Dirk Werner hat viele Ideen. Foto: Heinig

"Für eine gelungene Transformation braucht es Impulse von außen", sagt Dirk Werner. Immer häufiger bietet er dazu in dem Komplex "Die Halle – Gründer- und Kreativzentrum" Veranstaltungen des Austausches an. An Ideen mangelt es ihm nicht.

VS-Schwenningen - Seit 18 Jahren berichtet der gebürtige Blumberger als Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins "econo" über das Wohl und Wehe des Mittelstandes im Land. Erkannt habe er dabei, dass es in den Vorstandsetagen vor allem Dynamik und Mut brauche, um Neues zu wagen. Und Impulse dafür!

Vor rund zehn Jahren kam er bei seinen Berichterstattungen über innovative Unternehmen zu einer für ihn zukunftsweisenden Erkenntnis: "Wenn man Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen zusammenbringt, haben sie im besten Fall eine erkenntnisreiche Zeit und im allerbesten Fall entsteht etwas Positives, an das zuvor niemand dachte". Es entstand die Idee für einen "CreativeHub" mit Co-Working, ein Ort, an dem sich Menschen flexibel in Büro- und Geschäftsstrukturen einmieten. Als wegweisend erwies sich dabei sein Kontakt zum Schwenninger Unternehmer Hans-Walter Haller, Besitzer des Schlachthof-Areals, der von Werners Vorstellungen sofort angetan war.

Dirk Werner lebt mit seiner Familie seit Jahren in der Nachbarschaft des Schlachthof. "Ich habe damals immer die Schweine quieken hören", erinnert er sich. Das Gebäude und seine Geschichte war für ihn immer wieder Thema in seiner Zeit als Mitarbeiter des Schwarzwälder Boten. Nach Abitur und Zivildienst in der Flüchtlingshilfe der Caritas wollte er eigentlich Soziale Arbeit studieren. Aus einer Laune heraus bewarb er sich beim Schwarzwälder Boten, wurde sofort als freier Mitarbeiter engagiert und volontierte. Danach sprang er in Blumberg gleich als Redaktionsleiter ein und arbeitete später als Freelancer für die in Oberndorf ansässige Tageszeitung auch in deren Schwenninger Redaktion. Nebenher schrieb er für Nachrichtenagenturen wie die dpa und übernahm schließlich "econo".

Erfahrungen mit Flüchtlingsarbeit lass ihn nicht los

Seine Erfahrungen in der Arbeit mit Flüchtlingen lassen ihn noch nicht los. "Ich bedaure manchmal, dass ich nicht in die Richtung gegangen bin. Aber ich bin ja noch jung und wer weiß, was noch kommt", sagt er lachend. Sein Alter will er übrigens nicht verraten. Zu sehr amüsiere ihn, dass Menschen, die es schätzen sollen, in der Regel danebenliegen.

Zurück zum Schlachthof: Schon 2005 war Dirk Werner als Journalist dabei, als sich die Architektenkammer Gedanken über die Zukunft der Brachfläche machte und der Stadt den Vorschlag unterbreitete, daraus einen "attraktiven Ort für junge Leute" zu machen. Es tat sich – nichts! Im Nachhinein ein Glück für Dirk Werner und seine Visionen.

2019, nach schwerer Krankheit und 50 Kilogramm leichter, traf er auf Hans-Walter Haller. Gemeinsam gab es die ersten Überlegungen für ein "Hammerstatt Innovations Quartier" (HIQ) mit einem "CreativeHub", einem Wasserstoffreallabor und einer Plattform für Medienkunst. 2020 veranstaltete Werner mit "Instandsetzung #1" in Kooperation mit Norbert Schnell, Medienprofessor an der Hochschule Furtwangen (HFU), in den ruinösen Gemäuern eine Aufsehen erregende digitale Kunstausstellung, der eine weitere folgte. Im Frühjahr 2022 ist die dritte Auflage geplant.

VS-Bürger aus aller Welt interagieren

Die Medienkunst hat es Dirk Werner angetan. Selbst nicht künstlerisch tätig, könne er kann sich dem Reiz von Sensoren, Computern und Codes nicht entziehen, wenn sie "kunstvoll" eingesetzt werden, sagt er. Auch dabei ergebe sich ein Ansatz für Impulse: Medienkünstler arbeiten mit dem gleichen Hightech, wie die Ingenieure in den hiesigen Unternehmen: "Wenn sich beide Gruppen austauschen, kann Besonderes entstehen". Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der "WHD-Klangdom" von Norbert Schnell. Hierin wird ein Besucher über 24 Kanäle mit Tönen und Geräuschen "geduscht". Schnell erforsche damit auch den Zusammenhang von Klang und Demenz, erzählt Dirk Werner vom "ernsten Hintergrund" des Kunstwerkes. Demnächst werde der Dom gar Teil eines ganz besonderen Events: Via Internet interagieren ehemalige VS-Bürger aus aller Welt und geben dem Begriff "Heimat" eine ganz neue Bedeutung.

In dem Hallen-Komplex in der Lichtensteinstraße richten Dirk Werner und sein Team – dazu gehören auch seine beiden Söhne Fabian und Vincent – gerade den "CreativeHub" ein. Entstehen sollen dort neben einem Co-Working ein "Maker Space" mit mietbaren Maschinen und Werkzeugen für Reparaturen und Umbauten, ein "Food Lab" für Gastronomen auf Zeit sowie ein Treffpunkt der Kultur. Der "Markt in der Halle" an jedem letzten Donnerstagabend im Monat machte den Anfang. Vom 20. bis 23. Dezember findet ein Weihnachtsmarkt statt, für die Innovations-Night und ein Punk-Konzert war die Industriehalle schon passender Rahmen.

Die positive Resonanz, von offizieller Seite ebenso wie von Anwohnern, ist überwältigend. Er spüre eine Aufbruchstimmung, sagt Dirk Werner und möchte weiter seinen Teil dazu beizutragen. Mit Blick auf das ehemalige Schlachthof-Areal kommt er ins Schwärmen. Auf gut einem Hektar Fläche soll etwas ganz Neues entstehen. "Im HIQ werden viele Ideen und Impulse zusammenfinden", sagt er, streckt den Arm aus und zeigt auf die Überbleibsel der einstigen Kühlkammern, auf das ehemaligen Verwaltungsgebäude "Villa", den Hallenkomplex und die Freifläche im Zentrum mit ihren unzähligen Nutzungsmöglichkeiten. Ideen dafür sind noch viele vorhanden.