Blick in den hellen neuen Kirchenraum samt Empore: im Vordergrund von links Lambert Auer von der Württembergischen Landeskirche, Architekt Albrecht Volle, Fenster-Künstlerin Angelika Weingardt und Pfarrer Ludwig Thon. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Kirchenrenovierung: Festgottesdienst zur Einweihung

Dobel. Licht, Luft, helle Weite, klare Linien und wenig Materialien – wer die Dobler Kirche am Mittwoch beim Tag der offenen Tür betrat, war verblüfft von der vollkommenen Veränderung.

"Eigentlich wollten wir zum Osterfest komplett fertig sein, aber wie es dann so läuft", erklärte ein etwas angespannt, nervöser Pfarrer Ludwig Thon. Er gestand aber, dass im Verlauf der letzten Tage "zunehmend die Glücksmomente überwiegen".

Ein Riesenprojekt hat die Dobler Kirchengemeinde, begonnen mit den ersten Planungen, in den vergangenen sieben Jahren gestemmt. Dafür dankte Thon den Wegbegleitern. Allen voran seinem Kirchengemeinderat sowie den teilweise ortsansässigen Handwerkern, die teils am selben Tag erst nach einer Mammutaktion die Kirche verlassen. Noch stünden letzte Arbeiten aus, aber der wesentliche Eindruck stimme. Das derzeit in Restaurierung befindliche Kreuz – "Christus in der Mitte!" – werde erst am Tag des ersten Gottesdienstes wieder aufgestellt.

Fenster wieder geöffnet

Großen Anteil an der gelungenen Innenraumrenovierung, so Thon, habe Architekt Albrecht Volle, der darauf hingewirkt habe, das zwischenzeitlich zugemauerte zentrale Fenster wieder zu öffnen.

Volle beschrieb, auch für seinen Bauleiter Jürgen Plikat, die eineinhalb Jahre der Umbauphase, die an der 274 Jahre alten Kirche behutsam und verantwortungsvoll erfolgten. Beruhigen durch Materialien habe man wollen – schlichtes Holz, heller Natursteinboden und verputzte Emporenbrüstung mit Glasöffnung für den Blick zur Orgel einerseits, Erweiterung des zentralen Altarraums und damit neues Wirken der alten Elemente Taufstein und Altar sowie Schaffung von Versammlungsplatz andererseits.

Volle ging auf die im hinteren Bereich durch Herausnahme einiger Kirchenbänke entstandenen Funktionsräume ein: Mesnerraum, WC, Technikraum und Stuhllager. Im aufgewerteten Windfang seien Fotoimpressionen des Deckengewölbes geplant. Hinzu käme neue Technik bei Beleuchtung, Heizung und Beschallung.

Ehre, wem Ehre gebührt, durfte Künstlerin Angelika Weingardt ausführen, warum sie die Kirchenfenster, Blickfang des neugestalteten Kirchenraums, wie gestaltet hat. Die matt leuchtenden, zurückhaltenden Farben, die Flächen in Airbrushtechnik, den achteckig angelegten Chor widerspiegelnd, die echt wirkenden Blätter im Siebdruckverfahren, basierend auf Fotografien, künftig die Form des zentralen Kreuzes aufnehmend. Sparsam in der Farbe habe sie die seitlichen Fenster gestaltet, über deren Neugestaltung erst im Laufe der Renovierung entschieden worden war.

Kosten: 550 000 Euro

Das Renovierungsvolumen liegt derzeit bei 550 000 Euro und damit zehn Prozent über der ursprünglich veranschlagten Summe, was vor allem dem nachträglichen Austausch von Boden und Kirchenbänken geschuldet ist. Während die künstlerischen Elemente größtenteils von der Kirchengemeinde selbst zu schultern sind, können für die technischen Erneuerungen Mittel aus dem Ausgleichsstock über den Oberkirchenrat beantragt werden.

Pfarrer Thon rechnet mit gut der Hälfte der Kosten, die bei der Gemeinde bleiben, betonte aber, viel Zuspruch und Unterstützung aus Dobel zu erfahren und eine solide Finanzplanung als Basis zu besitzen.

Unterstützung kommt voraussichtlich auch von der Stiftung "Kirche und Kunst", wie der anwesende Lambert Auer, Kunstbeauftragter der Landeskirche, in Aussicht stellte für ein "ausgesprochen gelungenes" Projekt.

Der Festgottesdienst anlässlich der Wiedereinweihung der evangelischen Kirche findet am Sonntag, 22. April, ab 9.30 Uhr statt. Die Festpredigt hält Prälat Christian Rose.