Auch Bürgermeister Christoph Schaak (Zweiter von rechts) zählte zum Publikum der interessierten Zuhörer und war sichtlich angetan von der Vielfalt an literarischen Texten auf und rund um den Dobel, die die Schriftsteller Ali Hafez (von links), Wolfgang Weimer und Elfriede Weber vorstellten. Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Dobel und die Weltliteratur" / Drei Schriftsteller bekommen im kleinen Kurhaussaal viel Applaus

"Das Dorf, in dem ich wohne, heißt Dobel und liegt im Nordschwarzwald, hat knapp 2300 Einwohner und gehört nicht zu den Orten, die man kennen muss, wenn einem mehr an Kultur als Natur liegt."

Dobel. Mit diesen Worten eröffnete Schriftsteller Wolfgang Weimer die Lesung im kleinen Kurhaussaal auf dem Dobel mit dem Tenor "Dobel und die Weltliteratur". Für die Lesung hatten er, Ali Hafez und Elfriede Weber als Schriftsteller aus dem Verein der Goldstadt-Autoren Pforzheim Besucher auf den Dobel eingeladen, um wissenswertes und interessantes zum Thema Heimat vorzutragen.

Als gebürtigem Düsseldorfer war dem zugereisten Dobler Weimer daran gelegen, die kulturellen Vorzüge seiner neuen Heimat zu ergründen. Er begab sich auf Spurensuche und berichtete ohne zu zaudern über das Woodrock-Festival als kulturellen Höhepunkt, der jährlich mehrere Hundert Besucher auf den Dobel lockt.

Als das Berühmteste im literarischen Bereich, das Dobel aufzuweisen hat, nannte er den alemannischen Dichter Johann Peter Hebel (1760-1826), der gemeinhin als Pionier der alemannischen Mundartliteratur gilt und vor mehr als 200 Jahren einen mehrwöchigen Kuraufenthalt in dem Höhenort verbrachte. Aus Sehnsucht nach seiner Heimat verfasste er "für Freunde ländlicher Natur und Sitten" seine 32 alemannischen Gedichte, die allesamt in Dialekt geschrieben sind.

Nickende Zustimmung der Besucher bestätigten dem promovierten Schriftsteller fortzufahren, um schlussendlich Interessantes zu erfahren. "Ein weltberühmter Schriftsteller hat bis zu seinem Tod im Jahr 2005 ebenfalls auf dem Dobel gelebt", berichtet Weimer und erklärte, dass dessen "Ruhm in den USA beträchtlich größer als in Deutschland war".

Berühmter Autor

Mit einem Raunen in den Reihen blickten den Vortragenden eine Vielzahl fragender Augen an. Denn keiner der Gäste hatte eine Antwort parat. Wer es genauer wissen wollte, hatte den ausschweifenden Erklärungen des Vortragenden zu folgen: "Die Gesamtauflage seiner Bücher wird auf 30 bis 40 Millionen Bücher geschätzt und sein größter Romanerfolg wurde nicht nur in 20 Sprachen übersetzt, sondern auch noch verfilmt!" Der Welt-Bestseller mit dem Hollywood-Titel "Steiner – Das Eiserne Kreuz" wurde mit James Coburn, Senta Berger und Maximilian Schell in Hollywood verfilmt und zählt damit zu einem der größten Kassenerfolge der Kinogeschichte.

Autor und Schriftsteller ist der in Heidelberg geborene Willi Heinrich. Als Kriegsheimkehrer arbeitete er sechs Jahre lang an seinem Erstlingswerk, weil er als Angestellter nur abends und nachts daran schreiben konnte. Sein berühmtes Erstlingswerk erschien 1955 und beschreibt die Erlebnisse eines deutschen Soldaten an der Ostfront, ein Thema das nach Weimers Aussagen "das Bedürfnis nach Erinnerung" befriedigt.

Mit Weimer und Hafez haben nach Heinrich erneut Verfasser literarischer Texte den Dobel als Domizil auserkoren, um in ihrer neuen Heimat zu wirken und zu werkeln.

Hafez stammt aus Syrien und lebt seit drei Jahren auf dem Dobel. Der promovierte Philologe hat in Russland studiert, er spricht vier Sprachen. Als Journalist und Chefredakteur erlebte er die Veränderungen in seiner alten Heimat hautnah und musste fliehen. Mit seinem Textbeitrag ließ er die Zuhörer an seiner autobiografisch erzählten Geschichte teilhaben. Um in der neuen Heimat Fuß zu fassen und sich in der Sprache des Landes verständlich zu machen, musste der Text jedoch zunächst aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzt werden.

Als Dritte im Bunde war Weber aus dem Nachbarort Straubenhardt angereist. Die Schriftstellerin, die bereits seit Kindertagen Kurzgeschichten und Gedichte verfasst, beschäftigte sich mit den Schwaben und ihrer Mundart. Geboren in Albstadt auf der Schwäbischen Alb, entführte sie mit ihren Texten in ihre Kindheit und ließ die Gäste teilhaben an ihren Erinnerungen einer wohl behüteten Heimat.

Nach knapp zwei Stunden gab es für die Autoren und ihre interessanten Geschichten viel Applaus und anerkennende Worte. Kaum einer aus dem Publikum hatte so viel Wissenswertes rund um das Thema Heimat erwartet. Daher waren die diversen Buchexemplare der Autoren auf dem Büchertisch besonders begehrt.