Die Kipp-Häuser sollen als Teil der Horber Stadtsilhouette erhalten bleiben. Foto: Jürgen Lück

Die Stadt als Eigentümerin sucht nach einer Lösung für das ehemalige Café Kipp auf dem Marktplatz. Zeichnet sich jetzt eine ab?

Der Häuserkomplex des Kipp-Areals steht seit Jahren leer. Die Stadt hatte das Areal gekauft, ein Anlauf mit einem Hotel-Investor schlug fehl – es folgte ein jahrelanger bis heute andauernder Leerstand. Im Juli gab es eine neue Ausschreibung. Nach der Auswahl der Bewerbungen sind zwei Interessenten noch im Rennen.

 

Erste Kostenschätzungen

Bald-OB Michael Keßler (CDU) sagt: „Das wird eins meiner ersten Themen.“ Das ist eine der zentralen Fragen neben der Umgestaltung der Kernstadt: Wie geht es mit dem Marktplatz weiter? Die Ausschreibung hat zwei Ziele: die Belebung des Marktplatzes und den Erhalt der Stadtsilhouette.

Nach dem Gemeinderat am 21. Oktober gab es eine nicht-öffentliche Sitzung. Die Überraschung: Nicht nur der Privat-Investor kam in die engere Auswahl, sondern auch die Genossenschafts-Idee von Sophia Schneiderhan (Horb) und dem Stuttgarter Architekten Simon Ebner.

Der Privatinvestor für das Kipp-Areal ist Helmut Wittenzellner, Professor an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Er hat ein Angebot an das Rathaus und an seinen Mitbieter. Wittenzellner: „Ich habe die Umbaukosten für das Kipp-Areal in Horb auf 1,5 Millionen Euro geschätzt. Das ist sehr ambitioniert. Wie soll das mit einer Genossenschaft gehen?“

Architekt Simon Ebner: „Meine Grobkostenschätzung beträgt 1,8 Millionen Euro. Davon soll 50 Prozent die Genossenschaft einbringen, 25 Prozent wird per Bank finanziert, 25 Prozent über Fördergelder.“

Zusammenarbeit möglich?

Das hieße für eine Genossenschaft: Sie müsste zwischen 750 000 und 900 000 Euro aufbringen. Zum Vergleich: Der Eigenanteil, den die Bürger bei der Sanierung des Klosters (1995 bis 2001) aufbringen mussten, lag bei 500 000 D-Mark. Gesamtkosten damals: 5,5 Millionen D-Mark.

Privatinvestor Wittenzellner sagt nun: „Ich sehe ein genossenschaftliches Engagement beim Kipp-Areal nicht als Widerspruch. Im Gegenteil: Wenn die Bürger die Gastronomie übernehmen, könnte es ein Miteinander geben. Das wäre ein positives Zeichen der Horber Bevölkerung.“

Wittenzeller erklärt, dass er auch bereit sei, der Genossenschaft einen günstigen Mietvertrag zu geben: „Die Genossenschaft könnte die Gastronomie nach ihren Vorstellungen umgestalten und betreiben. Wir könnten auch zusammen Fördermittel beantragen.“ Wittenzellner lobt Ebner für seine Arbeit: „Der ist absoluter Profi. Er weiß, wie man so etwas macht.“ Er habe ihm seinen Vorschlag auch schon mitgeteilt.

Kein Hotel geplant

Der Privatinvestor weiter: „Mit der Bürgergenossenschaft könnte die Gastro schon vor der Fertigstellung des Umbaus mit Soft-Opening wie beispielsweise mit dem Start der Terrasse den Marktplatz beleben.“

Beide Bewerber wollen aber auf Hotelpläne verzichten. Wittenzellner: „Wenn die Stadt sich dort ein Hotel wünscht – das funktioniert nicht. Schallschutz, Brandschutz, verschärfte Vorschriften – daran haben sich schon mehrere versucht und sind beim Kipp-Areal in Horb gescheitert. Ich hoffe auf einen Konsens von uns allen: der Gruppe um Ebner, dem Rathaus und mir. Und auf eine schnelle Entscheidung. Dann könnte man zu den übernächsten Ritterspielen auf dem Marktplatz etwas vorzeigen.“

Michael Keßler sitzt seit Montag, 3. November, am Schreibtisch im Rathaus. „Das Kipp-Areal wird gleich eins meiner ersten Themen sein.“