Erleichtert sind Ernst und Peter Winterhalder von der „Kalten Herberge“, dass sie nun endlich problemlos aufs Internet zugreifen können, nachdem sie an das Glasfaser-Netz des Neukircher Außenbereichs angeschlossen wurden. Über die Maßnahme informierten (von links) Katrin Merklinger vom Zweckverband, Marina Stiegeler vom Netzbetreiber und Ortsvorsteher und städtischer Internet-Beauftragter Rainer Jung. Foto: Stefan Heimpel

Komplett abgeschlossen sind im Furtwanger Ortsteil Neukirch die Arbeiten für das Breitbandnetz. 100 Prozent der bewohnten Häuser sind nun per Glasfaser an der schnelle Internet angeschlossen.

Neukirch ist damit der erste Furtwanger Ortsteil, in dem der Glasfaser-Anschluss komplett fertiggestellt wurde.

Symbolträchtig war der Punkt, an dem die Breitband-Vertreter zum Pressegespräch eingeladen hatten: der Gasthof Kalte Herberge ist ebenfalls an das Neukircher Netz angeschlossen, liegt aber schon auf Vöhrenbacher Gemarkung.

Auch fünf weitere Anwesen direkt an der Abfahrt Richtung Urach wurden hier angeschlossen. Denn es bot sich an, zusammen mit direkt benachbarten Gebäuden auf Neukircher Gemarkung, auch diese sechs Anwesen mit zu versorgen. „Es lagen gerade einmal 20 Meter zwischen den beiden Gebäuden auf zwei Gemarkungen“, so erläuterte der Neukircher Ortsvorsteher und zugleich Breitband-Beauftragte der Stadt Furtwangen.

Bund und Land fördern mit 90 Prozent

Im August war in Neukirch der zweite Bauabschnitt gestartet, mit dem fast 100 Anwesen im Außenbereich ebenfalls an das schnelle Internet angeschlossen werden sollten, nachdem der Anschluss in Neukirch selbst schon längst vollzogen war.

Allerdings gab es zwischen den beiden Bauabschnitten eine größere Verzögerung, weil das Zuschussmodell sich wesentlich änderte. Beim ersten Bauabschnitt gab es lediglich eine Förderung durch das Land Baden-Württemberg. Hier mussten die Hausbesitzer alle Arbeiten ab der Grundstücksgrenze selbst beauftragen und finanzieren. Doch nach längeren Gesprächen beteiligte sich dann plötzlich doch der Bund an der Breitbandversorgung vor allem für die Bereiche, die absolut unterversorgt sind, wozu auch Neukirch komplett gehörte. Damit stieg die Förderung wesentlich an: der Anteil der Stadt an den Gesamtkosten wurde deutlich niedriger und für die Hausbesitzer war nun der komplette Anschluss bis ins Haus hinein kostenlos.

25 Kilometer Tiefbau absolviert

Die Pressesprecherin des Zweckverbandes Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar Katrin Merklinger und Ortsvorsteher Rainer Jung machten deutlich, was in den rund 15 Monaten im Außenbereich geleistet wurde. Etwa 25 Kilometer Tiefbau mussten durchgeführt werden. Außerdem konnten neun Kilometer bereits bestehende Leerrohre genutzt werden, die beim Abwasserprojekt verlegt worden waren. Und in diesen mehr als 30 Kilometer langen Gräben wurden dann teilweise auch mehrere Kabel-Verbünde verlegt.

Nicht zuletzt ist dadurch jetzt gesichert, dass auch bei weiterem Bedarf immer genügend Glasfaser-Leitungen liegen. Das Projekt biete damit Sicherheit für Jahrzehnte. Und selbst bei einem Schaden an der Leitung beispielsweise durch Grab-Arbeiten muss nur diese eine Stelle zur Reparatur geöffnet werden, wie Marina Stiegeler vom Netzbetreiber ausführte. In jedem Verteilerkasten sind auch genügend Leitungen vorhanden, dass von hier aus beispielsweise neue Baugebiete angeschlossen werden können.

Abschlussquote liegt bei 100 Prozent

Die 25 Kilometer Grabarbeiten waren nötig, um dann für 76 Anwesen das Glasfaser direkt ins Haus zu bringen, die inzwischen schon ans schnelle Internet angeschlossen sind. Lediglich zwei Hütten, unbewohnt und ohne Strom, wurden nicht versorgt. Die Abschlussquote im Außenbereich liegt damit bei 100 Prozent.

Wie dringend man auf das schnelle Internet wartete machten Senior Ernst Winterhalder und Gastwirt Peter Winterhalder vom Gasthaus Kalten Herberge deutlich. Denn gerade ausländische Gästen war es unverständlich, dass man in einem Hotel kein schnelles WLAN zur Verfügung hat, was auch wieder zu schlechten Bewertungen führte. Mit einem einfachen ISDN-Anschluss konnte man nur die notwendigsten Arbeiten über das Internet erledigen und dies häufig mit langen Wartezeiten.

Um das ganze Haus und die Gästezimmer mit schnellem Internet und entsprechendem WLAN zu versorgen waren im Inneren noch einige Bauarbeiten notwendig. Aber nun hat für die Kalte Herberge hier ein ganz neues Zeitalter begonnen. Dabei wies Marina Stiegeler darauf hin, dass man versuche, das Netz immer weiter zu verbessern. Inzwischen wurde die Bandbreite im Standardtarif auf einen Download mit 200 MB erweitert, auf Wunsch bis zu 1 GB.

Der zeitliche Ablauf

2015: Abwasserzweckverband Neukirch verlegt neben Kanal und Wasser Leerrohre für Breitband

November 2017: Info-Veranstaltung in der Schwarzwaldhalle

Dezember 2017: die Neukircher Bürger müssen den Vertrag für den Anschluss abschließen.

September 2018: das Innenministerium in Stuttgart gibt die schriftliche Zusage über eine Förderung von 504.000 Euro für die Breitbandversorgung in Neukirch.

Oktober 2018: Baubeginn im Ortsgebiet

März 2019: nicht zuletzt wegen seiner Erfahrung mit dem Glasfaser-Netz beauftragt der Gemeinderat Ortsvorsteher Rainer Jung offiziell als „Breitband-Kümmerer“.

Sommer 2019: die ersten Haushalte bekommen das schnelle Internet .

September 2019: Bauarbeiten im Ortsgebiet weitgehend abgeschlossen.

August 2021: Startschuss für die Bauarbeiten im zweiten Bauabschnitt Außenbereich.

August 2021: 95 Prozent aller Anwesen im Kernort sind ans Glasfasernetz angeschlossen.

August 2022: Tiefbau im Außenbereich fast abgeschlossen

Dezember 2022: offizielle Abnahme des zweiten Abschnitts

Januar 2023: Neukirch ist jetzt „bis zur letzten Milchkanne“ an das schnelle Internet angeschlossen. Im Ortsgebiet sind 95 Prozent der Häuser, im Außenbereich sogar 100 Prozent versorgt.