Zwei Basejumper haben an der A 81 die Polizei auf Trab gehalten. (Symbolfoto) Foto: Sky Antonio/ Shutterstock

Der Fallschirmsportspringerclub 1. Luftlandedivision Calw (FSC) braucht eine neue Start- und Landeerlaubnis für sein Absetzflugzeug. Doch die gibt es nicht ohne Gegenwehr aus dem Calwer Gemeinderat.

Calw - Der Fallschirmsportspringerclub 1. Luftlandedivision Calw (FSC) hat es wahrlich nicht leicht: In einem Gemeinderat nach dem anderen wird der Antrag der Mitglieder über die Erlaubnis für Starts und Landungen von Absetzflugzeugen für Fallschirmspringer behandelt, in einem nach dem anderen gibt es mächtig Gegenwind. So auch in Calw.

Zwar kann die Stadt und der Gemeinderat streng genommen weder die Erlaubnis erteilen, noch sie verweigern. Das liegt nämlich in der Zuständigkeit des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart. Doch hat das Gremium sowie die Verwaltung das Recht, eine Stellungnahme abzugeben, die dann wiederum in die Abwägungen des RP mit einbezogen wird.

Die Start- und Landeerlaubnis läuft zum 30. November aus und soll deshalb um zehn Jahre verlängert werden. Der Verein selbst hatte eine unbegrenzte Verlängerung angestrebt, die aber vom RP nicht bewilligt wurde.

Miteinander reden statt übereinander

Daniel Theobald, Vorsitzender des Vereins, zeigte sich erleichtert darüber, dass er in der Sitzung dabei sein und seine Sicht der Dinge darlegen durfte. Es sei das erste Mal in seiner bis dato 16-jährigen Amtszeit, dass "die Stadt mit uns redet und nicht über uns", sagte er. Und räumte zugleich mit einigen Vorurteilen gegenüber seinem Verein auf. So sei der FSC ein "alteingesessener Verein" mit 265 Mitgliedern und einem gar nicht so großen Einzugsgebiet. Dass dies in der Öffentlichkeit immer wieder anders gedeutet werde, liege schlicht daran, dass einige Mitglieder – einschließlich ihm selbst – Geschäftsautos fahren, die eben auswärtige Kennzeichen haben. Das Flugzeug, das der FSC für seine Absprünge nutzt, wird von einer Firma gechartert. Es ist seit diesem Jahr ein leiseres Modell, erklärte Theobald.

Trotz aller Erklärungen und Regelungen der vergangenen Jahre seien die Fronten zwischen dem FSC und den Gegnern dieses Hobbys "sehr verhärtet", bedauerte der Vorsitzende. Dabei kommen die Mitglieder den Anwohnern der umliegenden Orte schon entgegen, führte er aus. Wurde in den 1960-er Jahren noch 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag gesprungen, ist das jetzt nur noch 14-tägig der Fall. Von November bis Februar überhaupt nicht, aus Rücksicht vor den vielen Feiertagen, wie Theobald sagte. Der Verein sei auch bereit, über die Mittagsstunden Pausenzeiten einzuhalten, betonte er. "Wir freuen uns auch über eine Mittagspause." Schließlich sei das Fallschirmspringen ein Hobby für die Vereinsmitglieder. Und für ein Hobby möchte man im Zweifel weder früh morgens aus dem Bett springen, noch den gesamten Tag "durchpowern" – was dem Ruhebedürfnis der Anwohner durchaus entgegenkommen dürfte. Also kein Grund für Stress?

Abwägung der Interessen

Ganz so leicht ließ der Gemeinderat Theobald nicht davonkommen. Etliche Räte, allen voran jene aus Heumaden, beklagten den Fluglärm am Wochenende. Gerade im Sommer, wenn man draußen sitzen möchte, sei dieser teils nicht auszuhalten. Auch wenn der Lärmpegel stets mit dem eines Rasenmähers verglichen werde, sei das eigentlich nicht dasselbe, mockierte sich Hans Necker (Neue Liste). Ein Rasenmäher laufe immerhin nur mal zwei Stunden und nicht von morgens bis abends. Irmhild Mannsfeld (NLC) pflichtete ihm bei und forderte eine Abwägung der Interessen – des Vereins und der Bürger. Wobei ihrer Ansicht nach die der Bürger schwerer wögen.

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Hermann Seyfried (NLC) begrüßte es, dass man miteinander ins Gespräch komme. Doch für ihn sei die Vorlage der Verwaltung zu "wachsweich". In dieser stehen die gewünschten Rahmenbedingungen der Stadt Calw wie folgt: "Im Winterzeitraum wird die Nichtinanspruchnahme der Sonn- und Feiertage als Betriebszeit begrüßt." Ent-bürokratisiert man diesen Satz, soll der FSC im Winter an Sonn- und Feiertagen also keine Flüge anbieten. Im Sommer soll es eine Mittagspause geben, es soll grundsätzlich nur mit leiseren Flugzeugen geflogen werden und "der Flugbetrieb im Sommer soll in der Regel 14-tägig stattfinden", ist in der Vorlage weiter zu lesen.

Anmerkungen übernehmen

Necker und auch Evelin Menges (SPD) schlugen vor, die Vorgaben aus der Stellungnahme von 2013 zu übernehmen. Diese sieht unter anderem vor, dass die Mittagspause von 12 bis 14 Uhr ist, die Außenstarts und -landungen höchstens bis 20 Uhr erfolgen, grundsätzlich (bis auf vier Ausnahmen im Jahr) an Sonn- und Feiertagen nicht gesprungen werden darf und möglichst weit weg von Wohngebieten entfernt geflogen werden soll. Wobei, stellte Theobald klar, der Verein darauf keinen Einfluss habe, da die Flugsicherung die Routen vorgebe.

Lediglich die Passage des vormaligen Vertrags, in dem die Erlaubnis nur für drei Jahre ausgestellt wird, gelte es nicht zu übernehmen. Er habe keine Lust, das Thema in drei Jahren schon wieder zu diskutieren, meinte Kling dazu. Mit acht Gegenstimmen und vier Enthaltungen entschied sich das Gremium dafür, die Stellungnahme so von 2013 zu übernehmen.

Mannsfeld forderte darüber hinaus, dass die Zufahrt nur von 8 bis 20 Uhr durch das Naturschutzgebiet "Im Hau" erfolgen dürfe. Auch diesem Antrag wurde mehrheitlich zugestimmt.