Über „Transformation der Automobilwirtschaft“, Verbrenner und E-Autos diskutieren (von links) Michael Ruprecht, Martina Braun, Martin Schmidt und Thomas Bleile. Foto: Stephan Hübner

Die „Transformation der Automobilwirtschaft“ war Thema einer Podiumsdiskussion im Technologiezentrum. Die Transformation steht vor großen Herausforderungen.

Über „Transformation der Automobilwirtschaft“ diskutierte Martina Braun, Landtagsabgeordnete der Grünen, im Technologiezentrum mit Michael Ruprecht von der Landesagentur e-mobil BW, Martin Schmidt von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und Thomas Bleile von der IG-Metall Villingen-Schwenningen.

 

Beim Klimaschutz gehe es gleichermaßen um die Mobilitäts- wie die Antriebswende, so Jens Kieninger, Vorstandsmitglied des Grünen-Kreisverbands Schwarzwald-Baar. Die Region sei seit Jahrzehnten mit der Automobilwirtschaft verbunden, so Braun. Die Zukunft entscheide sich dabei nicht nur in Großkonzernen, sondern auch in Forschungsabteilungen und Zulieferbetrieben auf dem Land. Transformation sei kein Selbstläufer, der ländliche Raum brauche Perspektiven, keine großen Versprechungen.

Laut Ruprecht bedeutet die EU-Vorgabe von null Gramm CO2 pro Kilometer ab 2035 praktisch das Verbrenner-Aus, da es entsprechende Treibstoffe bis dahin nicht geben werde. Brennstoffzellentechnologie sei dabei fast ein Nischenprodukt.

In China verliert die deutsche Autoindustrie Marktanteile

In China habe die deutsche Autoindustrie lange gut Geld verdient, verkaufe nun aber fast nichts mehr. Auch drückten dortige Überkapazitäten die Preise von E-Autos. In Deutschland lag die Nachfrage nach Verbrennern von Januar bis April 2025 bei nur 44 Prozent, der Anteil an rein batterieelektrischen Autos könne in diesem Jahr auf ein Drittel steigen, in China, Großbritannien und den Niederlanden aber auf 50 Prozent. Elektroantriebe seien deshalb ein wirtschaftspolitisches Erfordernis.

Dabei gebe es in Deutschland schon viele Erfolgsgeschichten, aufgezeigt durch die „Good News“-Initiative von e-mobil BW. Elektromobilität sei nicht schuld am Verlust von Arbeitsplätzen, Software und Elektronik seien Zukunftsfelder für neue Geschäftsmodelle. Ruprecht mahnte aber mehr Kooperation zwischen Herstellern und Energieerzeugern an.

Es gibt Nachholbedarf

In der Gesprächsrunde erklärte Schmidt, dass nur noch 44 Prozent der Unternehmen Teile für konventionelle Antriebe liefern, 88 Prozent auch außerhalb der Antriebstechnik tätig seien. Es gebe Nachholbedarf, aber Unternehmen verfügten über Kompetenzen, die künftig gebraucht würden.

„Nicht so rosig“ sah Bleile die Situation. Viele Betriebsräte gäben an, dass Arbeitgeber schlecht auf die Transformation vorbereitet seien. Es brauche eine Politik, die klare Aussagen mache. Oft fehle Geld für Innovation, deshalb brauche es schnell Kredite.

Qualifikation und Fortbildung der Mitarbeiter sei wichtiger denn je, so Ruprecht. Braun kritisierte, dass es im niedrigen Preissektor keine deutschen Angebote gebe. Es sei schwierig, mit Innovationen gleich in den Massenmarkt zu kommen, so Ruprecht. Mit dem Verweis auf die Funktion des ÖPNV im Katastrophenfall mahnte er aber, dass nicht komplett auf E-Mobilität umgestellt werden könne.

Hätte es so viel Zurückhaltung wie heute früher schon gegeben, hätte man heute keine Schwarzwaldbahn, kritisierte ein Zuhörer. Es brauche ein klares Signal, dass es losgehen müsse und in was zu investieren sei, so Bleile. Mit faktenbasiertem, analytischem Vorgehen habe man in Europa eine Riesenchance, so Ruprecht.