Einsätze vorzubereiten. Deshalb wolle man erweitern. Neben den verschiedenen Übungsanlagen sollen unter anderem auch ein Sanitärgebäude, ein Biwakplatz und eine Fahrzeugwaschanlage gebaut werden. Das größte Gegengewicht im Rahmen dieser Planungen könnte die Nachsorgeklinik Tannheim haben. 30 000 Unterschriften habe man schon gegen das Vorhaben der Bundeswehr gesammelt. Bis Jahresende sollten es 50 000 sein, erklärte Tannheims Ortsvorsteherin Anja Keller. Sie hofft darauf, dass dieses Ziel erreicht wird.