Comedian Dominik Kuhn, besser bekannt als Dodokay, begeistert das Publikum in Empfingen. Foto: Schwind

Nach Veranstalterangaben 600 begeisterte Besucher der Dodokay-Show feierten am Samstagabend in der Empfinger Tälesee-Halle den Vorzeigeschwaben und krönten die Veranstaltung zu einem vollen Erfolg.

Empfingen - "Die Leute möchten nach der sehr langen Abstinenz durch das Corona-Virus wieder raus, miteinander reden und gemeinsam was erleben", erklärte ein Mitarbeiter der Veranstaltungsagentur, während er akribisch genau die Einhaltung der Hygiene-Regeln am Eingang kontrollierte.

Fast drei Stunden lang unterhielt der Reutlinger Comedian Dominik Kuhn, besser bekannt als "Dodokay", das Publikum in seiner Show "Genau mein Ding". Er gab von der ersten Minute an in seiner erfolgreichen Art und Weise Vollgas und löste immer wieder Lachsalven aus. Dodokay ist kein Unbekannter in Empfingen. Er wirkte bereits beim 30. Antenne-1-Geburtstag vor 12 500 Besuchern beim Live-Spektakel auf dem Empfinger Festplatz im Jahr 2019 mit.

Dodokay hatte bereits 2006 seine ersten "YouTube-Filmchen" auf Schwäbisch ins Netz gestellt und bekam gleich Millionen von Klicks. Damals konnte er allerdings noch nicht wissen, dass er als Produzent, Regisseur, Sprachkünstler, Komiker, Musiker, Synchronsprecher und Übersetzer eine Wahnsinns-Karriere hinlegen sollte. Man sagt ihm nach, den schwäbischen Dialekt aus dem Kehrwochen- und Maultaschen-Mief geholt zu haben und zum Vorzeigeschwabe gereift zu sein.

Von Nachbarin inspiriert

Viele Elemente und Ideen seiner Comedy-Show entstammen von seiner Nachbarin, der Frau Metzger, welche so arg schwäbele, dass er sie selber nur schwer verstehen könne, so Dodokay. Man muss wissen, dass die Schwäbische Sprache auf der Schwäbischen Alb dann doch noch eine Spur breiter ist als anderswo. Schnell sei Dodokay damals aber klar gewesen: "Du kannst auch mit so einer Sprache Karriere machen." Dodokay ist in seinem Geschäft sehr breitflächig unterwegs und unterlegt auch alte Werbefilmchen mit neuen Dialogen und zeigt sie auf seiner Bühnenleinwand. Da wird dann schnell mal aus dem "Schlemmertopf" ein schwäbischer Werbegag "mir dend älles nei". In einem weiteren Werbespot werden die aus Autobahnraststätten bekannten sanitären Einrichtungen schlichtweg in "den besten Soichtempel an der Straß" benannt. Die Frau Hügele sei ein Paradebeispiel einer schwäbischen Hausfrau, so der Künstler. Mit Kittelschürze, Kopftuch und dem Wischmop in der Hand überwache sie peinlichst genau, dass die Kehrwoche eingehalten werde. Dodokay behilft sich dann schon mal mit "Crashed Ice" das er in den Hausflur wirft, damit es wenn es taut so aussieht, als hätte er feucht durchgewischt. Wer besonders glaubwürdig rüber kommen will, lehne noch Besen und Kehrblech an die Wand, so sein Tipp.

"Müll Opinion Leader"

Und wer bisher nicht wusste, was ein "Müll Opinion Leader" sein soll, der erfährt vom Künstler, dass es sich dabei um die Person handelt, die in einer schwäbischen Straße als erstes den Mülleimer raus stellt, genauso wie seine Nachbarin. Der "Yellow Säck Day" spiele der Rentnerin auch in die Karten, kann sie dann doch durch den transparenten Sack sehen, was eingekauft wurde und ob richtig recycelt wird. Da die Gelben Säcke in Reutlingen, wegen der Mehrfachverwendbarkeit Mangelware seien, würden sie über Dealer vertrieben, weiß Dodokay.

Er kann auch ernst sein

Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Günther Öttinger mache keinen Hehl daraus, als Kind gestottert zu haben, und daraus resultiere seine stoßweise Aussprache heute. Dodokay kann aber auch ernst und verurteilt im höchsten Maße, was ein User unter der Anonymität des Internets auf Dodokays Pinnwand geschrieben habe: "Ich finde deine Filme voll scheiße, ich hoffe, dass du Lepra bekommst."

Der selbst als Schwabe aufgewachsene und aus Reutlingen stammende Komiker tauchte dann noch in Alltagssituationen und Phänomene aus dem Schwäbischen, wie sie mehrfach am Tag beobachtet werden können, ein. Die schwäbischen Antworten auf Fragen würden immer mit "ha" beginnen. Ungereimtheiten im Schwäbischen sind Ausdrücke wie "brutal nett" oder der Leichenschmaus nach der Beerdigung – "a schöne Leich". Das Publikum erfährt auch, dass der Sicomat mit seinen drei Ringen längst vom Thermomix ersetzt wurde. Wenn was kaputt ist oder nicht mehr geht, ist der "Kinnes" schuldig. Die Schwaben hätten aber auch das Bedürfnis, immer etwas zu sagen wenn auch völlig ohne Bedeutung, wie "so isch ma au doa".

Klodeckelverkäufer Bond

Neues gab es vom Tuningclub Hasenweiler mit seiner "Schubkarren-Challenge", in einer Direktschalte. In seiner Synchro-Version des James Bond-Films "Dr. No" krönt Dodokay den Hauptdarsteller kurzerhand zum Klodeckelverkäufer Dieter Bond. Und jetzt hat Dodokay, was sich seine Fans schon lange wünschen, endlich einen kompletten Spielfilm synchronisiert. Als Basis dafür diente Dodokay Fritz Langs Thriller "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" von 1960, wo er natürlich wieder alle Stimmen selbst spricht. Natürlich durfte auch eine Schaltung in die Sitzung vom "SV 49" aus dem Adler mit der Raute von Anita Rilling nicht fehlen. Das krasse Gegenteil seien nach Dodokays Erzählungen zufolge, die Arzthelferinnen die eher liebevoll "Sie dürfen grad gschwind hier warten" mit den Patienten umgingen, als die Bäckereifachverkäuferinnen, die beim Verpacken von Schneckennudel und Amerikaner gefrustet sind, dass sie einzeln verpackt werden mussten, nur weil die beiden beim letzten Mal zu sehr gestritten haben.

"Ich mag meine Schwaben und es ist auch nicht alles ernst gemeint in meiner Parodie", relativierte Dodokay seine Show-Inhalte und rückte seine Landsmänner gleich ins richtige Licht und setze noch eins drauf. Ein Schwabe kommt an die Himmelstür und klingelt, als Gott ihm persönlich die Tür aufmacht, fragte er ihn in seiner Muttersprache Schwäbisch "Was kommt denn doa fier an Fremder hend se die hochglassa?"

In einer Kurzversion ließ Dodokay die Besucher noch einmal an der Show teilhaben und erntete am Schluss rhythmischen Beifall in der Tälesee-Halle, der erst nach ein paar Zugaben verstummte.