Die Trumpf-Vorstandschefin Nicola Leibinger-Kammüller blickt skeptisch auf das laufende Geschäftsjahr. Foto: Jürgen Bach

Die Mitarbeiter des Maschinenbau- und Laserspezialisten profitieren vom glänzenden Ergebnis im Jubiläumsjahr. Die Aussichten aber verdüstern sich: Die Chefin macht dafür unter anderem das Wirtschaftsministerium verantwortlich.

Die Trumpf-Mitarbeiter profitieren von den glänzenden Ergebnissen im Jubiläumsjahr des 1923 gegründeten Unternehmens. Die Prämie für die tariflich Beschäftigten steigt von 2478 Euro im Vorjahr auf 3750 Euro für das am 30. Juni abgelaufene Geschäftsjahr 2022/23.

 

„Das ist die höchste Prämie, die es bei uns bisher gab“, sagte der Personalvorstand Oliver Maassen bei der Bilanzpressekonferenz am Stammsitz des Maschinenbau- und Laserspezialisten in Ditzingen. Der Sockelbetrag des Bonus wurde von 1500 auf 2000 Euro erhöht, darüber hinaus wird die Erfolgsprämie nun – wie bei den Aufsichtsräten – an der Umsatzrendite gemessen. Diese ist im vergangenen Jahr auf 11,5 Prozent gestiegen, ein Plus von 3,4 Prozent. Der Umsatz steigt erstmals in der 100-jährigen Trumpf-Historie auf mehr als fünf Milliarden Euro, genauer: 5,4 Milliarden, 27 Prozent mehr als 2021/22.

Der Erfolg ist auch einem Nachholeffekt zu verdanken

Dennoch überwogen bei der Präsentation der Zahlen die nachdenklichen, wenn nicht düsteren Töne. Der gewaltige Gewinnsprung von stattlichen 31,4 Prozent auf 615 Millionen Euro erklärt sich – neben dem durchschlagenden Erfolg der EUV-(Extremultraviolett)-Technik für die Chipproduktion – großteils mit dem Nachholeffekt in Folge der Coronakrise. Viele Maschinen, die aufgrund fehlender Vorprodukte nicht gebaut werden konnten, konnten nun ausgeliefert werden. Fürs laufende Geschäftsjahr aber sieht die Vorstandschefin Nicola Leibinger-Kammüller „günstigenfalls ein Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich“. Der Auftragseingang gehe zurück, die Konjunkturprognosen gäben auch keinen Anlass zu mehr Zuversicht. „Die Herausforderungen sind groß“, sagte Leibinger-Kammüller und warnte gleichzeitig vor monokausalen Begründungen.

„Die Weltkonjunktur, die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise und die Investitionsbereitschaft in Ländern wie China oder den USA sind zentrale Faktoren für unsere Geschäftsentwicklung“, so die Firmenchefin. In den USA und China mache Trumpf ein Viertel seines Umsatzes. „Wenn Kunden dort zurückhaltend reagieren und Investitionen zurückstellen, spüren wir das unmittelbar. Genau wie Engpässe in der Lieferkette.“

Maschinen stehen auf Halde, weil Exportgenehmigungen fehlen

Besonders ärgerlich verfolgt Trumpf vor diesem Hintergrund, dass der Geschäftserfolg auch von der Verwaltung eingebremst wird. Konkret: Das dem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterstellte Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ( BAFA ) komme nicht mit den Ausfuhrgenehmigungen für Lasermaschinen hinterher, die nach China gehen sollen. Mittlerweile stünden Maschinen im Wert eines zweistelligen Millionenbetrags auf Halde, klagt Leibinger-Kammüller. Das Amt erkläre dies mit Kapazitätsproblemen. „Das kann keine Antwort eines Ministeriums sein, dessen vornehmste Aufgabe es ist, deutsche Unternehmen in einer ohnehin schwierigen konjunkturellen Situation nach Kräften zu unterstützen“, sagt die Trumpf-Chefin. Und: „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es auch nur ein Ministerium mit zu wenig Personal gibt.“

Das Unverständnis bei Trumpf wird dadurch gesteigert, dass es sich um keine „Dual-Use-Güter“ handelt, die auch für militärische Zwecke genutzt werden könnten. Die Trumpflaser würden vielmehr für die Produktion von Elektrofahrzeugen eingesetzt, speziell im Leichtbau und in der Fertigung von Batteriemodulen. Zwar könne nur Trumpf komplette Systemlösungen anbieten, sagt der Laser-Technologievorstand Hagen Zimer. Aber für einfachere Anlagen geben es auch lokale Konkurrenz. Letzlich schade der Bearbeitungsstau der Reputation, „wenn wir selbst Standardprodukte nicht liefern können und Kunden vertrösten müssen“, sagt Nicola Leibinger-Kammüller.

Entwicklung und Personal

Forschung
 Trumpf bleibt ein Unternehmen mit überdurchschnittlich hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Im zurückliegenden Geschäftsjahr stiegen die entsprechenden Aufwendungen von 448 auf 476 Millionen Euro – das entspricht einer Entwicklungskostenquote von 8,9 Prozent.

Personal
 Die Zahl der Beschäftigen erhöhte sich von rund 16 600 auf 18 400. Davon waren gut 9000 in Deutschland angestellt, fast 5800 am Stammsitz in Ditzingen, Gerlingen und Hettingen. Größter Einzelmarkt waren die USA mit 899 Millionen Euro Umsatz vor Deutschland (779 Millionen Euro).