Fotos: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Blütenmeer entlang der B-27-Umfahrung sorgt für optische Aufwertung

Der Verkehr auf der B27-Umfahrung fließt ohne Probleme. Die Menschen in Behla sind glücklich ob der Ruhe innerhalbe des Hüfinger Ortsteils.

Hüfingen-Behla (guy). Vor dem Gasthaus Kranz stehen sogar Tische und Stühle vor dem Gebäude. Ein Zustand, der noch vor einigen Monaten so undenkbar gewesen wäre. Zu sehr hätte der Verkehr mit Lärm und Abgasen geplagt.

Was zu all der Freude jetzt noch hinzukommt ist eine optische Aufwertung entlang des neuen Straßenabschnitts. An mehreren Teilen verwandelt der blühende Klatschmohn die Straßenränder in rot getränkte Flächen. Ein echter Hingucker. Doch damit ist es nicht getan, wissen Manfred Mersch und Christoph Sprenger, die für das Regierungspräsidium für das Bepflanzungskonzept an der neuen B 27 verantwortlich sind. "Mohn ist besonders auf Rohböden immer sehr stark", erklärt Sprenger. In der Saatgutmischung sind allerdings auch noch andere Sorten enthalten. Rund 50 Arten wurden entlang der Umfahrung ausgebracht. In den nächsten Jahren dürfte es dort also noch bunter werden. Eine entsprechende Bepflanzung ist nicht nur gut für die Umwelt und eine optische Aufwertung, sondern schlicht notwendig: "Zu jedem Straßenbau-Beitrag braucht es eine landschaftsplanerische Ausgleichsbilanz", sagt Mersch. Der Kostenfaktor für die Begrünung liege bei rund 200 000 Euro.

Benutzt wurde dafür ein aufwendiges ökologisches Saatgut. Im sogenannten Nass-Saat-Verfahren kommt das Material auf den Boden. "Die Saat wird unter Druck aus einem Tank gesprüht und bleibt entsprechend kleben", sagt Merscher. Pro Quadratmeter kommen dabei etwa drei bis fünf Gramm Saatgut zum Einsatz. Das geht weitaus effizienter und praktischer, als das gesamte Material manuell auszubringen und dann zu walzen. Welche Pflanzen an die B 27-Umfahrung kommen, suchen sich die Experten dabei nicht nach Lust und Laune aus. Das Bundesnaturschutzgesetz legt fest, aus welchen Bereichen im Land die Pflanzen kommen dürfen, wo sie gezüchtet und schließlich auch gepflanzt werden dürfen. Damit soll etwa vermieden werden, dass Sorten, die hier nicht heimisch sind, angesiedelt werden. Außerdem werde geschaut, welche genau an dieser Stelle auch sinnvoll sind.

Neben den Blumen sind im Konzept auch noch Bäume und Sträucher vorgesehen. Zwischen dem Mohn sind bereits kleinere kahle Stellen zu erkennen, an denen die Erde rot erscheint. Jeweils dort werde ein Baum gepflanzt: "Insgesamt sind es 104 Bäume und 2800 Sträucher. Bei der Pflanzung sind die noch relativ unscheinbar, sie werden aber noch größer", erklärt Sprenger.

Thema ist das vor allem auch entlang der Lärmschutzwand. Sie wurde kurz nach dem Aufstellen für ihre Optik kritisiert. Zu massiv, zu grau – so der Vorwurf. Mit Kletterpflanzen und Bäumen will man auch dort dafür sorgen, dass die Konstruktion etwas lockerer daherkommt. "Durch die Bäume wird der Eindruck der Wand schnell abgemildert", so Sprenger. Und sogar eine kleine Streuobstwiese soll es geben. Die Obstbäume kommen in den Bereich zwischen den Auf- und Abfahrten der B 27 und der Kreisstraße in Richtung Hausen vor Wald. Ein Problem für die Pflanzen am Straßenrand sei dabei vor allem das Salz in der Winterzeit. Dadurch werde der Stamm angegriffen.

Wichtig sei es, eine möglichst große Vielfalt in dem Bereich zu schaffen. So gibt es auch Flächen, die bewusst kahl gelassen wurden, damit sich dort eine Spielwiese für indigene Pflanzen bietet, sich dort zu entfalten. "Es ist definitiv kein Einheitsgrün", erklärt Merscher.

Damit in einigen Jahren alles bunt blüht und mit Pflanzen bewachsen ist, sei eine extensive Pflege notwendig: "Wir haben uns viel Mühe mit der unterschiedlichen Ansaat gegeben. Es gibt verschiedene Farben, Insekten werden gut bedient und alles ist standortgerecht. Das geht jedoch nur mit entsprechender Pflege", sagt Sprenger.

Hohe Biodiversität, bunte Farben, Nahrung und Platz für Insekten und alles standortgerecht: Die aufwendige Bepflanzung erfordert auch, dass man sich im Anschluss entsprechend darum kümmert. Sind die Arbeiten dort abgeschlossen, ist die Straßenmeisterei für die weitere Pflege zuständig. Besonders wichtig sei laut Landschaftsplaner Christoph Sprenger, dass das Mähgut auch abgeräumt werde. Oft werde gemulcht, das Mähgut werde liegen gelassen. Dadurch gelangen mehr Nährstoffe in den Boden, wodurch schwächere Arten dominant werden können.