Nach dem Überfall auf einen Netto-Markt in Dobel läuft die Suche nach den Tätern. (Symbolbild) Foto: Fritsch

Täter drohen Personal mit Handgranate. Einer der Männer wird von Komplize mit "Jakob" angesprochen.

Dobel - Schon wieder landesweite Schlagzeilen aus Dobel: Am Mittwochabend gegen 19 Uhr wurde der Netto-Markt in den Dorfwiesen von zwei bewaffneten und maskierten Männern überfallen.

Und zwar nur neun Tage nach dem Überfall auf die Penny-Filiale in Bad Herrenalb. Keine sechs Wochen nach dem Leichenfund unweit des Höhenortes. Gerade eineinhalb Jahre nach dem Überfall auf die Volksbankfiliale sowie fünf Jahre nach dem Überfall auf die damals noch unter Treff-Markt firmierende Discounter-Filiale. Und sechs Jahre nach jenem auf eine Dobler Bäckerei. Kurioses Detail diesmal: Die Täter zogen ihren Überfall durch, obwohl sie nahezu mitten hinein in eine Feuerwehrübung gerieten.

Nach bisherigen Ermittlungen, so die Polizei, betraten zwei unbekannte männliche Täter den Markt. Unter Vorhalt von zwei Pistolen und einer Handgranate hätten sie von einer Kassiererin und einem Kassierer die Herausgabe des Bargeldes gefordert. Während des Raubs sei gedroht worden, die Handgranate in den Laden zu werfen. Außerdem habe man dem Kassierer zeitweise eine Pistole an die Schläfe gehalten.

Anschließend seien die Räuber mit einem niedrigen vierstelligen Betrag zu Fuß in Richtung Wald geflüchtet. Einer der Täter sei von seinem Komplizen mit dem Namen "Jakob" angesprochen worden.

Die Polizei befragte am Donnerstag Kunden, die sich während des Überfalls in Dobel im Laden befanden. Unklar ist noch, ob eine Videoaufzeichnung existiert.

Ähnliches Handeln

Erste Ermittlungen führten die Polizei zu einem ähnlichen Überfall – und zwar den auf die Bad Herrenalber Penny-Filiale. "Aufgrund der räumlichen Nähe und eines ähnlichen Handelns können wir nicht ausschließen, dass dieselben Täter am Werk waren", sagte eine Polizeisprecherin. Bei dem Überfall in Bad Herrenalb war nur ein Täter beteiligt, der die Kassiererin mit einer Pistole bedrohte. Laut Polizeisprecherin passe seine Personenbeschreibung zu einem der Täter beim zweiten Überfall.

Am Morgen danach liegt Dobel ruhig im nebligen Nieselregen. Wenige Leute auf der Straße. "Mich überrascht da nichts mehr", stellt Gemeinderat Lothar König fest, der vor dem Schreibwarenladen von Janett Joel seinen Morgenkaffee trinkt. "Wir sind mit unserem 2000-Seelen-Ort keine Insel der Seligen mehr!" Im Radio habe er am Morgen von dem Überfall erfahren. Ebenso wie eine Bürgerin, die erzählt: "Ich war noch gegen 18.30 Uhr im Markt. Nur eine halbe Stunde vor dem Überfall. Ich hatte ein bisschen länger gebraucht, weil man ja die Produkte noch ein bisschen suchen muss seit dem Umbau." Erst vor drei Wochen hat der Netto-Markt in den ehemaligen Treff-Räumlichkeiten nach Umbau eröffnet. Sie habe bereits den Überfall im Treff-Markt vor fünf Jahren als Augenzeugin miterlebt, ergänzt die Frau.

Eine andere Bürgerin ist erstaunt: "Ein Überfall? Nein, habe ich noch nicht gehört. Ich war heute Morgen schon einkaufen im Markt. Mir war aufgefallen, dass da ein bisher unbekannter älterer Kassierer saß." In der Tat ist das Personal, welches am Vorabend beim Überfall im Markt war, nicht vor Ort.

Keinerlei Auskunft

"Es geht ihnen so weit gut", erfährt man von der zuständigen Verkaufsleitung des Netto-Marktes. Sonst gibt es keinerlei Auskunft. Nicht zu Personen, nicht zum Ablauf des Überfalls: "Zum Schutz unserer Mitarbeiter."

Im Markt kaufen am Donnerstagmorgen Mütter mit ihren Kindern ein, Handwerker holen sich ihr Vesper – alles geht seinen gewohnten Gang. Vordergründig.

Guido Koch vom unmittelbar benachbarten First Kitchen-Imbiss erklärt: "Ich habe überhaupt nichts vom Überfall mitbekommen. Ich war noch am Putzen am Mittwochabend. Wohl hab ich einen Polizei-Streifenwagen stehen gesehen. Aber erst als ich mir später Zigaretten holen wollte und der Markt zu war, hatte ich gehört, dass es einen Überfall gegeben hat. Es war gegen 19 Uhr noch belebt am Netto-Markt." Denn: Nebenan war die Feuerwehr am Üben.

Wie Kommandant Werner Stängle berichtet, wollte diese gerade zu einer Übung losfahren. Die ebenfalls eingeladene Drehleiter aus Bad Herrenalb war in der Anfahrt. Ein Feuerwehrkamerad kaufte gerade noch die Zutaten fürs nach der Übung geplante Essen im Netto-Markt ein. Er stand genau in dem Moment an einer der Kassen, wie er berichtet, als die Täter hereinkamen. "Weder die Kassiererin noch die zehn bis 15 anwesenden Kunden – einschließlich mir – haben das zuerst richtig registriert", erzählt er. Ein Täter habe an der Nachbarkasse mit der Pistole gedroht, der Kassierer dort habe das Geld aus seiner Kasse in einen Rucksack packen müssen. Dasselbe dann an der Kasse des Zeugen ebenso. Pistolen und Handgranate erlebte er unmittelbar: "Manchem geht das sicher nicht gerade so wieder aus dem Kopf. Zum Glück kam niemand körperlich zu Schaden. Das ist der Besonnenheit aller zu verdanken. Dass die Situation nicht eskalierte."

Nur rund zwei Minuten seien die Täter im Laden gewesen, zum Schluss hätten sie artig "Danke!" gesagt. Sie seien Richtung Wiese und Waldrand Neusatzer Straße geflohen. Einen jungen Mann, der die Verfolgung habe aufnehmen wollen, habe er abgehalten – schließlich waren die Täter bewaffnet. "Nachdem sie verschwunden waren, entstand erst mal Hektik", erzählt der Feuerwehrkamerad. Man habe die Polizei alarmiert und natürlich auch die Kameraden nebenan.

Die Drehleiter aus Bad Herrenalb habe kurzfristig die Ausfahrt des Netto-Parkplatzes blockiert. Doch schnell hätte sich herausgestellt, dass das Täterfahrzeug hier nicht geparkt war. Nachdenklichkeit bleibt bei dem Tatzeugen: "Kopfschütteln über Dummheit oder Dreistigkeit der Täter, den Überfall durchzuführen, obwohl da viele Leute und solche in Feuerwehreinsatzkleidung in der Nähe waren. Und ein mulmiges Gefühl, was kurz nach dem Überfall in Bad Herrenalb jetzt hier passiert ist. Mulmig, wenn man einfach bloß einkaufen gehen möchte. Das kann und darf nicht sein. Daher sollten alle jetzt die Polizei bestmöglich mit Hinweisen unterstützen. Damit die Täter gefunden werden."