Partnerschaftliches Engagement: Der Dobler Achim Grässle 2009 im Einsatz bei der Weinlese unweit des Plattensees. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Dobel und die ungarische Gemeinde Tótvázsony sind seit 25 Jahren freundschaftlich verbunden

"Silberne Partnerschaft" für Dobel und Tótvázsony, die ungarische Gemeinde vom Plattensee: Am Freitag, 28. Juni, wird das 25-jährige Jubiläum mit einem Festakt im Dobler Kurhaus gefeiert.

Dobel. Eine Hochzeit, gar eine silberne, gibt es zwar bisher nicht zwischen den Ungarn und den Nordschwarzwäldern, auch wenn bereits Altbürgermeister Wolfgang Krieg gerne eine solche Trauung vollzogen hätte. Aber viele langjährige Freundschaften sind in den vergangenen 25 Jahren entstanden, auf unzählige schöne Erinnerungen können beide Seiten zurückblicken.

Zwei, die mit der ungarischen Gemeinde von Beginn an eng verbunden sind, sind Egbert Lacroix und Oliver Grässle, heute stellvertretender Feuerwehrkommandant, damals noch in der Jugendwehr. "Mit der Jugendwehr", erinnert er sich, "waren wir ab 1995 unten und haben unter anderem bei der Fertigstellung des Missionshauses samt Kapelle von Pfarrer Pál geholfen. Da haben wir Jugendliche – ich war fünfzehn – erste Beziehungen geknüpft. Zum Glück konnten die meisten dort Deutsch. Dazu sprachen wir alle ein bisschen Englisch – und den Rest mit Händen und Füßen."

"Die alten Ungarn können noch richtiges (Donau-)Schwäbisch", ergänzt Lacroix, "so wie die Mutter meines Freundes István Schalbert." Nicht nur István, genannt Steffi, ist ein langjähriger Freund, auch andere sind dem ehemaligen Dobler Hauptamtsleiter ans Herz gewachsen. Viele Jahre war die ganze Familie Lacroix in Tótvázsony zum Sommerurlaub. Zu runden Geburtstagen oder Hochzeiten der Kinder werde man zu den Freunden eingeladen, die Anteilnahme sei aber auch groß, wenn es einem einmal nicht gut gehe.

Soziale Medien helfen bei der Kontaktpflege

Moderne soziale Medien wie Facebook nutzt Grässle, um heute mit guten ungarischen Freunden den Kontakt zu halten. Die Herzlichkeit der Menschen, ihre Gastfreundschaft, die seien von Anfang an überwältigend gewesen, sagen beide. Dazu gehört natürlich auch, dass man kräftig isst und trinkt!

"Mit meinem Vater war ich 2009 zur Weinlese unten", so Grässle, "zum Frühstück gab es den ersten Schnaps, zu jedem Vesper wieder einen – und abends zum Abschlussessen natürlich auch." Auch Lacroix hat Erinnerungen an die Arbeit in den Weingärten der ungarischen Freunde: Wie er es mit "seinen dünnen Armen" schaffe, so lange mit an der Presse zu helfen, staunte ein kräftiger Ungar nicht schlecht.

Die 1000 Kilometer waren kein Hindernis für die Dobler, ihre Gemeindepartnerschafts-Freunde zu besuchen, Komfort war dabei Nebensache. In den 1990er-Jahren, erzählt Grässle, seien sie einmal mit zwei geliehenen Feuerwehr-Mannschaftstransportern hin gefahren. Weil die Sitzplätze nicht reichten, wurde kurzerhand eine weitere, ausgediente Sitzbank mit Spanngurten in das Innere des einen Fahrzeugs gezurrt.

Neben der Feuerwehr – die ja auch auf denkwürdiger Fahrt ihr altes Löschfahrzeug nach Tótvázsony "überführte" – waren es mehrfach die Dobler Sportfreunde, die Besuche tätigten. "2007 oder 2008 hab ich da ein letztes Mal Fußball gespielt", grinst Lacroix, "für zehn Minuten eingewechselt. Da war sogar noch so ein "Alt-Internationaler" von den Ungarn da. Aus der Vizeweltmeistermannschaft von 1954. Das vergesse ich nicht!"

Zu Jubiläen und großen Feiern wie der Millenniumsfeier 2000 besuchten weitere Vereine wie der Musikverein oder der Tennisclub die ungarischen Freunde. Viele Feiern begannen und endeten mit bizzi "pálinka" – dem guten, klaren Obstschnaps. "Aber mittlerweile akzeptieren unsere Freunde, dass man da auch mal ›nein‹ sagt!" schmunzelt Lacroix.

Natürlich gab es ebenso viele Gegenbesuche im Nordschwarzwald. Wanderungen, Ausflüge in den Holiday Park – oder zum Cannstatter Wasen. Da grinst Grässle schon bei der Erinnerung: "Einmal ging einer von unseren Ungarn auf der Rückfahrt verlustig. Erst am nächsten Tag meldete er sich telefonisch, er sei an irgendeinem Bahnhof. Wir sind wieder hingefahren und haben sämtliche S-Bahn-Haltestellen abgeklappert. In Bad Cannstatt haben wir ihn glücklich gefunden."

Einen Appell hat Grässle noch in Hinblick auf die bevorstehende Jubiläumsfeier: "Es fehlt die jüngste Generation beim partnerschaftlichen Austausch. Die 25- bis 40-Jährigen sind noch damit aufgewachsen. Aber den noch Jüngeren fehlt der direkte Kontakt. Die müssten sich einbringen, motiviert werden. Das braucht die Gemeindepartnerschaft zum Weiterbestehen."

 Am Donnerstag, 27. Juni, gegen 18 Uhr kommt die Abordnung der ungarischen Gäste aus Tótvázsony in Dobel am Kurhaus an. Bei der Feuerwehr werden sie zum Abendessen bewirtet.

 Am Freitag, 28. Juni, gibt es ab 10 Uhr einen Ortsrundgang, danach Mittagessen bei den Sportfreunden. Nach einem Sektempfang beginnt um 19 Uhr der Festakt im Kurhaus mit Vereinen, Kindergarten und Grundschule.

  Am Samstag, 29. Juni, geht es ab 10 Uhr zum Gasometer nach Pforzheim. Nach dem Mittagessen im Feuerwehrmagazin wird am Nachmittag das Dobler Dorffest mit eröffnet.  Am Sonntagvormittag werden die ungarischen Freunde auf die Rückfahrt verabschiedet. Zu allen Programmpunkten sind die Dobler mit eingeladen.

 Der Gegenbesuch in Tótvázsony findet von 5. bis 9. September statt.