Das Gebäude in der Kreuzstraße 2 soll erweitert werden. Der Gemeinderat machte dem Bauherrn jedoch einen Strich durch die Rechnung. Foto: Decoux

Weil die Parksituation in der Ringsheimer Kreuzstraße angespannt ist, wurde nun ein Bauvorhaben verhindert. Der Verwaltung stehen viele Herausforderungen bevor.

Die Parksituation in Ringsheim ist für viele Bürger ein sensibles Thema. Dabei gerät immer wieder die Kreuzstraße in den Fokus. Dort sei oftmals kein Durchkommen, da geparkte Autos am Straßenrand die ohnehin enge Straße zum Nadelöhr machen würden. Am Dienstagabend kochte das Thema zum Ende der Gemeinderatssitzung erneut hoch. Der Grund: Das Zweifamilienhaus in der Kreuzstraße 2 wurde vor einigen Jahren um eine Zweizimmerwohnung ergänzt. Nun sollen auch in der angrenzenden Scheune vier neue Wohnungen entstehen. Für Anwohner bedeutet das: mehr Nachbarn – und vor allem mehr geparkte Autos.

 

Doch dafür hat der Bauherr offenbar vorgesorgt – zumindest, wenn es nach dem Plan geht. Darauf zu sehen: „Aktuell bestehen auf dem Flurstück fünf Stellplätze. Gemäß den baurechtlichen Vorschriften für den Ausbau von Scheunen und Landwirtschaftlichen Gebäuden zu Wohnraum, müssten keine neuen Stellplätze geschaffen werden. Laut Planunterlagen sind jedoch zwei neue Garagenstellplätze geplant, sodass künftig sieben Parkplätze zur Verfügung stehen“, erklärte Bauamtsleiter Nico Karschewski.

Vorgesehene Parkplätze sorgen für Kopfschütteln

Sowohl im Gremium als auch bei den Handvoll Anwohnern auf den Zuschauerplätzen sorgte das für Kopfschütteln. Was auf dem Papier nämlich gut klingt, könnte in der Realität ganz anders aussehen. So sind die zusätzlichen Stellplätze nur schwer zu erreichen, liegen teils hinter engen 90-Grad-Kurven. „Ich kann da nicht zustimmen. Nie im leben passen dort sieben Stellplätze hin – in dieser Straße leben einfach viel zu viele Menschen“, machte Tina Zepezauer (CDU) ihrem Ärger Luft und erhielt zustimmenden Applaus der Zuhörer. Das sehe auch Fraktionskollege Wolfgang Weber so: „Bei einem ähnlichen Projekt haben wir zugestimmt. Heute sieht man, dass die Parkplätze nicht anfahrbar sind. Also ich will in der Straße nicht wohnen.“ Ruth Volz (SPD) appellierte an ihre Ratskollegen: „Wir müssen ein Zeichen setzen und nicht zustimmen.“

Bürgermeister hat Verständnis

Der Ärger über die ganze Situation stieß bei Bürgermeister Pascal Weber auf Verständnis. Besonders frustrierend sei, dass das Kreisbauamt dem Vorhaben bereits grünes Licht gegeben habe. „Das Amt entscheidet, was in unser Ortsbild passt – und was nicht. Wir haben immer weniger mitzureden“, stellte Weber fest. Er könne die Kritik der Behörde weitergeben, sehe in einer kollektiven Ablehnung jedoch keine Hoffnung. Zumal ihm die Entscheidung auf die Füße fallen könnte, sollte der Kreis sie als rechtswidrig erklären. „Auch wenn es mir in diesem Fall extrem wehtut – ich muss mich an Gesetzte halten und habe einen Eid geschworen“, zeigte sich Weber Pflichtbewusst.

Räte nehmen Kosten und Aufwand in Kauf

Die Lage schien ausweglos, bis CDU-Gemeinderat Weber den entscheidenden Vorschlag brachte: „Wir können für diesen Bereich eine Änderungssperre reinhauen.“ Das bedeutet konkret: Das Vorhaben unterliegt keinem gültigen Bebauungsplan. Will die Gemeinde einen solchen für das Gebiet erstellen, kann für den betroffenen Bereich eine Veränderungssperre erlassen werden. Wie der Name schon sagt, darf in diesem Areal somit nichts verändert – also gebaut – werden. „Das wäre eine Möglichkeit“, erklärte der Rathauschef nach kurzer Absprache mit Bauamtsleiter Karschewski. Der Bereich erstrecke sich demnach entlang der gesamten Kreuzstraße, einen Bebauungsplan für ein einzelnes Grundstück zu erstellen, sei nicht möglich. Er mahnte jedoch: „Ein Bebauungsplan aufzustellen, kostet Geld und ist aufwendig. Zumal das Gebiet dicht bebaut ist. Wir müssen darin Dinge regeln, die für alle gelten.“ Das reiche von Naturschutz über Drainage bis hin zur Versiegelung. „Da reden 42 Behören mit“, verdeutlichte Weber.

Gemeinderäte stimmen geschlossen für den Vorschlag

Für Thomas Maurer (CDU) sei es das wert: „Da kann ich absolut zustimmen.“ Dem folgten auch die anderen Gemeinderäte, die der Änderungssperre und dem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan geschlossen zustimmten. Demnach wurde das Bauvorhaben einstimmig abgelehnt.

„Das wird ein schwieriger Weg. Wenn es aber rechtlich funktioniert, bestehen Chancen. Das Ganze ist sehr aus der Hüfte geschossen – wir werden sehen, ob es trägt“, erklärte Bürgermeister Weber abschließend.

Info – Das gilt nun für Anwohner

Die Änderungssperre gilt für zwei Jahre – oder so lange, bis ein Bebauungsplanentwurf steht. Dies werde jedoch „mit Sicherheit auch zwei Jahre dauern“, wie der Rathauschef auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte. Für Anwohner der Kreuzstraße bedeutet das: Sobald die Änderungssperre in Kraft tritt, dürfen nur noch jene Vorhaben umgesetzt werden, für die bereits ein genehmigter Bauantrag vorliegt.