Bischof Gebhard Fürst führt auf, dass die Impfung zwar "grundsätzlich freiwillig sein sollte", es sollte jedoch kein Zweifel bestehen, "dass wir uns als Christen für ein solidarisches Miteinander einsetzen, in dem sich jeder Einzelne seiner Verpflichtung für den Schutz besonders vulnerabler Personen bewusst sein sollte". (Archivfoto) Foto: (dpa)

Impfung sollte zwar "grundsätzlich freiwillig sein". Christen sollten jedoch ihrer Verpflichtung bewusst sein.

Rottenburg - Angesichts der aktuellen Debatte um die Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen gegen Corona, gilt es nach Auffassung des Vorsitzenden der Unterkommission Bio-Ethik der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst (Diözese Rottenburg-Stuttgart), mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Dazu informiert der Bischof in einer Pressemitteilung:

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Laut Bischof Fürst müssen trotz aller gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Belastungen durch die Pandemie Qualitätsstandard eingehalten werden. Vor allem bei der Suche und Erprobung von Impfstoffen. Hierzu gehöre auch eine umfassende Aufklärung über Wirksamkeit und unerwünschte Wirkungen der einzelnen Impfstoffe, meint Bischof Fürst. "Niemand darf leichtfertig gefährdet werden."

Impfstoffe sollten zu vertretbaren Preisen weltweit verfügbar sein

Auch eine Impfstrategie müsse global ausgerichtet sein, da es sich um eine Reaktion auf ein globales Ereignis handle und es müsse "der Zugang aller Menschen zu Corona-Impfungen" angezielt werden. "Das bedeutet, dass geeignete Impfstoffe auch weltweit zu vertretbaren Preisen zur Verfügung gestellt werden müssen. Nationale Egoismen bei der Verteilung der Impfdosen sind hier ebenso kontraproduktiv wie Versuche der Hersteller, einen möglichst hohen Verkaufspreis durchzusetzen", beteuert Bischof Fürst.

"Da die Impfstoffe anfänglich nur in begrenzter Zahl verfügbar sein werden, bedarf es ethisch gut begründeter Priorisierungskriterien für deren Verteilung."

Die Effektivität variiere für unterschiedliche Personengruppen. Deswegen bedürfe es einer Regelung, "die sicherstellt, dass Personen mit stark erhöhtem Risikoprofil vorrangig geimpft werden. Auch Personen, die aufgrund ihrer beruflichen Funktion besonders häufig mit infizierten Personen in Kontakt kommen (zum Beispiel Gesundheitspersonal, Polizeikräfte, und so weiter), sollten bei der Verteilung der anfänglich knappen Impfdosen privilegiert werden", teilt der Bischof weiter mit.

Er führt zudem auf, dass die Impfung zwar "grundsätzlich freiwillig sein sollte", es sollte jedoch kein Zweifel bestehen, "dass wir uns als Christen für ein solidarisches Miteinander einsetzen, in dem sich jeder Einzelne seiner Verpflichtung für den Schutz besonders vulnerabler Personen bewusst sein sollte. Die Bereitschaft zur eigenen Impfung ist konkreter Ausdruck dieser Solidarität."

Sozialpolitische und ökonomische Hilfsmaßnahmen fortsetzen

Da es noch vermehrt offene Fragen bezüglich Art und Dauer der zu erreichenden Immunität gegen Corona gebe, "dürfte davon auszugehen sein, dass die Impfung nur ein – wenn auch besonders wichtiger – Teil einer Gesamtstrategie zur Milderung der desaströsen Folgen der Corona-Pandemie darstellt, die von weiteren (sozial-)politischen und ökonomischen Hilfsmaßnahmen flankiert werden muss", schließt Bischof Fürst.