Noch in Donaueschingen, ab Oktober auf dem Atlantik: Die 15-jährige Nele Haarmann. Foto: Simon

Nele Haarmann verbringt ein Jahr auf dem "segelnden Klassenzimmer". 15 Reiseziele werden angesteuert.

Donaueschingen - 11 000 Seemeilen, sechs Monate, acht Länder – was wie der Vorspann einer Abenteuerserie klingt, wird für die 15-jährige Nele Haarmann Realität.

Die Donaueschingerin hat sich um einen Platz beim Ocean College beworben – und eine Zusage erhalten.

Segelndes Klassenzimmer

Ocean College: Dabei handelt es sich quasi um ein segelndes Klassenzimmer, das es Schülern erlaubt, ein Auslandsjahr auf dem Meer zu erleben. Mit dem Traditionssegler Regina Maris werden von Amsterdam aus 15 verschiedene Reiseziele angesteuert. Die Strecke führt dabei quer über den Atlantik bis zu den karibischen Inseln. Neben dem Schiffsalltag lernen die teilnehmenden Schüler auch Stoff, den sie zuhause in der Schule büffeln müssten. Nur eben mit konkretem Praxisbezug: Mathe und Physik wird mit den Aufgaben verknüpft, die man beim Segeln erledigen muss.

Nele, die momentan die neunte Klasse des Fürstenberg-Gymnasiums besucht, ist über die sozialen Medien auf das Ocean College aufmerksam geworden. "Eine Freundin hat mich darauf hingewiesen. Ich wollte nach der Schule auf jeden Fall mal einige Zeit im Ausland verbringen", sagt sie. Mit der Reise auf der schwimmenden Schule habe sie sich dann ausgiebig beschäftigt und schließlich entschieden: "Ich werde mich dafür bewerben." Das ist mittlerweile auch geschehen, die Zusage ist bereits erfolgt. Es sei sehr schnell gegangen und habe etwa eine Woche gedauert.

Finanzierung durch Crowdfunding

Finanzierung: Ihre Eltern finden es toll, was Nele vorhat, auch wenn sie sich wegen der Seereise auch ein wenig Sorgen machen.

Das Besondere an dem halben Jahr auf See ist nicht nur die Erfahrung, sondern auch die Finanzierung, um die sich Nele selbst kümmern wird. Dabei muss sie einen gehörigen Batzen aufbringen: 23 000 Euro will sie über Ferienjobs, Spenden und Sponsoren zusammenbekommen. "Beim Projekt will man nicht, dass es nur für eine Gesellschaftsschicht möglich ist. Ich habe also eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, bei der jeder so viel geben kann, wie er möchte", erklärt die 15-Jährige. Stichtag ist der 7. Oktober, eine Woche vor der Abfahrt in Amsterdam. Dann will Nele das Geld beisammen haben. Sie habe dazu schon einige Unternehmen in der Region angeschrieben.

Alltag: Wie sieht der an Bord des Schulschiffes aus? "Es wird sich auf jeden Fall abwechseln zwischen dem Schulunterricht, Segeln und den Diensten, die an Bord eines Schiffes eben so anfallen, etwa in der Kombüse", erklärt die Schülerin. Es komme auch vor, dass man nachts aufstehen und Wache halten müsse. "Wir werden in einem halben Jahr sehr viel lernen", freut sich Nele.

Seekrankheit auch ein Thema

Route: Die Regina Maris segelt von Amsterdam an der europäischen Westküste vorbei an der afrikanischen Küste. Dann geht es quer über den atlantischen Ozean. Bei solch einer Überquerung ist die Seekrankheit natürlich auch ein Thema, weiß die Schülerin: "Man hat uns im Vorgespräch gesagt, dass es ganz sicher jeden mindestens einmal treffen wird. Da muss man durch." Über dem Atlantik steuert das Schiff in Richtung Karibik, nach Kuba und bei Bermuda geht es wieder in Richtung Europa. Die zweite Überfahrt werde dann übrigens von den Schülern selbst gemeistert.

Dabei verbringen die Schüler ihre Zeit nicht nur an Bord des Schiffes. Geplant sind auch mehrere Landaufenthalte, die Teil des Lehrinhaltes sind. "In Costa Rica werden wir zwei Wochen bei Gastfamilien leben und auch dort in die Schule gehen. Wir helfen dann auch bei der Kaffee-Ernte und sind von der Röstung bis zum Verkauf mit dabei", sagt Nele. Das Ocean College verfolge auch gemeinnützige Ziele und sei nicht auf ein touristisches Reisevergnügen aus: "Wir helfen in den Ländern aktiv mit".

Noten und Lernstoff kommt von der Heimatschule

Besonders freut sich die Donaueschingerin auf die Gemeinschaft an Bord und das Kennenlernen andere Menschen und Kulturen. Dass sie mitten im Schuljahr mit dem Schiff reist, ist für sie kein Problem: "Wir bekommen dort auch Noten und den Lernstoff von der Heimatschule übermittelt. Wenn es läuft wie geplant, kann ich nach meiner Rückkehr einfach weitermachen, ich nehme allerdings auch eine Wiederholung in Kauf", gibt sich die 15-Jährige selbstbewusst. Dennoch ist sie vor der großen Abfahrt nervös: "Ich werde sicher Heimweh bekommen, denke aber auch, dass die Leute an Bord bestimmt auch wie eine eigene Familie sein werden."

Für ihre große Reise mit dem Ocean College ist Nele Haarmann noch auf der Suche nach Unterstützern und Sponsoren, da sie die notwendigen 23 000 Euro selbst aufbringen möchte. Wer ihr dabei helfen möchte, kann das über ihre Online-Kampagne auf Fundmytravel unter www.fundmytravel.com/campaign/EH7e0ogajj tun.