Komplett gefüllte Zuhörerränge gab es bei den Donaueschinger Musiktagen am Wochenende. Auf unserem Bild der Strawinsky-Saal beim Auftaktkonzert der italienischen Solo-Gitarristin Alessandra Novaga. E sind weniger die Einheimischen als vielmehr ein internationales Fachpublikum, das zu dem Neutönerfestival strömt, um die neusten Inspirationen und Entwicklungen in der zeitgenössischen Tonkunst auf sich wirken zu lassen. Foto: Sigwart

Festival greift Flüchtlingsproblematik auf. 27 Uraufführungen und Klanginstallationen. Hohe Qualität.

Donaueschingen - Rund 10.000 Besucher aus Deutschland, zehn weiteren europäischen Ländern sowie aus Übersee erlebten von Donnerstag bis Sonntag bei den Donaueschinger Musiktagen 27 Uraufführungen und Klanginstallationen.

Zum Abschluss des Festivals sagte Rathauschef Erik Pauly beim Pressegespräch: "Sie sehen einen glücklichen Oberbürgermeister!"

In der von SWR-Mitarbeiter Oliver Kopitzke moderierten Runde zur Bewertung des Festivals kamen vier fachlich profilierte Persönlichkeiten zu Wort: der Künstlerische Leiter des Festivals Björn Gottstein, die Komponistin Isabel Mundry, der Schlagzeuger Jochen Schorer aus dem SWR-Symphonieorchester sowie der stellvertretende Leiter des Experimentalstudios des SWR Joachim Haas.

Gottstein, der zunächst bis 2021 im Amt sein wird, zog ein erstes Fazit: "Es sind sehr wilde Stücke aufgeführt worden, das hat mich gefreut." Eine ganze Reihe der Werke hatte ungeplant einen politischen Bezug. Abgesehen von diesem Aspekt sind nach Meinung des Intendanten bei den Musiktagen Dinge zu erleben gewesen, die "staunen oder auch ratlos machen, aber nur im Klang erlebbar sind".

Der Amoklauf eines deutsch-iranischen Schülers im Jahr 2016 in München sowie das nicht vorhersehbare nachbarschaftliche Zusammenleben mit Flüchtlingen haben Isabel Mundry zu zwei Kompositionen veranlasst, die sie nicht als Idee ausgeführt hat, sondern die ihr quasi entgegengeschlagen sind. Sie sprach von einem "Schock des Akustischen".

Zum 20. Mal wirkte er als Schlagzeuger bei den Musiktagen mit: Jochen Schorer. Für ihn ist Neue Musik zwar nie Routine, doch hatte er dieses Jahr den für Außenstehende kuriosen Eindruck, "die Komponisten wollten uns Musiker schonen".

Ein wenig in die Zukunft schaute der Musikinformatiker und Klangregisseur Joachim Haas. Er und Kollegen arbeiten an Hybridanordnungen für neue Klänge unter Einsatz von betagten Synthesizern und modernster elektronischer Technik.