Zwei Gesamtkommandanten führen derzeit die Donaueschinger Feuerwehr: Edgar Schiesel scheidet am 20. März aus, Gerd Wimmer hat seinen Dienst am 1. Januar angetreten. Foto: Schwarzwälder Bote

Feuerwehr: Hauptamtlicher Kommandant seit dem 1. Januar im Dienst / Es gibt viel zu tun

Gerd Wimmer ist der neue Gesamtkommandant der Wehr, Amtskollege Edgar Schiesel ist noch bis zum 20. März im Amt. In einem Interview zeigt Wimmer seine Sicht auf Kameradschaft und Dokumentationspflicht auf.

Herr Wimmer, wie vollzieht sich der Wechsel im Amt des Gesamtkommandanten?

Ich habe bestimmte Punkte jetzt schon ab dem 1. Januar übernommen. Noch arbeiten Herr Schiesel und ich zusammen. In vielen Dingen brauche ich ihn auch, bis alles übergeben ist und alles soweit am Laufen ist. Ganz offiziell erfolgt die Übergabe an der Dienstversammlung der Stadt Donaueschingen am 20. März, an dem auch die zwei Stellvertreter gewählt werden.

Was ändert sich, wenn Sie das Amt ab dem 20. März selbstständig ausführen?

Es wird sich nicht viel ändern, was die Feuerwehr angeht, die Arbeiten werden nicht anders werden, nur auf die Art, dass sie im Hauptamt begleitet werden. Das heißt, ich kann im Hauptamt viele Dinge abarbeiten, die ein Freiwilliger im Ehrenamt kaum leisten kann. Ein Zeichen hierfür ist der häufige Wechsel von Führungskräften in der Feuerwehr, weil diese oft überfordert sind. Sie bekommen so viele Aufgaben, die sie neben ihrer Arbeit erledigen müssen, das ist heute nur sehr schwer zu stemmen.

Welche Projekte stehen in der nächsten Zeit?

Zunächst stehen die restlichen Arbeiten an, was den Digitalfunk angeht, die Fertigstellung des Funkraumes mit unserer Funkanlage. Die nächsten großen Projekte sind die Anschaffung von zwei HLF 10. Das sind Hilfeleistungsfahrzeuge. Einmal für die Abteilung Wolterdingen und einmal für die Abteilung Pfohren. Diese sollen 2021 und 2022 beantragt werden. Und wenn alles gut läuft, bekommen wir sie 2022 und 2023.

Wie läuft es, wo gibt es Probleme, was können wir ändern?

Wir werden künftig nicht mehr alle fünf Jahre eine Hauptversammlung haben, sondern jedes Jahr, an der alle Feuerwehrabteilungen teilnehmen und eine Art Rechenschaftsbericht abgeben. Das alles kann man zusammentragen und dann dort vorstellen. Dort können wir auch die Ehrungen, beispielsweise diejenigen, die vom Land Baden-Württemberg vergeben werden, in einem würdigen, ehrenden Rahmen übergeben.

Welches sind Ihre persönlichen Ziele?

Ich möchte das, was wir uns in den letzten fünf Jahre gemeinsam erarbeitet haben, durch Herrn Schiesel, Herrn Schöndienst, so fortführen. Das wichtigste Ziel für uns ist, dass wir alle Abteilungen aufrecht erhalten können, weil wir um jede Feuerwehrfrau und jeden Feuerwehrmann froh sind. Wir brauchen auch alle. Wenn wirklich etwas Großes kommt, sind wir froh um jeden, den wir haben. Es ist wichtig, dass die Abteilungen in den Ortsteilen von ihrem Ausbildungs- und Ausrüstungsstand genauso arbeiten können wie hier die größte Abteilung. Ein ganz wichtiger Punkt ist bei mir Kameradschaft. Ohne Kameradschaft wird keine Feuerwehr funktionieren und auch hier haben wir in den letzten Jahren einiges bewegt. Wir treffen uns zusätzlich zu Kommandantensitzungen, die regelmäßig stattfinden, wir haben einen Gesamtverwaltungsrat, der über alles noch einmal darüber schaut. Mein Ziel ist, dass wir gemeinsam arbeiten. Ein weiteres wichtiges Ziel ist, dass ich die Feuerwehr transparent führen kann, das heißt ich möchte den Abteilungen und dem Bürger transparent nahebringen, was wir tun. Wir arbeiten für den Bürger, deshalb darf er auch wissen, was geht. Ganz oben steht aber die Transparenz innerhalb der Feuerwehr.

