Der Ortenau-Klinikum und Mediclin verhandeln über einen Verkauf des Herzzentrums. Die Herzchirurgie könnte dann nach Offenburg verlagert werden. Foto: Mediclin

Oberbürgermeister Markus Ibert lehnt eine Verlagerung der Herzchirurgie von Lahr nach Offenburg ab: Das macht der OB in seiner Stellungnahme zur Klinik-Diskussion deutlich.

Lahr – Ibert geht in einer Pressemitteilung auf die neue Option für das Lahrer Krankenhaus ein: Wie die Lahrer Zeitung vor einer Woche exklusiv berichtet hat, ist im Gespräch, dass das Ortenau-Klinikum zum einen die Mediclin-Einchtungen Herzzentrum Lahr und Psychiatrie Lindenhöhe Offenburg übernimmt und zum anderen in Lahr ein ganz neues Krankenhaus in Autobahnnähe baut. Bei dieser Option würde die Herzchirurgie nach Offenburg verlagert, im Gegenzug wird die Psychiatrie am Lahrer Klinikum angesiedelt.

»Zwei große Häusern in Lahr und Offenburg«

"Die Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem ändern sich rasant", schreibt Ibert jetzt in einer Pressemittelung. Es sei "richtig und wichtig", dass Landrat Frank Scherer vor diesem Hintergrund die Kreisgremien mit der Weiterentwicklung des medizinischen Leistungsangebots sowie der Anpassung der Bettenzahl an den vier Standorten des Ortenau-Klinikums befasse. Grundlage hierfür seien die Kreistagsbeschlüsse zur Agenda 2030, also das "Vier-Standorte-Prinzip der Agenda 2030 mit zwei großen Häusern in Lahr und Offenburg".

Für den notwendigen Prozess der Anpassung der Agenda-2030-Beschlüsse, die 2018 noch von mehr als 1600 Betten in den vier Zukunftskliniken der Ortenau ausgegangen waren, braucht es laut Ibert eine abgestimmte und schlüssige Gesamtstrategie für den gesamten Verbund an den Standorten Offenburg, Lahr, Achern und Wolfach. Die Agenda 2030 sei ein "Flächen- und kein Punkt-Konzept für die medizinische Versorgung der Ortenau" als dem flächengrößten Kreis in Baden-Württemberg. "Das heißt unter anderem: Die Weiterentwicklung der Agenda 2030 setzt ein hoch leistungsfähiges Klinikum in Lahr für die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der südlichen Ortenau unabdingbar voraus", so Ibert. Das Ortenau-Klinikum brauche im gesamten Verbund der vier Standorte Verlässlichkeit und klare Perspektiven.

Mögliche Verlagerung »nicht nachvollziehbar«

"Die aktuelle Debatte über eine mögliche Verlagerung der Herzchirurgie weg von Lahr schadet diesem Ansatz und ist für mich nicht nachvollziehbar", betont der OB. Der hervorragende Ruf des Ortenau-Klinikums in der Kardiologie und insbesondere der Herzchirurgie sei in Lahr durch den Standort des Ortenau-Klinikums und der Herzklinik begründet. Alle Voraussetzungen für ein starkes Kompetenzzentrum mit Herzchirurgie und Kardiologie seien in Lahr gegeben. Dies gelte auch bei einer Übernahme des Mediclin-Herzzentrums in das Ortenau-Klinikum. "Ein erfolgreicher Abschluss der Gespräche mit Mediclin im Sinne des Standorts Lahr" wäre eine "hervorragende Basis für eine dauerhaft tragfähige und in der Bevölkerung der ganzen südlichen Ortenau akzeptierte Entscheidung des Kreistags zur Fortschreibung der Agenda 2030", so Ibert.

Stadtverwaltung prüft Klinik-Neubau im Lahrer Westen

Die Stadt Lahr unterstütze das Ortenau-Klinikum weiterhin "aktiv mit voller Kraft in der Schaffung der baulichen Voraussetzungen". Lahr sei bereit, die Planungen "auch in Varianten zu begleiten", so Ibert: "Dies gilt für einen Ersatzneubau am bestehenden Standort ebenso wie für einen etwaigen Neubau in Autobahnnähe." Die Stadtverwaltung prüfe bereits mögliche Alternativen im Lahrer Westen. Es brauche jedoch zeitnahe Beschlüsse der Kreisgremien, die dem Standort Lahr ebenso wie dem gesamten Ortenau-Klinikum eine " verlässliche Perspektive für die Zukunft" garantieren. Für Lahr wichtig seien eine hohe Leistungsfähigkeit in der Breite der medizinischen Versorgung und mit "Führungsrolle in der Herzkompetenz".

Das sagt der Landrat

Landrat Frank Scherer will sich zur Sache weiterhin nicht äußern. "Ich halte mich an Verschwiegenheitspflichten. Die Durchstechereien und das öffentliche Gerede in Lahr sind überhaupt nicht hilfreich, sie schaden dem Krankenhaustandort Lahr", so Scherer. Er habe "eine Vermutung, aus welcher Ecke die Durchstecherei kommen könnte, aber das hilft nicht weiter: Man muss es auch beweisen können." Er frage sich in solchen Fällen immer: "Wem nützt es?" Eine Motivation könnte laut Scherer die "persönliche Profilierung" derjenigen sein, die die Infos weitergeben.