Vor der kleinen Mosterei in Hubertshofen warten schon die Kunden mit ihrer für die Herbstzeit typischen Ernte. Foto: Schwarzwälder Bote

Handwerk: Mosterei Tritschler in der dritten Generation betrieben / "Trester" dient als Wildfutter

Die schönen Äpfel kommen in den Lagerkeller. Aber was passiert mit Fallobst und Exemplaren mit Schlagstellen? Sie sind ein Fall für eine Mosterei. Dort geht es dieser Tage zu wie im Bienenstock. Wir haben uns in der kleinen Mosterei in Hubertshofen umgeschaut und die einzelnen Schritte bis zum herb-süffigen Abendgetränk angeschaut.

Donaueschingen-Hubertshofen. Wenn im Herbst die Äpfel reif sind, teilen sich die Wege der Verarbeitung. Denn Äpfel können nur gelagert werden, wenn sie vollkommen unbeschädigt sind. Gut geeignet ist aber Fallobst, mitunter sogar mit einem Wurm als Untermieter, zum Mosten. Natürlich kann man auch gepflückte Äpfel mit dazu nehmen. Viele Kilo Fallobst sind bei diesem kleinen Apfelbaum in Unterbränd schon abgesammelt. Und noch immer trägt der kleine Apfelbaum jede Menge reife Früchte.

Nach kurzer Zeit ist der Baum abgeerntet. Die Früchte wurden zuerst vom Boden, dann von der Leiter gepflückt, der Rest wurde heruntergeschüttelt. Faule Äpfel wurden verworfen. Trotzdem kann sich der Ertrag mit 150 Kilo sehen lassen. Gut bepackt geht es zur Mosterei nach Hubertshofen: die Äpfel in unterschiedlichen Behältnissen und einem Sack, Mostfässer zur Zwischenlagerung und die wieder verwendbaren Kartons der Tetrapacks vom vergangenen Jahr.

An der Mosterei herrscht an diesem Tag reger Betrieb. Ein Kunde nach dem anderen wird abgefertigt. Seit 1977 wird die kleine Mosterei von der Familie Tritschler geführt. 38 Jahre bewirtschaftete Emil Tritschler immer abends und am Wochenende die Mosterei. Unter seiner Ägide wurde begonnen, mit den Kunden Termine zu vereinbaren. Im Jahr 2015 übergab er den Job an seinen Sohn Georg, der schon von Kind an mit dabei ist. Inzwischen ist mit dessen Söhnen Max und Finn Tritschler die dritte Generation in der Mosterei tätig.

Ist der nächste Kunde an der Reihe, werden zunächst die Äpfel gewogen. Pro zehn Kilo Obst wird für das Mosten ein Euro berechnet. Über eine Holzrutsche werden die Äpfel in die Anlage gegeben. Die Kunden arbeiten mit.

140 bar in der Presse

Die Äpfel fallen dabei in ein Wasserbad, in dem sie gereinigt werden. Stiele, Schnecken, Würmer oder Grasreste werden dort aufgefangen. Hier können dann auch noch faule Exemplare abgesammelt werden. Über eine Förderschnecke werden die Äpfel aus dem Wasserbad nach oben transportiert, wo sie mit Messern zu Apfelmus zerhackt werden.

Das Apfelmus sammelt sich in einem Edelstahlbehälter, aus dem es in Filtertücher abgefüllt wird. Damit das Mus nicht wegläuft, wird zunächst ein Rahmen auf ein quadratisches geriffeltes Brett aufgesetzt, das Filtertuch dort hereingelegt und das Apfelmus darin gleichmäßig verteilt. Anschließend wird das Filtertuch oben umgeschlagen, der Rahmen wieder entfernt und das nächste Holzbrett aufgelegt. Nachdem ein Turm aus Holzbrettern und Filtertüchern gefüllt mit Apfelmus aufgestapelt wurde, wird es unter der Presse gedreht. In einen solchen Turm passen maximal drei Zentner Apfelmus.

Über einen Hebel wird schließlich die Presse in Gang gesetzt. Der Hydraulikzylinder presst Bretter und Filtertücher mit 140 bar Druck nach oben, der Apfelsaft läuft heraus und wird in einem Holzbottich gesammelt. Der Bottich wird nach jedem Kunden gereinigt. So bekommt jeder Kunde seinen eigenen Saft. Über einen langen Schlauch wird der fertige Apfelsaft vom Holzbottich in die bereit stehenden Mostfässer aus Kunststoff umgepumpt. 100 Kilogramm Äpfel ergeben etwa 60 bis 70 Liter Most.

Nach dem Pressen werden die Filtertücher ausgeschüttelt. Das übernehmen Finn und Max Tritschler. Die verbliebenen Festbestandteile, auch "Trester" genannt, werden in einem Anhänger gesammelt und gehen später als Wildfutter in den Forst.

Etwa die Hälfte der Kunden, so wie etwa Fridolin Langenbacher aus Reiselfingen, nimmt ihren Most in den eigenen Fässern zur Weiterverarbeitung oder zum Gären gleich wieder mit. Andere lassen ihren Most in Hubertshofen einkochen und in Tetrapacks verpacken. Damit später jeder seinen eigenen Saft bekommt, ist es wichtig, die Mostfässer sorgfältig zu beschriften.

1952 war die Mosterei an das damalige Schlachthaus angebaut worden. Mittlerweile gehört es zur Mosterei. In diesem Bereich wird der Saft eingekocht und abgefüllt. Über Nacht setzt der Most ab. Der Rest der noch enthaltenen Festbestandteile wird in eine Wanne abgesiebt. Insgesamt gehen bei dem Vorgang pro 60 Liter noch einmal fünf bis zehn Liter verloren. Nach jedem Kunden wird die Wanne gereinigt.

Mit einem Durchlaufpasteurisator wird der Saft auf 78 Grad Celsius erhitzt und von Georg Tritschler in Tetrapacks abgefüllt. In Zukunft möchte Georg Tritschler auch in Glasflaschen abfüllen, Hierfür hat er einen neuen Pasteurisator angeschafft, den er gerade testet. Damit möchte er nachhaltiger arbeiten. Denn einerseits produziere man ein Bio-Produkt, andererseits erhöhe aber man mit den Tetrapacks den Müllberg.

Emil Trischler dagegen kann in die Vergangenheit schauen. Als vor 64 Jahren die kleine Mosterei öffnete, gab es noch private Mostereien auf den großen Höfen gegeben. Damals habe man mehrfach gepresst, immer wieder mit Wasser verdünnt, deshalb sei der Most damals nicht so stark gewesen, berichtet der Senior-Moster. Und die Mengen waren geringer. Im Rekordjahr 2018 wurden 112 Tonnen Äpfel verarbeitet. Das Einzugsgebiet reicht von Trossingen über St. Georgen bis Titisee.

Einen Tag nach dem Mosten können die Kunden ihren eigenen frischen Apfelsaft abholen. In Hubertshofen gibt es Tetrapacks mit 20, zehn, fünf und drei Litern Inhalt.

1956 wurde die kleine Mosterei in Hubertshofen eröffnet, die damals an das 1952 erbaute örtliche Schlachthaus angebaut wurde. Seit 1977 wird die Mosterei von der Familie Tritschler geführt. Nach mehreren Wechseln suchte man damals einen neuen Moster. So sprach der damalige Ortsvorsteher Albin Vogt Emil Tritschler an. Der übernahm diese Aufgabe, die längst zur Familienangelegenheit in dritter Generation "reifte".