Bischof Klaus Krämer (vorne in der Mitte) und Vertreter der Diözese Rottenburg-Stuttgart treffen Vertreter islamischer Verbände und muslimischer Organisationen. Foto: DRS/Angelika Sönnichsen

Bischof Klaus Krämer trifft Vertreterinnen und Vertreter islamischer Verbände zum interreligiösen Dialog.

Anlass war ein interreligiöser Dialog, der sich an der Erklärung Nostra aetate orientierte. Vor 60 Jahren hatte das Zweite Vatikanische Konzil darin die Haltung der katholischen Kirche gegenüber anderen Religionen grundlegend erneuert, wie es in einer Mitteilung heißt.

 

Bischof Krämer betonte: „Mit Nostra aetate hat die katholische Kirche gelernt, andere Religionen nicht mehr aus der Distanz, sondern im Geist der Achtung zu betrachten. Seitdem gehört der Dialog mit ihnen zum Wesen der Kirche.“ Die Erklärung würdigt Muslime „mit Hochachtung“ und ruft dazu auf, „das Vergangene beiseitezulassen“ und gemeinsam für soziale Gerechtigkeit, moralische Werte, Frieden und Freiheit einzutreten.

Gemeinsam Verantwortung tragen

Auch Fatih Şahan, Sprecher der Islamischen Religionsgemeinschaft DITIB Baden-Württemberg, hob die Gemeinsamkeiten hervor: „Wir glauben an denselben Gott, den Schöpfer, den Gerechten und Barmherzigen. Vielfalt ist für uns kein Gegensatz, sondern Ausdruck göttlicher Weisheit.“

Die gemeinsame theologische Basis – Glaube an den einen Gott, Anerkennung der Propheten, Bezug auf Abraham und Verehrung Marias – bilde das Fundament eines echten Miteinanders. „Wer Gott liebt, kann den Menschen nicht ausgrenzen. Religion ist kein Mittel der Spaltung, sondern ihr Widerspruch“, so Şahan.

Papst Franziskus und der Kairoer Großimam hatten in ihrem „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“ 2019 die Bedeutung einer „Kultur des gegenseitigen Respekts“ hervorgehoben. „Die Vielfalt ist Ausdruck unserer Einzigartigkeit als Ebenbilder Gottes“, betonte Bischof Krämer. „Wenn wir einander zuhören und verstehen, können wir Brücken bauen, wo andere Mauern errichten. Dialog ist keine diplomatische Geste, sondern eine Form gelebter Nächstenliebe.“

Miteinander für Frieden und Gerechtigkeit

Şahan wies auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen hin: Religionsskepsis, Instrumentalisierung von Religion und Entwertung durch Sprache. „Religion ist nicht das Werkzeug der Entmenschlichung, sondern ihr Widerspruch. Unser gemeinsamer Auftrag ist, Sprache zu heilen, Schutzräume zu stärken und die Würde jedes Menschen zu verteidigen.“

Zum Abschluss unterstrich Bischof Krämer: „Mit dem, was uns verbindet, aber auch mit dieser ‚Andersheit‘ respektvoll umzugehen, einander kennenzulernen und auf Augenhöhe voneinander zu lernen, darum geht es im interreligiösen Dialog. Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtiger denn je, den Austausch zu pflegen und einander zuzuhören.“

Beide Seiten bekräftigten ihre Entschlossenheit, den Dialog fortzuführen – für Frieden, soziale Gerechtigkeit und den Schutz der Menschenwürde.

Die Gesprächspartner

Folgende Verbände
, Vereine und Organisationen waren bei dem Treffen vertreten: Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg, Islamische Gemeinschaft Stuttgart, Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, Islamische Gemeinschaft Milli Görüş - Regionalverband Württemberg, Landesverband der Islamischen Kulturzentren Baden-Württemberg, Gesellschaft für Dialog Baden-Württemberg, Islamische Religionsgemeinschaft DITIB Baden-Württemberg.