Bei der Nacht der Demokratie wurde gespeist und sich ausgetauscht. Foto: Uwe Thomes

Die Volkshochschule Grenzach-Wyhlen hatte die Bürger zu einem Candlelight-Dinner für Demokratie in Haus der Begegnung eingeladen.

Um die 90 Personen waren es im 2024, rund 70 Personen sind dieses Jahr dem Aufruf gefolgt, sich in festlicher Atmosphäre mit unserer Demokratie und aktuellen politischen Themen auseinanderzusetzen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

 

Denkanstöße hierzu gaben die Basler Soziologin Dr. Elisa Streuli und Bürgermeister Tobias Benz, aber auch VHS-Leiterin Melanie Penninggers.

„Omas gegen Rechts“ standen als Diskussionspartnerinnen zur Verfügung und das örtliche Jugendparlament besorgte bei mit Kerzen ausgestatteten langen Tafeln den Service. Für die musikalische Untermalung war erneut Claus Timmer mit seiner Pocket Band verantwortlich. Die Getränke wurden von der Organisation gestellt, auf dem Buffet standen Speisen, welche von den Gästen mitgebracht worden waren.

Wie sicher ist Demokratie?

„Wie stabil und sicher ist unsere Demokratie?“ fragte Penninggers und wies exemplarisch auf die Aushebelung der Gewaltenteilung hin, wie sie nach den letzten Präsidentschaftswahlen in den USA vor sich geht. Hier setzte Streuli in ihrem Vortrag an und nannte als Negativbeispiel die autokratischen Tendenzen in den USA mit Beschränkung der Pressefreiheit durch Trump.

Streit als Merkmal

Aber nicht nur für die USA gilt: „Statt Meinungsvielfalt zu feiern, erleben wir immer mehr eine Polarisierung und Spaltung“ fand Streuli, welche danach den Streit als wichtiges Merkmal der Demokratie erläuterte. „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“ Dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt, von dem dieses Zitat stammt, ging es darum aufzuzeigen, dass man im Streit durch zwar friedliches und höfliches, aber nicht friedhöflich zurückhaltendes Ringen zu Lösungen komme. Demokratie bedeute, sich für die eigene Meinung einzusetzen, sich dabei aber auch mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen und im Dialog gute Lösungen zu finden. Unzufriedenheit sei der Motor eines Streits. Er sei belastend, aber eine gesunde Reaktion und deshalb normal; ohne ihn gebe es keine Entwicklung. Streuli wies auf den früheren Fußballtrainer Christian Streich hin, der einst sagte: „Wir sind auf der Welt, um zu streiten und zu schlichten.“ Und so manifestiere sich Streit als eine Form der Vergesellschaftung, eine Form des zwischenmenschlichen Austauschs. Positiv streiten beginnt mit aktivem Zuhören und dem Versuch, dabei andere Perspektiven als die eigene verstehen zu wollen.

Umgangston werde rauer

Tobias Benz bedauerte, dass „nach 80 Jahren Friede und 35 Jahren Wiedervereinigung in Recht und Freiheit Stimmen lauter werden, welche der Demokratie keine Zukunftsfähigkeit bescheinigen.“ Nicht nur in der Bundespolitik, auch im örtlichen Gemeinderat werde der Umgangston zunehmend rauer. Finanzielle Kürzungen würden die Unzufriedenheit und die sich von den Werten der Demokratie wegbewegenden Tendenzen fördern. „Es ist Zeit, die Zukunft der Demokratie innerlich aufzugreifen und sich Gedanken darüber zu machen, wie wir sie schützen können und uns das Leben vor Ort nicht kaputt machen zu lassen“, lässt sich die Botschaft des Bürgermeisters zusammenfassen, der dabei auf Erfahrungen in einigen Städten und Gemeinden, vor allem im Osten der Republik, hinwies.

Das wohlschmeckende Buffet mit Begleitmusik rundete einen gelungenen Abend im Zeichen der Demokratie ab, bei welchem sich in geselliger Runde noch einige interessante Gespräche ergaben, bevor man sich ins lange Wochenende verabschiedete.