Der Neubau des ASB-Seniorenheims in der Dobler Ortsmitte ist für die Gemeinde ein wichtiger Meilenstein.Foto: Kugel Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Dobels Bürgermeister Christoph Schaack blickt zurück

Dobel. Die Corona-Pandemie hat auch die Stadt- und Gemeindeverwaltungen vor große Herausforderungen gestellt. Im Gespräch mit unserer Zeitung verrät Dobels Bürgermeister Christoph Schaack, wie er die Krise bisher erlebt hat und was in seiner Gemeinde 2021 ansteht.

Welche Projekte/Meilensteine fallen Ihnen als Bürgermeister als Erstes ein, wenn Sie an 2020 denken?

Einer der wichtigsten Meilensteine ist sicherlich der anstehende Breitbandausbau (FTTB-Netz) der Gemeinde Dobel. Für das auf drei Jahre veranschlagte Projekt mit einer Gesamtinvestition von rund 3,85 Millionen Euro erhält die Gemeinde Dobel eine 90-prozentige Bezuschussung über eine kombinierte Förderung von Bund und Land. Die dazugehörigen Bewilligungsbescheide wurden der Gemeinde Dobel im ersten Halbjahr 2020 zugestellt.

Wichtiger Meilenstein war zudem der Baustart des neu entstehenden ASB-Seniorenzentrums in der Ortsmitte von Dobel im Frühjahr 2020, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus. Hier entstehen aktuell 60 Wohnplätze und 13 barrierefreie Einheiten für Betreutes Wohnen. Der bislang reibungslose Bauverlauf stimmt optimistisch, dass das Pflegeheim mit Tagespflege im Frühjahr 2022 in Betrieb gehen kann.

Mit dem Gewerbeneubau der Firma soniKKs Ultrasonics wurde das letzte verbliebene Grundstück im Gewerbegebiet "Burkhardtsfeld" 2020 erfolgreich bebaut und somit der Bestand einer zukunftsweisenden Technologie am Standort Dobel gesichert.

Im Bereich Tourismus wurde 2020 gemeinsam mit dem Gemeinderat ein Tourismusentwicklungskonzept entwickelt. In der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres wurden Schwerpunkte als Leitbild für die künftige touristische Entwicklung der Gemeinde Dobel definiert.

Die Gemeinde Dobel, die sich ihrer Naturschätze durchaus bewusst ist, kommt mit der Antragsstellung der Naturpark-Schule, dem Aufstellen von E-Ladesäulen und ihrer Beteiligung am Projekt "Blühender-Naturpark" (Aussaat von Bienenwiesen) ihrer Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt aktiv nach.

Mit der zuletzt im Dezember vom Gemeinderat beschlossenen Beschaffung von 27 mobilen Endgeräten wird die Digitalisierung der Grundschule weiter vorangetrieben.

Die Gründung einer "Kinderfeuerwehr Dobel" gehört sicherlich zu den erfreulichen Ereignissen, in einem ansonsten für die Freiwillige Feuerwehr Dobel doch recht herausfordernden Jahr 2020.

Wichtigste interne Neuerung in der Gemeindeverwaltung war die Umstellung auf das Neue Kommunale Haushaltsrecht, eine gewaltige Herausforderung an unsere komplette Finanzverwaltung, die erfolgreich gemeistert werden konnte.

Was steht in Ihrer Gemeinde an größeren Projekten/Meilensteinen im Jahr 2021 an?

Der Start zum flächendeckenden Breitbandausbau steht, in Zusammenarbeit mit dem Generalunternehmer NetzeBW und dem Eigenbetrieb Breitband beim Landratsamt Calw, für das Frühjahr 2021 an – Ziel ist es, jedem Haushalt einen Anschluss an das "schnelle Internet" zu ermöglichen.

Mit Blick auf den ASB-Neubau in unserer Ortsmitte stehen Gespräche mit der Straßenverkehrsbehörde beim Landratsamt an. Hier muss geklärt werden, wie die Verkehrssicherheit in der sogenannten "Sonnenkurve" und somit im Zufahrtsbereich zur künftigen ASB-Seniorenresidenz gewährleistet werden kann, eventuell über eine weitere Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde und dem Bau eines Fußgängerüberwegs.

Für das erste Quartal steht die lang ersehnte Einführung eines Car-Sharing-Angebots, in Zusammenarbeit mit der EnCW, für Einwohner und Gäste an.

Mit Herrn Niehoff ist die Gemeinde Dobel guter Dinge, einen Nachfolger als Hausarzt für ihren Ort und die Nachbargemeinden gefunden zu haben. In den zurückliegenden Monaten hat die Gemeinde Dobel erhebliche Geldmittel für die Suche nach einer Folgebesetzung für die bisherige Praxis Hornberger aufgewendet, auch wenn dies keine ureigentliche Aufgabe einer Kommune ist, sondern vielmehr in den Aufgabenbereich der Kassenärztlichen Vereinigung fällt. Aktuell unterstützt die Gemeinde Herrn Niehoff aktiv bei der Suche nach geeigneten Praxisräumlichkeiten.

