Ein Blick auf die aktuelle Lage der deutschen und europäischen Zulieferer-Branche sowie auf die derzeitige Schulpolitik stand im Mittelpunkt des jüngsten Dialogs im Relais & Chateaux-Hotel Dollenberg.
Wieder war es dem Landtagsabgeordneten Willi Stächele (CDU) aus Oberkirch gelungen, zwei ausgesprochene Experten als interessante Gesprächspartner zu gewinnen. Zwischen Saibling auf Safran und Rinderlende mit Spargel aus der Zwei-Sterne-Küche von Martin Herrmann ließ sich vorzüglich über aktuelle Tagespolitik diskutieren, auch wenn dies zuweilen reichlich düster klang.
Unter den knapp 100 Gästen aus regionaler Wirtschaft waren auch die CDU-Abgeordneten Tobias Wald (Baden-Baden) und Katrin Schindele (Baiersbronn). Dazu gesellte sich eine Klasse der Heimschule Lender aus Sasbach, die sich im Wettbewerb „Jugend gründet“ bis ins Bundesfinale vorgearbeitet hatte.
Vielversprechende Reformansätze
Zu ihren derzeit größten „Baustellen“ zählte Theresa Schopper (Grüne), Ministerin für Kultur, Jugend und Sport, die frühkindliche Erziehung in Kindergärten und in den Grundschulen. Sie informierte über zahlreiche vielversprechende Reformansätze, um – zum Beispiel – in den Kindergärten die defizitäre Sprachkompetenz der Kinder auch mit „verbindlichen Maßnahmen“ zu verbessern. In der Grundschule gelte es, in einer durch hohen Migrationsanteil und Corona veränderten Schülerschaft Kinder aus bildungsfernen Haushalten zu fördern, ohne die guten Schüler zu vernachlässigen. Gewürzt mit humorvoller Selbstironie ging die Vollblutpolitikerin („Nichts ist so strukturkonservativ wie das Bildungssystem“) auf die Lehrerversorgung ein, in der es noch eine Durststrecke zu überstehen gelte. Angesichts des Fachkräftemangels sei auch die berufliche Orientierung neu aufzustellen. Dabei bat sie die Unternehmer, mit Praktika, Schnupperkursen, Paten- und Partnerschaften zu helfen.
Sorge um den Bestand von Kleinschulen
Derweil schwante Abgeordnetem Willi Stächele durch den Lehrermangel Schlimmes: „Wir werden die Kleinschulen so nicht halten können.“
Zuvor hatte Matthias Pillin, Vorstand Technologie bei Bosch Mobility Solutions, einen kritischen Blick auf die Situation der Automobil-Zulieferer in Deutschland geworfen, deren Erfolgsmodell durch die technischen Revolutionen des Autos und den immensen Druck aus China angreifbar geworden sei. Deutsche und europäische Unternehmen müssten sich nach neuen Aufträgen umsehen. Das treffe auch und im besonderen Baden-Württemberg.
Matthias Pillin: „Das Mutterland der Automobilfertigung wird in ein paar Jahren anders aussehen.“ Dem Unternehmen Bosch sagte der Technologie-Experte eine gesicherte Zukunft, auch dank dessen über 80-jähriger Verankerung auf dem chinesischen Markt, voraus.
Mit Hinweis auf Pillins Herkunft – der Ortenau – meinte Willi Stächele nicht ohne Stolz: „Einer von uns“.