Von der Kronenstraße bis zum Edeka Markt in Oberweier sind es knapp 1,5 Kilometer. Das ist der Bereich, der durch einen Berater der IHK im Sinne des Einzelhandels und des Gewerbes analysiert werden soll. Foto: Bohnert-Seidel

Die IHK Südlicher Oberrhein bietet die Möglichkeit, dass ein Innenstadt-Berater einen neutralen Blick auf Friesenheim wirft. Er soll analysieren, wo es Potenzial gibt. Nicht alle Gemeinderäte stehen dem Projekt positiv gegenüber.

Julia Berger von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde Friesenheim hat am Montagabend ein Projekt der IHK Südlicher Oberrhein vorgestellt, das die aktuelle Situation des Einzelhandels in Friesenheim unter die Lupe nehmen soll. Gefördert wird das Projekt zu 100 Prozent vom Land Baden-Württemberg. Der Gemeinde entstünden keine Kosten. Einbezogen werden sollen die Gemeindeverwaltung mit Wirtschaftsförderung und die Werbegemeinschaft. Mögliche Projektinhalte sind die Schaffung eines dauerhaften Innenstadt-Lenkungskreises als nachhaltige Struktur, schriftliche Vereinbarungen von Zielen, Durchführung unterschiedlicher Analyse wie Innerortsspaziergang, Passantenbefragung, Experteninterviews, Zukunftsprognosen, Digitalisierungschecks durch den Innenstadt-Berater und darauf aufbauend ein Masterplan für den Ort.

Die Untersuchung richte sich in erster Linie auf den Bereich von der Kreuzung Bundesstraße 3 entlang der Friesenheimer Hauptstraße bis zum Edeka-Markt Kohler, erläuterte Berger. Friesenheim sei förderfähig, obwohl der Ort keine Stadt sei, so Berger. Eine Innenstadtberatung habe es bereits in Lahr und Ettenheim gegeben. Da die Werbegemeinschaft Friesenheim gemeinsam mit den Oberschopfheimer Geschäftsleuten die Einführung eines digitalen Gutscheinsystems beabsichtige, habe sie sich in Ettenheim umgesehen. Naheliegend war der Werbegemeinschaft ebenfalls einen Innenstadtberater mit einem fachlichen Auge nach Friesenheim zu bringen. Von der IHK gebe es die Zusage, 2024 soll es losgehen.

Es geht darum, gemeinsam im Gespräch zu bleiben

Auf große Euphorie sorgt das Angebot zur „Innenstadtberatung“ durch die IHK Südlicher Oberrhein aber nicht bei allen Gemeinderäten. Von großer Chance bis zum Befürchtung von Anschlusskosten sind im Gemeinderat unterschiedliche Meinungen zu hören. Die Einrichtung eines Innenstadt-Lenkungskreises sei eine wichtige Säule. Daraus erhofft sich Charlotte Schubnell (CDU) für ihre Fraktion eine positive Entwicklung des Friesenheimer Einzelhandels und neue Impulse. Es gehe darum, gemeinsam im Gespräch zu bleiben und für Friesenheim die Entwicklung voranzubringen. Neueste Untersuchungen hätten gezeigt, dass es junge Leute in den Städten aufgrund von Kostensteigerungen wieder zurückziehe ins Umland. Damit bekomme der Speckgürtel wieder eine Chance. Die Beratung sei wichtig für Friesenheim, betonte Julius Haas (CDU) und ergänzte: „Die Gemeinde hat bereits 60 000 Euro für ein Einzelhandelskonzept ausgegeben. Letztlich kommen mögliche Ausgaben wieder über die Kaufkraft im Ort in die Kasse.“ Einen neuen Weg sollte die Gemeinde, dafür ist auch Andreas Bix (FW). „Aber es dürften keine falschen Hoffnungen gemacht werden.“ Schließlich hänge alles am Haushalt der Gemeinde. Hans-Jürgen Kopf (FW) erkennt nur Vorteile und erhofft sich aus dem Blickwinkel von Fachleuten neue Impulse und einen Vorteil für Friesenheim.

Begehrlichkeiten und Frustration befürchtet

Dass Friesenheim einen „Letter of Intent“, eine Absichtserklärung zur Innenstadtförderung durch die IHK Südlicher Oberrhein unterschrieben hat, ohne dies vorher mit dem Gemeinderat zu besprechen, missfiel Fred Kletzin (SPD). Alleine die Aussage diese Beratung würde nichts kosten, sieht er etwas blauäugig und ergänzte: „Kosten kommen immer auf die Gemeinde zu. Und an eine Beratung wird in der Regel eine Erwartungshaltung geknüpft.“ Schließlich gehe es um das Geld des Steuerzahlers. Er habe das Gefühl, die Arbeit und Kosten würden auf die Gemeinde abgewälzt. „Ich bin nicht davon überzeugt, dass Friesenheim als Straßendorf das notwendig hat“, so Kletzin. Das Geld sei knapp und deshalb sollte es auch für die notwendigsten Maßnahmen vorgehalten sein. Außerdem sei Friesenheim nicht mit Ettenheim zu vergleichen. Mit Geschenken habe die Gemeinde schon ihre Erfahrung gemacht, erklärte Dietmar Kairies (GLU) und bezog sich auf die Rheintalbrücke an der Leutkirche, deren Kosten an der Gemeinde hingen. Wenn der Lenkungskreis letztlich zum Ergebnis komme, dass Handlungsbedarf bestehe, wecke dies Begehrlichkeiten und Frustration, wenn sich diese aufgrund von hohen Kosten nicht realisieren ließen, so Kairies.

Es sei der Wille des Gemeinderats, die Wirtschaft zu fördern, erklärte Bürgermeister Erik Weide. Sicher sei die Gemeinde etwas hemdsärmelig an die Sache dran gegangen. Wenn jedoch in naher Zukunft ein Geschäft dicht mache, und es käme heraus, die Gemeinde hätte jegliche Unterstützung verweigert, sollte dies auch in den weiteren Diskussionen bedacht werden, so Weide.

Werbegemeinschaft

Auch die Werbegemeinschaft wurde über das Projekt informiert. Sie steht diesem positiv gegenüber und äußerte den Wunsch nach einer Innenstadtberatung in Friesenheim.