2021: Samuel Speitelsbach überraschte bei der Vorstellungsrunde in Straubenhardt. Foto: Archiv Jänsch

Bei der Bürgermeisterwahl in der rund 2400-Seelen-Gemeinde Dobel am 18. September stehen zwei Namen auf dem Stimmzettel. Der von Amtsinhaber Christoph Schaack (CDU) und der von Dauerkandidat Samuel Speitelsbach.

Dobel - Am Montagabend tagte der Gemeindewahlausschuss – beide Kandidaten wurden zugelassen. Festgelegt wurde: Die öffentliche Bewerbervorstellung findet am Donnerstag, 8. September, ab 19 Uhr im Kurhaus statt. Einen Live-Stream wird es nicht geben. Beiden Bewerber wird jeweils eine Redezeit von maximal 20 Minuten eingeräumt. Der jeweilige Kandidat muss sich während der Rede seines Mitbewerbers in einem separaten Raum aufhalten. Bei der anschließenden Fragerunde können die Zuhörer ihre Fragen an die anwesenden Bewerber stellen. Diese haben dann jeweils zwei Minuten Zeit, zu antworten. Wie Hauptamtsleiterin Katrin Strauch auf Nachfrage unserer Redaktion sagte, sei hier freilich kein größeres Statement möglich. Und die Kandidaten dürften sich nicht gegenseitig Fragen.

Wie Amtsinhaber Schaack am Dienstag im Gespräch mit unserer Redaktion sagte, habe jeder – ob Dauerkandidat, oder Person aus dem Ort beziehungsweise der Region – das Recht zu kandidieren. Auch wenn er alleiniger Bewerber gewesen wäre, hätte er seinen Wahlkampf durchgezogen. Generell gebe es für ihn keinen Unterschied, so der 54-Jährige. Alleine schon "wegen des Anspruchs an mich selber". Sein ersten Flyer, so Schaack, werde diese Woche vollends verteilt. Es gebe Stände und Treffpunkte. Selbstverständlich habe er auch eine eigene Website.

"König von Christi Gnaden"

Speitelsbachs Kandidatur-Karriere begann im Jahr 2019 in Gutach im Schwarzwald. Darauf folgten im selben Jahr 21 weitere Kandidaturen, rund 70 weitere folgten in den Jahren 2020 und 2021. Die bislang meisten Stimmen (11,69 Prozent) erhielt er im März 2021 in Münsingen.

Mit Ideen und Äußerungen von der Einführung des Tauschhandels – Geld wird laut Speitelsbach überschätzt – über die Zucht von Wölfen zum Verzehr bis zur Bezeichnung "König von Christi Gnaden" für sich selbst hat Speitelsbach schon mehrfach für Schlagzeilen gesorgt.

Bei der Kandidatenvorstellung in Weinsberg beispielsweise wurde Speitelsbach verwiesen, weil er während seiner Rede – wenn auch mit der linken Hand – den Hitlergruß zeigte, was auf der Videoplattform Youtube dokumentiert wurde. Er geriet laut früherer Berichte auch schon ins Visier der Kriminalpolizei – Verdacht der Volksverhetzung – und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

"Heil Christi"

Im Landkreis Calw ist Speitelsbach auch kein Unbekannter. So trat er in Calw, Bad Herrenalb und Bad Liebenzell an. Zur Vorstellung kam er allerdings lediglich in die Hesse-Stadt. Dort trat er 2019 für das Amt des Oberbürgermeisters an. Bei einer Kandidatenvorstellung eröffnete er seine Rede mit den Worten "Heil Christi", nur um wenige, verwirrende Sätze später mit der Bitte um Almosen "für seinen Vater, Kaiser Wilhelm der III.", mit dem Hut herumzugehen. Ein älterer Mann mit Vollbart ergänzte die absurde Darbietung, brachte ein Vase voll Blumen in den Saal, die Speitelsbach für 100 Euro pro Stück verkaufen wollte.

In Straubenhardt (Enzkreis) hatte es sich Herausforderer Speitelsbach im vorigen Jahr offen gehalten, ob er an der Kandidatenvorstellung teilnehmen wird. Zu guter Letzt war er dann tatsächlich zu Gast in der Straubenhardthalle. Es gehe hier nicht um eine Reichskanzlerwahl, sondern lediglich um eine Bürgermeisterwahl, stellte der Dauerkandidat in seiner gut zehnminütigen Rede fest. "Welchen Schaden kann ich da schon anrichten?", fragte er in Richtung der gekommenen Zuhörer.

Der 35-jährige Diplom-Ingenieur berichtete unter anderem davon, dass in der ehemaligen DDR längst nicht alles schlecht gewesen sei, der Wohlstand sogar gestiegen sei und die Menschen sicher zufriedener gewesen wären, wenn sie nicht davon Wind bekommen hätten, dass es der Bevölkerung im kapitalistischen Westdeutschland noch besser geht. Zudem wollte er, im Falle eines Sieges, eine eigene Währung in der Gemeinde einführen, um die heimische Wirtschaft zu stärken. Eine innovative Idee bot der Herausforderer dann aber auf die Frage zur Wohnraumknappheit an: Er zeigte sich davon überzeugt, dass Wohnraum nicht nur überirdisch, sondern auch unter der Erde geschaffen werden kann.

"Junge Frau" gesucht

Aber ob ihn für diese Überzeugungen wirklich jemand umbringen wollte? Speitelsbach behauptete das jedenfalls. Weil man ihn für einen "zweiten Hitler" halte. Schuld daran sei die Presse, die Lügen verbreite, hatte Speitelsbach die Erklärung bereits im Schlepptau. Dieser Gefahr wolle er aber weiterhin entschlossen mit seinen Kandidaturen und Auftritten begegnen, gab der Diplom-Ingenieur preis – jedenfalls so lange, bis ihm eine "junge Frau" Kinder schenke, die er "auf diesem Wege" suche. Dann würde sich Speitelsbach nach eigenen Angaben aus der Politik zurückziehen.

Wie der Dobler Kandidat aus dem rund 150 Kilometer entfernten Ravenstein--Hüngheim (Neckar-Odenwal-Kreis) auf telefonische Anfrage am Dienstagnachmittag gegenüber unserer Redaktion sagte, werde er nicht zur Bewerbervorstellung ins Kurhaus kommen. Falls er nicht seine Meinung ändern sollte, wird also nur Kandidat Schaack am 8. September ans Mikrofon treten.

Übrigens: In Sulz am Neckar wird am 6. November gewählt. Dort will Kandidat Speitelsbach, wie er sagte, wohl zur Bewerbervorstellung kommen.

Info: Speitelsbach

Weitere Informationen über den Kandidaten Samuel Speitelsbach und die Orte, in denen er schon Bürgermeister werde wollte, finden Sie unter www.schwabo.de/speitelsbach.