Fährt die S-Bahn bald in den Kreis Rottweil? In der Gäubahn-Diskussion liegt dieser Vorschlag jetzt auf dem Tisch. Foto: © Markus Mainka- stock.adobe.com

Es geht zur Sache: Beim Thema Gäubahn steht am Freitag, 25. November, in Stuttgart der "Faktencheck" an. Ein Vorschlag, der im Raum steht: Die S-Bahn könnte von Stuttgart bis Rottweil fahren. Was sagt man in Rottweil dazu? Christian Ruf nimmt Stellung.

Kreis Rottweil - Ist das ein vergiftetes, neues Angebot im Gäubahn-Zoff? Jetzt soll die S-Bahn von Stuttgart offenbar bis Horb, Oberndorf und Rottweil geführt werden. Und das, um die Kappung der Gäubahn ab 2025 für die Region erträglicher zu machen.

Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Bundes-Grünen, sagte bei den Horber Schienentagen: "Das ist ein Tagesordnungspunkt zum Faktencheck. Diese Lösung soll dazu dienen, dass ein Teil der Fahrgäste unterbrechungsfrei zum Stuttgarter Hauptbahnhof kommt!"

Wie lange halten Fahrgäste ohne Klo durch?

Matthias Lieb, Fahrgastbeirat und Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschlands: "Das bringt für die Fahrgäste aber Probleme mit sich: S-Bahnen haben im Normalfall keine Toilette. Die Fußbodenhöhe beträgt 96 Zentimeter Höhe. Wie funktioniert das beispielsweise am Bahnhof Horb oder Rottweil?

Wir fragen bei der Stadt Rottweil nach, die sich als Anrainer-Kommune gemeinsam mit sechs anderen vehement gegen eine Kappung der Gäubahn wehrt.

Christian Ruf, Bürgermeister und künftiger OB von Rottweil, sagt: "Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn neue Vorschläge auf den Tisch kommen, um uns einer Lösung näher zu bringen. Wir wissen aber noch nicht, ob der Vorschlag für Rottweil eine praktikable Lösung darstellt. Ebenso grundsätzlich wäre es zu begrüßen, wenn unsere Bürgerinnen und Bürger auch nach 2025 ohne Umstieg zum Stuttgarter Hauptbahnhof gelangen."

Ruf warnt vor zu viel Euphorie

Er warne aber vor zu viel Euphorie, so Ruf. "Es sind noch zu wenig Details zur Umsetzung bekannt, etwa wie viele Haltepunkte es bis Stuttgart geben soll oder wie es mit der Bahnsteighöhe aussieht und wie lange die Fahrzeit letztlich wäre. Auch fehlen in S-Bahnen in der Regel Toiletten, was bei einer Strecke von anderthalb Stunden schwer vorstellbar ist."

Fakt sei: "Die Gäubahn ist eine internationale Fernverbindung bis Zürich. Derzeit plant die Bahn, die Gäubahn ab 2025 bis voraussichtlich 2033 in Stuttgart-Vaihingen enden zu lassen und die Menschen dort per S-Bahn zum Hauptbahnhof zu schicken. So wie es ausschaut, ist dies leider ist kein schlechter Witz, sondern in drei Jahren bittere Realität." Damit drohe für viele Jahre eine Abkoppelung des ländlichen Raumes von der Landeshauptstadt und eine Abkehr der Menschen vom Schienenverkehr.

Wie Ruf erinnert, habe der Rottweiler Gemeinderat daher schon im Sommer eine Resolution verfasst und gefordert, dass die Abbindung der Gäubahn ab 2025 ausgeschlossen und eine Weiterführung über die sogenannte Panoramabahn zum Hauptbahnhof sicherzustellen ist, bis die künftige Gäubahn- Trasse über den Flughafen zur Verfügung steht.

Anrainer-Kommunen müssen zusammenstehen

"Wichtig ist, dass wir eine gute Zwischenlösung für alle Kommunen entlang der Gäubahn ab 2025 brauchen. Die S-Bahn kann dies wohl bis Horb, vielleicht bis Rottweil, aber kaum darüber hinaus leisten. Wir dürfen uns als Kommunen im ländlichen Raum jedoch nicht auseinanderdividieren lassen. Die S-Bahn kann daher nur einen Teil der Lösung, aber nicht die Gesamtlösung für die Gäubahn ab 2025 darstellen."

Es wird also spannend beim "Faktencheck" an diesem Freitag. Horbs OB Peter Rosenberger - auch Vize-Vorstand der IG Gäubahn - sieht die mögliche S-Bahn-Verlängerung auf der Gäubahn als möglichen "Vorteil für Horb."