Das verschlossene Gewölbe der ehemaligen Kellerhütte. Hier finden künftig Fledermäuse ein Zuhause. Foto: Gegenheimer

Überreste der einst stattlichen Gebäude bleiben als Unterschlupf für Tiere der Nachwelt erhalten

Dobel/Bad Wildbad - Die letzten baulichen Überreste des einst stattlichen Lehmannshofs im Hinteren Eyachtal bleiben erhalten und haben ab sofort auch neue Bewohner: Mitarbeiter der Forstverwaltung haben in den beiden noch bestehenden Gewölbekellern ein Rückzugsquartier für Fledermäuse geschaffen.

Die beiden Gewölbekeller am ehemaligen Lehmannshof sind jetzt mit Sandsteinen zugemauert und mit massiven Holztüren verschlossen. Zehn Arbeitstage liegen hinter Forstausbilder Clemens Benz und seinen Azubis. Ab sofort ist ein dauerhafter Ein- und Ausgang nur noch für Tiere möglich. Fledermäuse sollen über ein Einflugloch auch im Winter ein frostfreies Rückzugsquartier finden, aber auch Igel oder Frösche durch Öffnungen dicht über dem Boden ins Innere gelangen können (wir berichteten). Zugleich konnten die alten Kellergemäuer auf diese Weise vor dem Verfall gerettet und der Verkehrssicherungspflicht Genüge getan werden. Ein ausführliches Infoschild für Wanderer und Nutzer der Grillstelle werde noch aufgestellt, so Revierförster Oliver Gall.

Sogar eine Gräfin unter den Eigentümern

Damit bleiben immerhin die letzten baulichen Reste eines einst stattlichen Hofes im Hinteren Eyachtal erhalten – wenn die künftigen Bewohner auch nicht ganz so illuster sind wie einige der letzten Eigentümer des bis ins 17. Jahrhundert zurückgehenden Anwesens. Ehe das zur der Zeit als Waldschützenwohnung dienende Wohnhaus 1848, damals bereits im Eigentum des württembergischen Staates, abbrannte und 1867 auch noch die von der Firma Krauth und Co. bis 1865 betriebenen Sägmühle "auf Abbruch" an einen Dobler verkauft wurde, war immerhin Catharina Werner, Gräfin von Langenstein, fünf Jahre lang Eigentümerin. Sie war mit dem badischen Großherzog Ludwig I. liiert und wurde von ihm in den erblichen Adelsstand erhoben.

Diese Informationen zusammengetragen hat der Dobler Bernhard Kraft. Der Heimatkenner hat bereits vor rund zehn Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Werner ein Bändchen über den Lehmannshof, die Menschen und die Eigentumsverhältnisse verfasst. Und er sagt: "Gräfin Langenstein hat den Hof wahrscheinlich nie selbst gesehen." Kraft hat sich mit der rund 180-jährigen wechselhaften Geschichte des Anwesens detailliert befasst. Dessen Entstehung sei einem Gesuch an die württembergische Herrschaft der Brüder Elias, Hannß und Philipp Kappler sowie "Consorte" Leonhardt Lehenmann im Jahre 1683 zu verdanken. Ihnen wurde erlaubt, auf württembergischem Gebiet, nämlich der ihnen gehörenden "Flachen Wiese, Gemarkung Wildbad", eine Sägemühle zu erstellen. Diese Stelle lag etwa 700 Meter unterhalb der ehemaligen Feuerlinsmühle, einem schon 1423 erwähnten Sägmühlenplatz auf Reichentaler Gemarkung in der Markgrafschaft Baden-Baden. Der Grundstein für den "Eichhof" war also gelegt.

Große Waldflächen dazu gekauft

Zwei Kappler-Brüder wurden Compagnie-Verwandte der württembergischen Flößercompagnie Vischer, Calw, Lehmann war "Geschäftsführer" und verantwortlicher Säger der Mühle. Sein Sohn Leonhardt baute, so erzählt Kraft, zusammen mit den Kappler-Brüdern die wirtschaftliche Bedeutung des Lehmannshofes aus. Große Wälder im Brotenautal und auf dem Kaltenbronn wurden aufgekauft. 345 Hektar eigene Waldfläche gehörte schließlich zum Lehmannshof.

Mit der Hofübernahme durch Matthäus Lehmann 1736 ging das Erblehen am badischen Häußerwald, vertraglich geregelt, komplett auf die Lehmann-Familie über. Das Heranwachsen der dritten Generation mit sieben kräftigen Söhnen, die das Mannesalter erreichten, begründete die Legende von den "sagenhaften Lehmännern ›in der Eich‹", jenem "Kraftgeschlecht von Riesen", welches nicht nur bei der Arbeit, sondern auch bei Mutproben und beim Trinken kräftig hinlangen konnte.

Kurz vor der Hofübernahme des jüngsten dieser Söhne 1789 begann der Niedergang des Lehmannshofes. Waldverkäufe zur Abfindung der Erben, Schicksalsschläge wie früher Tod von Kindern – allein Anfang 1800 starben vier Töchter an Pocken – sowie die wirtschaftliche Gesamtlage ließen den letzten Lehmann zum Trinker werden, Land verlieren, den Hof überschulden, sodass er selbst 1802 vom Oberamt in Neuenbürg entmündigt wurde.

Der Hof wurde 1814 zwangsversteigert. Gottlieb David Weisert, Bürgermeister in Calmbach und Ehemann der berühmten Rössleswirtin Jakobina Friederika Lutz, war der erste Erwerber. Und wie Kraft das tragische Ende der Lehmänner erzählt, wurde die Witwe Lehmann, die noch einige Jahre im Hinteren Eyachtal in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte, schließlich für "heimatlos" erklärt und in ihren Geburtsort Calmbach zurück gewiesen.

All die Jahre überdauert haben tatsächlich die beiden Gewölbekeller. Jener der Kellerhütte, gut sichtbar neben der heutigen Forsthütte, sowie jener ein wenig oberhalb in östlicher Richtung, der direkt zum Lehmann-Wohnhaus gehörte.

Forsthütte soll saniert werden

Die große Forsthütte am beliebten Lehmannshof-Grillplatz ist schon länger verschlossen. Bis vor etwa fünfzehn Jahren wurde sie an Gruppen vermietet. Da das Dach einsturzgefährdet ist und außerdem mehrfach eingebrochen wurde, hat Revierförster Oliver Gall die Läden zugenagelt: "Die Scheiben wurden eingeworfen. Drinnen sieht es schlimm aus."

Der Antrag auf Sanierung ist jetzt gestellt. Er muss, so Tobias Volg, Forstbezirksleitung Calmbach, von der Betriebsleitung ForstBW genehmigt werden. Ob es wieder eine geschlossene Hütte gibt, sei noch nicht entschieden. Auch ein teiloffenes Gebäude sei denkbar, dies hänge auch vom finanziellen Rahmen ab.

"Klar ist, dass dringend etwas getan werden muss als Ersatz für die bisherige Hütte. Klar ist auch, dass es keine Hütte mehr gibt, die von Gruppen angemietet werden kann", erklärt Gall, "da die den Naturschutz betreffenden Regeln hier unmittelbar am Naturschutzgebiet mittlerweile zu streng sind.

Klar ist aber weiterhin, dass die Wanderer und Grillplatznutzer nicht im Regen stehen gelassen werden."