"Alle 27 Sekunden erhält irgendwo auf der Welt ein Mensch die Diagnose Blutkrebs", postet die DKMS. Manchen Patienten kann nur eine Stammzellspende das Leben retten. Deshalb sucht die DKMS auch in der Corona-Krise weiterhin nach Spender. Doch die Pandemie hat auch darauf ihren Einfluss.
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Oberndorf - 36 Prozent weniger Spender verzeichnete die DKMS (Deutsche Knochenmarksspenderdatei) in 2020 im Vergleich zum Vorjahr. Ein Grund für diesen Einbruch sei der Wegfall der öffentlichen Registrierungsaktionen aufgrund der Pandemie, weiß Olesia Schweizer von der DKMS. Denn zum Schutze der Bevölkerung wurden alle Veranstaltungen verschoben. Wer sich jedoch registrieren lassen möchte, kann dies trotzdem tun.
Online kann jeder, der zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, ein Registrierungsset bestellen und mit dessen Hilfe selber einen Wangenabstrich durchführen. Die zurückgeschickte Probe wird analysiert und die Person in die Spenderdatei aufgenommen. Dies ersetze jedoch nicht die Veranstaltungen der DKMS, betont Schweizer. "Die Aktionen vor Ort sind sichtbarer und bekannter." Trotzdem: "Wir konnten trotz des Einbruchs die Basis halten. Und wir hatten einen sehr guten Start ins Jahr."
Schwierig wurde durch die Pandemie auch der Transport der Transplantete zu den Empfängern, berichtet die DKMS auf ihrer Website. Da viele Passagierflüge ausfallen, transportieren Piloten von Cargoflüge die benötigten Transplantete. Am Zielflughafen nehmen dann Fachkräfte die Stammzellen in Empfang.
Mithilfe von Online-Registrierungsaktionen den passenden Spender finden
Eine weitere Aktion der DKMS, um in der Pandemie den an Blutkrebs Erkrankten zu helfen, sind Online-Registrierungsaktionen. Dieses Angebot wurde bereits kurz vor Ausbruch der Pandemie in die Wege geleitet, "doch es gab damals noch keinen Bedarf", berichtet Schweizer. Dies änderte sich mit dem Wegfall der Vor-Ort-Termine.
Eine Online-Aktion können Familienmitglieder, Freunde, Arbeitskollegen oder Bekannte mithilfe der DKMS für einen an Blutkrebs erkrankten Menschen ins Leben rufen. Dabei stellt der Patient sich und seine Situation auf einer eigenen Internetseite vor. Interessierte können sich dann über die Website ein Registrierungsset bestellen. Der Link zur Aktion kann außerdem in den Sozialen Medien geteilt werden, um noch mehr potenzielle Spender zu sensibilisieren. Online ist außerdem sichtbar, wie viele Menschen sich bereits für diese Aktion registriert haben.
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Alexander und Jennifer aus Staufen haben eine solche Aktion gestartet. Das Paar hatte bereits mehrere Zukunftspläne wie um die Welt zu reisen, eine neue Wohnung und eine eigene Familie, als Alexander die Diagnose Blutkrebs bekam. Er bekommt seit Anfang März Chemotherapien. Doch nur eine Stammzelltransplantation könne sein Leben retten, berichtet die DKMS. "Alexander ist eine Kämpfernatur, und ich bin stolz darauf, mit wie viel Kraft und Zuversicht er jeden neuen Tag bestreitet. Aber allein schafft er es nicht!", beschreibt Jennifer in einer Pressemitteilung. Sie, Alex Familie und seine Freunde haben daher die Online-Aktion gestartet. 315 Registrierungen fanden dadurch bereits statt.
Ein anderer Fall ist der von der achtjährigen Milla aus Stuttgart. Sie wurde mit Downsyndrom geboren. "Milla ist eines der fröhlichsten und sonnigsten Kinder, das man sich vorstellen kann", beschreiben ihre Eltern sie. Im Oktober 2020 bekam ihre Tochter die Diagnose Blutkrebs. Ihre Therapie werde lange dauern und eventuell reiche die Chemotherapien nicht aus. Dann bräuchte Milla eine Stammzellspende. Deshalb haben ihre Familie und deren Freunde bereits im Vorfeld zur Registrierung aufgerufen, um darauf vorbereitet zu sein. 523 Menschen sind diesem Aufruf über die Online-Aktion bereits gefolgt.
Der siebenjährigen Hannah aus Deizisau hat die Online-Aktion bereits geholfen. Ende Januar startete diese. Anfang März folgte dann das Update: Es wurde ein passender Spender für Hannah gefunden.
Auch Corona-Patienten dürfen spenden
Selbstständig eine Probe für die Registrierung zu entnehmen sei "nicht mit der Komplexität eines Corona-Tests zu vergleichen", versichert Schweizer. "Die Handhabung ist simpel." Selten passiere es, dass eine Person eine nicht verwertbare Probe einreiche. "Wichtig ist: Es ist kein Speicheltest. Man muss mit dem Stäbchen an der Innenseite der Wange entlangfahren, und es nicht wie bei einem Lolli mitten im Mund herumdrehen", erklärt die DKMS-Mitarbeiterin. Sollte doch einmal eine Probe fehlerhaft sein, schreibt die DKMS die Person an und schickt ihr ein weiteres Set zu. "Aber das kommt wirklich sehr, sehr selten vor", versichert Schweizer.
Spenden dürfen auch Personen, die eine Corona-Erkrankung hinter sich haben und wieder gesund sind. Einen Einfluss auf die Probe oder die Knochenmarkspende habe das Virus nicht, so die DKMS. Laut Gesundheitsexperten gibt es keine Hinweise darauf, dass Covid-19 über Blut, Knockenmark oder Stemmzellprodukte übertragen werden kann.
Hygienekonzepte wie Fiebermessungen und Gesundheitsfragebogen sorgen außerdem dafür, dass die Spende sicher verläuft. Deswegen rät die DKMS dazu, mit dem eigenen Auto anstatt öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Ist dies nicht möglich, stellt die DKMS einen Mietwagen zur Verfügung.
Die Spender scheinen sich sicher zu fühlen, denn die Personen, die gespendet haben, seien in der Corona-Krise nicht weniger geworden - stattdessen habe die DKMS ein leichtes Plus verzeichnet, berichtet Schweizer. "Die Sicherheit der Spender ist unsere oberste Priorität", betont sie.
Mehr Informationen unter: www.dkms.de