Ein Plakat mit der Aufschrift „dritte Option“. Foto: dpa/Jan Woitas

Für alle, die sich weder als Mann oder Frau fühlen, gibt es in Deutschland die Möglichkeit, das Geschlecht im Geburtenregister in „divers“ ändern zu lassen. Auch eine Änderung des Geschlechtseintrag ist möglich. Doch wie viele Menschen greifen darauf überhaupt zurück?

Seit Ende 2018 gibt es in Deutschland die dritte Option „divers“. Intergeschlechtliche Menschen können ihr Geschlecht und Vornamen seitdem im Geburtenregister ändern lassen. Außerdem ist es seit 2020 möglich, dass Menschen, die trans oder nicht binär sind, ihren Geschlechtseintrag ändern lassen können.

Wie die Daten des Zensus 2022 – welcher vom Statistischen Bundesamt im Juli diesen Jahres veröffentlicht wurde – zeigen, leben in Deutschland bislang etwa nur 969 Menschen mit dem Eintrag divers.

0,001171 Prozent sind divers

1259 Menschen gaben keine Angabe zum Geschlecht an. In Deutschland generell lebten 42 044 446 Frauen und 40  672 866 Männer. Demnach sind lediglich 0,001522 Prozent der Bevölkerung Menschen, die keine Angabe zum Geschlecht machten und 0,001171 Prozent als „divers“ eingetragen. Zusammen machen beide Gruppen 0,002693 Prozent aus. 

Wie sieht es in der Region aus?

Wie sieht das ganze in unserem Verbreitungsgebiet aus? Insgesamt lebten in unserer Region, laut statistischem Landesamt, rund 1 755 325 Menschen. Davon sind 871 147 männlich und 884 177 weiblich.

Gibt es im Verbreitungsgebiet auch Menschen, die sich als „divers“ eingetragen haben? Unsere Redaktion hat beim statistischen Landesamt nachgefragt: „Eine Angabe zur Zahl der diversen Personen im Verbreitungsgebiet ist leider nicht möglich“, erklärt ein Sprecher.

Bei der Frage nach dem Geschlecht sei zwar in der Erhebungen auch die Antwortmöglichkeit „divers“ aus dem Personenstandsgesetz prinzipiell wählbar, die Fallzahlen zum Dritten Geschlecht seien allerdings aktuell und – wahrscheinlich auch in Zukunft – so gering, dass sie in den einzelnen Statistiken nur im Rahmen von Übersichten zum Geschlecht veröffentlicht werden können, so der Sprecher weiter. Generell sei eine tiefer gegliederte Darstellung, zum Beispiel nach Alter oder Region, nicht möglich, da hier die statistische Geheimhaltung gewährleistet sein müsse.

Wie sieht es in anderen Ländern aus?

Nach wie vor erkennen nur wenige europäische Länder nichtbinäre Geschlechtsmerkmale offiziell an. Neben Deutschland ist Island ein Vorreiter, wenn es darum geht, nichtbinären Menschen die rechtliche Anerkennung ihrer Identität zu ermöglichen.

In Österreich kann man sogar zwischen sechs Optionen bei der behördlichen Meldung wählen. Neben männlich und weiblich kann man noch zwischen „divers“, „inter“, „offen“ und „keine Angabe“ wählen.

Dänemark und Malta erkennen nichtbinäre Identitäten immerhin teilweise an, jedoch gibt es hier weiterhin Probleme, besonders in Bereichen wie dem Gesundheitssektor. In Belgien und Italien gibt es ebenfalls Pläne für die Akzeptanz des dritten Geschlechts.

Insgesamt sind die Fortschritte jedoch langsam und den meisten Ländern fehlen umfassende rechtliche Rahmenbedingungen für die Anerkennung nichtbinärer Identitäten.