Im Rahmen der Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Bad Herrenalb gilt es, die Planungen für ein interkommunales Gewerbegebiet zu forcieren, da die Gemeinde Dobel aktuell für Gewerbeansiedlungen keine Grundstücke mehr anbieten kann. Darüber hinaus gilt es, die Planungen für die drei vorgesehenen Neubaugebiete ("Rothe Hausäcker", "Höhenstraße – Am Waldrand" und "Burkhardtsfeld") weiter voranzutreiben, um der weiter steigenden Nachfrage nach Wohnraum gerecht werden zu können.

Für 2021 wird mit der geplanten Einführung eines "Ratsinformationssystems" die Digitalisierung in der Gemeindeverwaltung Einzug halten – einem weiteren Schritt zu mehr Transparenz, nicht zuletzt für die Einwohnerinnen und Einwohner unserer Gemeinde. Zusätzlich steht für 2021 auch der Relaunch unseres Webauftritts (www.dobel.de) an, der unserer Gemeinde in ihrem Außenauftritt ein "frischeres Bild" geben und sich durch mehr Bedienerfreundlichkeit auszeichnen soll.

Die Eröffnung des neuen orts- und waldhistorischen Themenwegs steht nun endlich für das erste Halbjahr 2021 an – zuletzt gab es coronabedingt auch hier immer wieder Verzögerungen, unter anderem durch die dauerhafte Schließung von Archiven.

Was haben Sie persönlich 2020 wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie am meisten vermisst?

Am meisten vermisse ich den persönlichen Kontakt zu meinen in der Nähe von Trier, an der Grenze zu Luxemburg, lebenden Eltern. Beide stehen mit ihren 74 Jahren noch mitten im Leben und erfreuen sich guter Gesundheit – hierfür bin ich sehr dankbar. Umso mehr hat es geschmerzt, dass wir uns in 2020 tatsächlich nur einmal sehen konnten.

Und wer oder was hat Sie in den vergangenen Monaten besonders geärgert?

Die fortschreitende Verrohung der Gesellschaft bereitet mir zunehmend Sorge – Corona wirkt hier sicherlich als weiterer Katalysator. Verbale "Entgleisungen", auch gegenüber Gemeindebediensteten, haben leider ein Ausmaß angenommen, das so nicht mehr zu tolerieren ist.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Corona-Beschränkungen aufgehoben werden? Was werden Sie als Erstes machen?

Am meisten freue ich mich wieder auf ungezwungene Treffen mit Freunden und Bekannten, auf Kurz-Trips mit meiner Frau in die nähere Umgebung und sicherlich auch auf die zahlreichen, liebgewonnenen Veranstaltungen in unserer Gemeinde.

Werden Sie sich impfen lassen?

Ja, für mich ist dies eine Selbstverständlichkeit. Nur über eine ausreichende Impfquote wird es uns gelingen, die Anreihung eines Lockdowns an den anderen zu durchbrechen.

Welche Schwierigkeiten stehen Ihrer Gemeinde aufgrund von Corona noch bevor?

Als eine eher finanzschwache Gemeinde werden wir sicherlich die Entwicklung des Steueraufkommens und die künftig zu erwartenden Finanzzuweisungen umso mehr im Auge behalten müssen. Investitionen und sonstige Ausgaben müssen mit großem Bedacht ausgeführt werden.

Wie steht es um den Zusammenhalt in Ihrer Gemeinde seit Beginn der Corona-Krise?

Mit dem "sozialen Zusammenhalt" in unserer Gemeinde war es auch in der Corona-Krise gut bestellt – exemplarisch möchte ich hier die Aktion "Wir helfen" nennen, die wir gemeinsam mit der Stadt Bad Herrenalb ins Leben gerufen haben und an der sich unter anderem auch die Sozial- und Diakoniestation, der ASB, die Kirchen sowie die Nachbarschaftshilfe Bad Herrenalb-Dobel beteiligt haben.

Was waren die größten Herausforderungen der Gemeindemitarbeiter bei der Bewältigung der Corona-Krise?

Die größten Herausforderungen hatten sicherlich die Erzieherinnen und Erzieher in unserer Kita sowie die Kolleginnen in unserem Lernkern zu meistern. Coronabedingt mussten diese immer wieder ihre Betreuungskonzepte überarbeiten, stets auch in dem Wissen, dass sich der Kontakt zu Kindern besonders gestaltet. Den Kita-Beschäftigten und Lernkern-Betreuerinnen gilt somit mein ganz besonderer Dank.

Können Sie Corona und den Folgen generell etwas Positives abgewinnen?

Wenn ich der Corona-Krise überhaupt etwas Positives abgewinnen kann, dann ist es die Besinnung auf das Wesentliche im Leben und hier insbesondere auf die eigene Familie. Möglicherweise mag der ein oder andere denken, dass wir in der Gemeindeverwaltung aufgrund Corona streckenweise ein "entspanntes Leben" hatten – genau das Gegenteil war aber tatsächlich der Fall. Wir standen tagtäglich vor neuen Herausforderungen, stets unserer Verantwortung für die Bürgerinnen und Bürger bewusst, aber auch in dem Wissen, es nicht immer allen gerecht machen zu können und auch einmal unpopuläre Entscheidungen treffen zu müssen.

Wer kennt nicht die Märchen, in der die gute Fee vorbeikommt und man drei Wünsche frei hat. Wie würden Ihre fürs kommende Jahr lauten?

An allererster Stelle natürlich Gesundheit für uns alle, etwas mehr Gelassenheit im täglichen Miteinander und die Fähigkeit mit "weniger glücklicher sein zu können".