Museumsleiterin Melanie Prange im Diözesanmuseum Rottenburg, das Anfang November nach rund einjähriger Umbauphase neu eröffnet. Foto: Diözesanmuseum

Das Diözesanmuseum in Rottenburg öffnet mit neuer Ausstellungskonzeption und zeigt eine der bedeutendsten Sammlungen seiner Art im Land.

Nach rund einjähriger Schließung wegen Umbau und Modernisierungsmaßnahmen ist es bald soweit: Das Diözesanmuseum in Rottenburg mit seinem bedeutenden Bestand mittelalterlicher Kunst wird wiedereröffnet und präsentiert sich der Öffentlichkeit am Sonntag, 9. November, bei einem Tag der offenen Tür mit seiner neuen Ausstellungskonzeption.

 

Museumsleiterin Melanie Prange freut sich, dass es durch den in den zurückliegenden Monaten erfolgten Erneuerungsprozess gelang, die Vielfalt an Gemälden und Skulpturen, an Glas- und Goldschmiedeobjekten, an Textilkunst und an religiösen Gegenständen als relevanten Beitrag zur Gegenwart erkennbar zu machen und verweist darauf, dass im Museum nun auch im gesamten Ausstellungskomplex Barrierefreiheit besteht. „Das Ziel der Maßnahmen war es, Schwellen abzubauen – zum Gebäude sowie zur Sammlung und ihren Inhalten“, fasst sie zusammen. Dazu sei unter der Überschrift „Menschenbilder“ ein neuer Rundgang konzipiert worden, der die Besucherinnen und Besucher dazu einlädt, sich mit grundlegenden Fragen des Lebens und des Menschseins zu beschäftigen.

Diözesanmuseum gehört zu den ältesten seiner Art

Das Diözesanmuseum in Rottenburg gehöre zu den ältesten Institutionen seiner Art und beherberge eine der bedeutendsten Bestände mittelalterlicher Kunst in Baden-Württemberg, erläutert Prange. „Begründet wurde es 1862, als der Rottweiler Pfarrer Johann Georg Martin Dursch seine Sammlung altschwäbischer Malerei an Joseph von Lipp, dem damaligen Bischof von Rottenburg, verkaufte.“ Seitdem sei die Sammlung ständig gewachsen und durch die Präsentation unterschiedlicher Kunstfelder könnten die Besucherinnen und Besucher Einblicke in die Lebenswirklichkeiten vergangener Jahrhunderte und in die über tausendjährige Glaubenstradition des deutschen Südwestens gewinnen.

Der „Schmerzensmann“ gilt als Meisterwerk spätgotischer Schnitzkunst. Foto: Diözesanmuseum

Dafür nennt die Museumsleiterin zwei Beispiele: Den so genannten „Schmerzensmann“ und das Bursareliquiar – ein kleines Reliquienkästchen mit großer Geschichte. „Dieses wohl kostbarste Exponat des Diözesanmuseums aus dem frühen 7. Jahrhundert stammt aus Ennabeuren auf der Schwäbischen Alb und damit aus einer Zeit, in der das Christentum im alemannischen Raum langsam Fuß fasste, während ältere Glaubensvorstellungen noch präsent waren.

Das Bursa- oder Taschenreliquiar wurde an einer Kette um den Hals getragen. Es hat einen Holzkern, beschlagen mit vergoldeten Kupferplatten, die reich verziert sind. Foto: Diözesanmuseum

Es ist aus einer Epoche, aus der uns kaum Schriftquellen erhalten geblieben sind“, erläutert Prange die Bedeutung des Objekts. Das Kästchen sei ein einmaliges Zeugnis der Christianisierung im deutschen Südwesten und erzähle seinen Betrachterinnen und Betrachter von einer Zeit des Übergangs. „Damit ist es Ausdruck einer Welt im Wandel und aktueller denn je“, stellt die Museumsleiterin fest. Die kulturgeschichtliche Bedeutung des Bursareliquiars zeige sich auch daran, dass es in der Großen Landesausstellung „THE hidden LÄND – Wir im ersten Jahrtausend“ (2024/2025) in Stuttgart einen Ehrenplatz erhielt.

Schmerzensmann aus dem späten 15. Jahrhundert

Beim zweiten Glanzlicht in der Ausstellung handle es sich um eines der bedeutendsten Werke spätgotischer Schnitzkunst: den „Schmerzensmann“ aus dem späten 15. Jahrhundert. Diese Skulptur vereine zentrale Momente der Passion: Christus trägt Dornenkrone und Spottmantel, ist aber zugleich schon als Gekreuzigter dargestellt – mit Wundmalen und Lendentuch. „Es ist ein Bild des Leidens – und zugleich der Hoffnung auf Auferstehung“, sagt Prange. Aufgrund ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung sei die Skulptur auch Teil der Ausstellung „Renaissance im Norden“ (2023/2024) im Städel Museum in Frankfurt a. M. gewesen.

Zum Hintergrund

Das Diözesanmuseum Rottenburg
ist das Kunstmuseum der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Museumsräume sind Teil des ehemaligen, 1281 gegründeten Rottenburger Karmeliterklosters und prägen den historischen Stadtkern bis heute.

Der Umbau zum Museum
erfolgte in den 1990er Jahren. Reste des barocken Gewölbes und der Pfeiler sind noch immer in den Ausstellungsräumen erkennbar. Neben einer reichen Auswahl spätmittelalterlicher Malerei und Skulptur beherbergt das Museum eine eindrucksvolle Sammlung sakraler Schatzkunst, herausragende Beispiele der Volkskunst sowie auch die größte Reliquienglassammlung im deutschsprachigen Raum.