Reflektionsphase: Eindrücke aus den Ortsterminen werden gesammelt. Foto: StN

Es wird politisch: Tag zwei geht für die Schüler des Dillmann-Gymnasiums mit viel Konzentration los. Und einer wichtigen Botschaft.

Unser Tag begann heute mit einer Stunde konzentrierter Motivation. Der Referent Ray Jeffersons, der bereits für Barack Obama arbeitete, wollte uns vor allem die Botschaft vermitteln, niemals seinen Traum aufzugeben, für unsere Überzeugungen einzustehen und sich der Verantwortung bewusst sein, was es heißt ein ‚Leader‘ von morgen zu sein. Auch wenn es uns bei seiner Aussage, dass unter uns Delegierten sicherlich einige Staatenlenker und Wirtschaftsbosse der Zukunft sitzen würden, ein wenig mulmig wurde, waren wir danach hochmotiviert, uns in die Arbeit in den SIGs zu stürzen.

Denn TiltShift 2013 ist ja dazu da, einen Unterschied zu machen!

Gestärkt durch eine eingeschobene „Tea Break“ – diesmal mit Tee! – folgte ein Vortrag von zwei Lehrern der Raffles Institution über „Design Thinking“ und „Dilemma Flipping“, beides Methoden, die bei der Konferenz eingesetzt werden. Bei unserem ersten „Breakout“, dem Treffen in unserer SIG, wurden wir von der betreuenden Lehrerin aufgefordert, einfach Spaß zu haben. Nichts leichter als das! So klärten wir zum Kennenlernen bei lauter Musik wichtige Fragen, wie zum Beispiel nach unserem Lieblingsfrühstück oder wo wir einmal leben möchten. Bei der Vorstellung der Dilemmata aus unserer Heimat gewannen wir einen ersten inhaltlichen Einblick in unser Oberthema – und stellten fest, dass sich die Probleme teilweise zwischen Japan, USA, Thailand und Deutschland gar nicht so stark unterscheiden.

Nach dem Mittagessen brachen wir dann zum „Site Visit“, also einem Lokaltermin auf. Wir besuchten zwei NGOs (Non Governmental Organisation), deren Dilemmata wir uns im speziellen ansehen und dafür Lösungen finden möchten. Bei „HOME“ (Humanitary Organization for Migrant Economics) stellte uns die Gründerin Bridget Tan ihre Arbeit und die Probleme vor, mit denen Immigranten auf dem Bau oder als Haushaltshilfen konfrontiert werden. Drei betroffene junge Frauen, von den Philippinen, aus Indonesien und Birma, berichteten aus ihren bewegenden Lebensgeschichten, die von Misshandlung und Betrug geprägt waren. Sie hoben hervor, wie sie bei „HOME“ eine neue Heimat gefunden haben und durch Weiterbildungen, Geld und juristischer Beratung unterstützt wurden (Interessierte können die Gründerin und Vorsitzende auf Facebook unter „Bridget Tan“ finden). Dass die Ausbeutung von Immigranten in Singapur ein solches Problem ist, war uns vorher nicht bewusst, und hat uns schwer beeindruckt.

„Health Serve“, die zweite NGO, stellte uns vor, wie sie die Gesundheitsversorgung armer Singapurer und Migranten organisiert. Da immigrierte Arbeiter nur über eine medizinische Absicherung in der Höhe von 30.000 Dollar (ca. 20.000 Euro) verfügen, welche bei schwereren Unfällen oder Krankheiten nicht ausreichend ist oder nicht bezahlt wird, ist die Hilfe von NGO‘s notwendig. Bei der anschließenden Diskussion konnte leider auch nicht wirklich die Frage beantwortet werden, was gegen eine gesetzliche Grundlage zum besseren Schutz der Migranten und Arbeitnehmer aus anderen Ländern spricht oder eine starke Gewerkschaft spricht. Doch auch das ist Singapur: ein Staat, in dem es wenig Opposition oder freie Gewerkschaften gibt. Die Mitarbeiter von Health Serve zeigten uns im Anschluss noch einen kurzen Teil von Geylang, dem Stadtteil in dem ihre Klinik liegt. Geylang ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Hier erscheint besonders die chinesische Kultur zum Greifen nah, aber leider kann man sich hier auch vorstellen, wie viel Armut hinter dem Glitzer und Luxus Singapurs stecken muss.

Nach diesem umfangreichen Programm, gefüllt mit Überlegungen, Fragen und teilweise sogar Überlegungen zu einem ‚Singapurischen Frühling’ stürmten wir hungrig in die Dining Hall. Beim Abendessen tauschten wir uns mit den Delegierten anderer SIGs aus, die am Nachmittag den tropischen Regenwald oder andere NGOs besucht hatten. Danach stand noch die Vorbereitung für die „Project Fair“, die Präsentation der sozialen Projekte der teilnehmenden Schulen, an – unser Stand steht jetzt und wir sind gespannt darauf morgen zu sehen, was die anderen Schulen auf die Beine gestellt haben!