Familie Nagel, von rechts: Silke, Jochen, Tom und Jan, mit Dackel Charly sowie Werner König (links) freuen sich auf ihre Arbeit als neue Dobler Jagdpächter. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Jagdgenossenschaft: Neue Pächter heißen Silke Saur-Nagel und Jochen Nagel / 280 Hektar Fläche

Frischer Wind bläst seit August im Jagdbezirk Dobel. Silke Saur-Nagel und Ehemann Jochen Nagel haben als Pächter für die nächsten sechs Jahre das Vertrauen der neu gegründeten Jagdgenossenschaft erhalten.

Dobel. Ihr Arbeits- und Lebensmittelpunkt ist in Tübingen. Passend zum Wunsch von Dobler Verwaltung und Jagdgenossenschaft nach räumlicher Nähe und damit Erreichbarkeit richten sie sich derzeit ihr "Jagdhaus" in einer Nachbargemeinde von Dobel ein. "Wir sind fast jedes Wochenende da", erzählt Saur-Nagel. Das Renovieren des Hauses ist Nebenarbeit, die Hauptaufgabe aber, das Dobler Revier mit 280 Hektar bejagbarer Fläche auf Vordermann zu bringen.

Nicht nur, dass es von April bis Juli verwaist war, vom letzten Pächter gibt es noch Arbeits-Rückstau. Die ganze Familie Nagel brennt für die Jagd, für Hege des Wilds und Pflege des Reviers. Die Gebietskenntnis steuert Werner König als einheimischer Jagdaufseher bei, als Ansprechpartner ist er die ganze Woche vor Ort. Gerade sind Nagels selbst sehr präsent in Dobel: In der Schulferienwoche wurde mit der kompletten Familie der nächste Revierabschnitt in Angriff genommen. Verbuschte und mit Farn bewachsene Flächen werden freigesenst und –geschnitten, eine alte Hütte in der ehemaligen Bott-Bächle-Baumschule wird als Vorratsstätte für Wildfutter eingerichtet. Dass es bei knapp drei Grad Außentemperatur und frischem Wind auch noch leicht schneit, stört nicht. "Wir sind Naturmenschen", lacht die 47-Jährige. Die Söhne Jan und Tom helfen, Rauhaardackel Charly ist ebenfalls mit von der Partie. "Er stammt aus dem Tübinger Zwinger vom Schloßberg und ist ein toller Jagdhund. Als Bauhund ist er nicht ausgebildet – wir wollen ihn da nicht verlieren. Aber bei Nachsuche und Stöberarbeit ist er hervorragend."

Vesper für alle gibt es draußen an einem provisorischen Tisch aus einem alten Mahlstein – ohne Rücksicht auf das frische Wetter. Und Wurst und Weckle selbstverständlich aus Dobel. Nagels freuen sich, dort Kontakte zu knüpfen: "Wir möchten uns einbringen in der Region. Die Leute sollen wissen, wer wir sind."

Mobile Kanzel

Dafür haben sie in drei Monaten schon jede Menge getan: Bürgermeister Christoph Schaack erhält regelmäßig Foto-Mails mit den Jagderfolgen. Und hat im Gegenzug den Kontakt zu Gestütsbesitzer Horst Karcher hergestellt, der viele Landwirtschaftsflächen im Revier bewirtschaftet. Von Förster Dominik Leitz haben sie sich das Revier zeigen lassen, Unterstützung ist zugesagt. "Alle sind freundlich, hilfsbereit und interessiert", freut sich Saur-Nagel. Erst recht, seit am Auto die Aufschrift "Jagdbogen Dobel" angebracht ist. "Eine Spaziergängerin hat neulich Vorher-Nachher-Fotos vom Aufstellen der mobilen Hochsitze gemacht. Sie war von der Technik so fasziniert!"

Mit diesen mobilen Kanzeln von Udo Röck, so Saur-Nagel, könnten sie den Wildschweinen räumlich gezielt und zeitnah Paroli bieten. Und dass die Schwester vom Dobler Bäcker Hubert Schaible unweit von Tübingen lange Jahre Gastronomin war, hat die passionierte Jägerin auch schon erfahren: "2001 haben wir tatsächlich in ihrem Restaurant geheiratet! So klein ist die Welt."

Seit sechs Jahren ist Ehemann Jochen Jäger und Jagdpächter in einer Jagdgemeinschaft in Unterjesingen. Saur-Nagel selbst ist in ihrem vierten Jagdjahr – und "eine Jagd für uns alleine, das war unser großer Traum!"

Sohn Jan besitzt mit seinen 17 Jahren auch schon den Jagdschein. "Er hat die Prüfung mit 15 absolviert und am 16. Geburtstag den Schein abgeholt!" Und der Jüngste im Quartett, Tom, 14, ist ebenfalls schon infiziert. "Letzte Woche hat er mir beim Aufbrechen und Versorgen eines geschossenen Rehs geholfen", berichtet die Jägerin stolz. Das Bejagen des Reviers gemäß Abschussplan gehört ebenso in den vollen Arbeitsplan wie das Freischneiden oder der Hochsitzbau.

"Drei Wildschweine und mehrere Füchse haben wir schon erlegt, Rehe und sogar ein Stück Rotwild", so Saur-Nagel, "wir haben, wie es in der Jägersprache heißt, viel Anblick". Heißt, der Wildbestand ist hoch. "Letzte Woche hatten wir ein Rehkitz von gerade mal neun Kilo. Fast zu schwach, um den Winter zu überstehen. Das kann von Überpopulation kommen oder davon, dass zu viele Wildschweine die Rehe zu sehr in Bewegung bringen", ist Saur-Nagel thematisch schon voll in ihrem Revier. Vom erlegten Wild kann übrigens Fleisch erworben werden. Die Homepage – auch mit Infos zur Jagdpächterfamilie - ist im Aufbau.