Jagdpächterin Silke Saur-Nagel in ihrer neu eingerichteten Wildkammer.Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Pacht: Familie Nagel seit knapp zwei Jahren im Revier "Jagdbogen Dobel" /­ Vielfältiges und oft Unerwartetes

"Unser Charly hat gestern wieder beste Dienste geleistet", berichtet Silke Saur-Nagel zur Begrüßung, die vonseiten des gelobten Rauhaardackels sich in aufmerksam-freundlichem Bellen äußert.

Dobel. "Ich hatte ein Reh geschossen und war sicher, dass es Richtung Wald zurückgeflüchtet war. Da wir Lungenschweiß gefunden hatten, konnten wir sicher sein, der Schuss war tödlich, und das Tier kam nicht mehr weit. Charly wollte aber partout nicht Richtung Wald zur Suche und hat uns stattdessen zielsicher zu einer Baumgruppe ein Stück vom Waldrand entfernt geführt, wo das Reh lag." Lebhaft schildert Saur-Nagel ihren Alltag im Dobler Revier, welches sie seit knapp zwei Jahren gemeinsam mit Ehemann Jochen Nagel von der Jagdgenossenschaft Dobel gepachtet hat.

Erfahrene Begleiterin

Ein Alltag, der wenig mit Alltäglichem zu tun hat, denn es gibt Vielfältiges und oft Unerwartetes zu tun. So wurde jetzt eine vom Veterinäramt abgenommene Wildkammer eingerichtet. Saur-Nagel darf dort ihr erlegtes Wild selbst zerteilen. Über die Homepage "Jagdbogen Dobel" wird das Wildbret verkauft.

"Wir haben einen guten Wildbestand im Revier", erklärt die Jägerin. Gemäß der Abschussquote wird derzeit überwiegend jüngeres Wild bejagt: "Bei den Wildschweinen sind Frischlinge führende Bachen vom Abschuss ausgenommen und beim Rotwild die ausgewachsenen Hirsche, die gerade ihr neues Geweih schieben. Und auch die ausgewachsenen Hirschkühe und Rehe, die vielfach trächtig sind, dürfen nicht gejagt werden."

Ehe der Wildbestand im Revier reguliert wird, gehen aber zahlreiche reine Beobachtungen voraus. Zurzeit hat die Jagdpächterin mit Bärbel Behr, der Beauftragten für das Jägerinnenforum aus ihrer Heimat Tübingen, eine erfahrene Begleiterin zum Ansitzen als Gast: "Sie hat wertvolle Ratschläge rund ums Revier."

Eins erschwert die Tierbeobachtung leider: Seit ihrer Installation wurden bereits mehrere Wildtierkameras, die abseits der Waldwege für das Wildtier-Monitoring installiert wurden, entwendet. "Diese Kameras", so Saur-Nagel, "liefern wichtige Informationen über Gewohnheiten der Wildtiere, über kranke, trächtige oder Tiere mit Nachwuchs".

Den Kontakt zu Nachbarpächtern wie dem Ehepaar Link im Revier Neusatz-Rotensol sowie zu den landwirtschaftlichen Betrieben im eigenen Revier hat die Pächterfamilie von Beginn an gesucht und der "ist richtig gut", so Saur-Nagel, "durch konsequentes Bejagen gerade im offenen Gelände verhindern wir großflächige Wühlschäden der Wildschweine. Die Tiere ziehen sich in den Wald zurück".

Auch dem Adlerfarn rücken die Jagdpächter im Rahmen der Revierpflege zu Leibe. Denn wenn das Schwarzwild die Wurzeln dieser ihrer Leibspeise ausbuddelt, entstehen oft solche Wühlschäden. Übrigens ist diese Wildschwein-Lieblingsmahlzeit auch wesentliche Ursache, dass die Tiere noch heute Becquerel-belastet sind, weiß Saur-Nagel: "Wenn die Tiere wenige Eicheln und Bucheckern finden, graben sie die Farnwurzeln als Nahrung aus. In solchen Perioden ist oft jedes zweite Tier Becquerel-belastet." Noch immer werden Proben aller erlegten Wildschweine daher untersucht, ehe ein Tier zur Verarbeitung freigegeben wird.

Teilnahme am Kinderferienprogramm

Auch die Sorge um Kitze in Wiesen gehört für die Jagdpächterin zur Revierpflege: "Wir sind in stetem Kontakt mit einer Kitzrettungsvereinigung, die auch Drohnenflüge macht. Allerdings haben wir in Dobel den Vorteil, dass die Wiesen großenteils FFH-Flächen sind, die nur einmal jährlich abgemäht werden. Bis das im Spätsommer der Fall ist, sind die Kitze groß genug, selbst zu fliehen."

Übrigens möchte die Jagdpächterin beim diesjährigen Dobler Kinderferienprogramm auch den Jüngsten in Dobel die Faszination von Wild und Wald nahebringen. Am Freitag, 4. September, gibt es einen Waldnachmittag mit Saur-Nagel sowie dem erfahrenen Förster im Ruhestand Heinz Thumm, bei dem Kinder Interessantes über Forst und Jagd erfahren können.