Welche Vorgaben haben Sie zu beachten?

Es gibt ein Feuerwehrgesetz, an deren Regeln sich jede Feuerwehr zu halten hat: egal ob Freiwillige, Berufs- oder Werksfeuerwehr. Was im Hauptamt immer mehr kommt, ist die komplette Verwaltung. Es gibt verschiedene Dinge, bei denen der Kommandant noch einmal drüber schaut, beispielsweise wenn es Unstimmigkeiten mit irgendwelchen Paragrafen gibt. Viele Versicherungen zweifeln erst einmal alles an, was wir gemacht haben, es gibt Widersprüche, das wird heute immer mehr. Diese Fälle muss man begleiten und abarbeiten. Auch die Dokumentation wird immer mehr. Und je sauberer wir diese machen, umso einfacher ist es danach, einen Fall wieder zurückzuverfolgen. Denn manches zieht sich über einen längeren Zeitraum. Mein Sachgebiet heißt "Brand- und Katastrophenschutz". Das heißt, auch im Katastrophenschutz kommt auch die eine oder andere Aufgabe auf mich zu.

  Die Fragen stellte Lutz Rademacher

Einsätze: Die Anzahl der Einsätze betrug 2019 130 und war gegenüber 2018 mit 143 leicht rückläufig. Insgesamt wurden 2562 Einsatzstunden geleistet. Dabei nehmen die technischen Hilfeleistungen zu. Es gab 24 Klein- und Mittelbrände. Ein Ereignis wurde als Großbrand eingestuft und gibt im Nachhinein angesichts des Klimawandels zu denken. Am 25. April brannte der Wald zunächst in der Nähe des Truppenübungsplatzes Richtung Grüningen, dann auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern bei Hubertshofen. Ein Tag früher, bei anderen Windverhältnissen, wäre es zur Katastrophe gekommen, warnte Gerd Wimmer.

Personal und Fuhrpark: Die Mannschaftsstärke der Abteilung beträgt 62 Mitglieder. Vier davon sind im Tagdienst beschäftigt, wusste Stadtkommandant Martin Kiefer zu berichten. Hinzu kommen 20 Mitglieder der Jugendfeuerwehr und 13 in der Altersmannschaft. Der Fuhrpark mit 22 Fahrzeugen ist auf dem neuesten Stand und mit Digitalfunk ausgerüstet.

Es gibt zwei neue Gerätewarte, ein neues HLF und eine neue Drehleiter wurden im vergangenen Jahr in Dienst gestellt. Die Ausbildung in Kleingruppen hat sich bewährt. Und alle Kameraden hätten gut mitgezogen. Besonders viele Stunden haben Ralf Jester (133) und Andreas Völker (117) geleistet, die auch die meisten Proben besuchten.

Doppelspitze: "Es gibt keine Übergabe heute", betonte Gesamtkommandant Edgar Schiesel in einer kurzen Ansprache, überließ den Platz im Podium seinem Nachfolger Gerd Wimmer und nahm im Publikum Platz. Schließlich könne nur einer den Hut aufhaben. Bereits 2015 hatte er eine hauptamtliche Kommandantenstelle bis spätestens Juli 2020 gefordert.

Besuch: Diese Überraschung gelang, eine fünfköpfige Delegation des Feuerwehrvereins aus der Partnerstadt Vác hatte den langen Weg auf sich genommen, um an der Hauptversammlung der Abteilung Stadt teilzunehmen. Der Vorsitzende Istvàn Ternay ließ es sich nicht nehmen, dem scheidenden Gesamtkommandanten Edgar Schiesel ein besonderes Geschenk zu überreichen: eine Holztafel mit dessen Konterfei. 2021 soll die Freundschaft mit einem Gegenbesuch in Ungarn fortgeführt werden.