Angela Kazmaier (hinten links) übt mit den zukünftigen Kollegen den Transport eines Tieres. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Tiere: Erste-Hilfe-Kurs für Vierbeiner auf der Sonneninsel / Prioritäten erklärt

Von Winnie Gegenheimer

Dobel. Angela Kazmaier vom UNA Union für das Leben e.V. Tiernotrettungsdienst mit eingetragenem Hauptsitz Dobel ist in ihrem Element: Eine Gruppe von sieben künftigen Mitarbeitern aus ganz Deutschland ist gekommen, um im Erste-Hilfe-Kurs, dem ersten Baustein der als Tiernotretter erforderlichen Ausbildung, Grundlagen zu erfahren.

"Die Decke", erklärt sie den interessierten künftigen Kollegen, "ist eines der wichtigsten Utensilien bei einem verunglückten Hund. Nun – wie bekomme ich ihn auf die Decke?" Dann wird mit angefasst, der Hunde-Dummy aus Plastik auf das Stoffviereck geschoben. Tipps direkt aus der Praxis erklären, wie man es bei großen und schweren Tieren machen sollte, dass bei Gefahr, gebissen zu werden, zuerst das Schnauzband anzulegen ist.

"Wenn wir den Hund aus der Gefahrenzone haben", fährt Kazmaier konzentriert fort, "beginnt die Erste Hilfe richtig". Sie erklärt, wo welche Prioritäten zu setzen sind, welche Verletzungen oder Symptome zuerst zu prüfen sind. Die Kursteilnehmer notieren mit, stellen Fragen. "Wo wird der Puls gefühlt? Innenseite Oberschenkel?" Und dann gibt es eine Übersicht zu Normal-Pulsfrequenzen von Hund über Katze bis Zwergspitzmaus.

Infos aus der Praxis

Jede Menge Informationen und immer unmittelbar dran an der Praxis: Kazmaiers Kollege und Mit-Vorstandsmitglied Uwe Lässig nämlich kehrt nach zweieinhalb Stunden gerade erst von einem Einsatz zurück zur Schulung. Im Landkreis Karlsruhe waren – auf Initiative der Polizei – Nagetiere aus einer zwangsgeöffneten Wohnung zu retten. "Sie hatten fünf Tage lang kein Wasser oder Futter", beschreibt Lässig, der eines der Einsatzfahrzeuge der UNA fährt, "ich habe sie medizinisch untersucht, versorgt und ins Tierheim gebracht." Dann erzählt er weiter: Dass er die halbe Nacht unterwegs war bei Einsätzen. Wie kurios die sein können. So wie letzte Woche bei Kollegen in Frankfurt: Da hatte der Wassereinbruch in einer Wohnung die Zwangsöffnung der Woh-nung darüber notwendig gemacht. Als Ursache stellte sich heraus: Der Bruch eines Wasserrohres durch dessen Zusammendrücken durch meh-rere Würgeschlangen! "Insge-samt", so Lässig, "sollen 40 lebende und 30 bereits tote Tiere in der Wohnung gewesen sein." Als Tiernotretter hat man viel zu erzählen.

Die UNA Tiernotrettung ist die einzige bundesweit agierende Organisation dieser Art, außerdem mit 24 Stunden besetzter Notrufnummer. Sie hat ihren Sitz in Dobel, wo drei Einsatzfahrzeuge stehen. Sie existiert seit zehn Jahren. Hauptsächlich trägt sich die Organisation durch die Bezahlung von Hausnotfällen, dazu kommen wenige Spenden sowie Mitgliedsbeiträge. Es wird eng mit Polizei und Feuerwehr kooperiert. Derzeit werden Stützpunkte in Sachsen und Niedersachsen aufgebaut, bundesweit sind 200 Fahrzeuge im Einsatz.