Obwohl das Glasfasernetz im Schwarzwald-Baar-Kreis kräftig wächst, ist das Breitbandnetz der Region noch löchrig – nahezu wie ein Schweizer Käse, könnte man meinen, wenn man auf die stattliche Anzahl weißer Flecken blickt, die es noch immer gibt.
Es ist zum Haareraufen, vor allem in den Randbereichen und kleineren Ortsteilen im Schwarzwald-Baar-Kreis: eine schneckenlahme Internetverbindung – und manchmal nicht mal die. Es gibt sie noch, die so genannten „weißen Flecken“ in der Region. Tausendfach.
Das zeigt auch der Blick in den bundesweiten Breitbandatlas. Und unlängst, Mitte April, ging es durch die Medien: Der Südwesten hinkt hinterher. Er liege ganze zwei Prozent unter dem Bundesdurchschnitt, obwohl dorthin überproportional viele Bundesfördermitteln geflossen seien.
Was ist da los? Ist die Region etwa gar nicht das Musterländle, in dem man sich nach Lobliedern auf die Breitbandstrategie des Zweckverbands Breitbandversorgung im Schwarzwald-Baar-Kreis gerne wähnt?
Eine Frage der Sichtweise
Katrin Merklinger muss differenziert antworten. Die Krux liege nämlich in der unterschiedlichen Vorgehensweise der Zweckverbände im Südwesten, sagt sie. Es gebe Regionen, die gleich auf Anhieb fette Zahlen geschrieben haben – kein Wunder: Die hätten mit ihren Bemühungen auch in den am dichtesten besiedelten Kommunen begonnen. Anders im Schwarzwald-Baar-Kreis: „Wir haben in den unterversorgtesten Bereichen des Landkreises angefangen“, erläutert Merklinger. Ziel sei es gewesen, Menschen, aber auch Gewerbe in der Region zu halten. Aber: Weniger gut für die Statistik, denn „in den Außenbereichen wohnen natürlich viel weniger Menschen, gibt es viel weniger Anschlüsse, die in die Statistiken einfließen“. Baue man zunächst in den Zentren aus, könne man auf derselben Strecke durch Mehrfamilienhäuser und große Wohnblöcke ein Vielfaches der Haushalte anschließen.
Cabanis glaubt an den Weg
„Meiner Meinung nach wird Baden-Württemberg in den Versorgungsstatistiken in den kommenden Jahren enorm aufholen“, beruhigt Zweckverbandsgeschäftsführer Jochen Cabanis und betont: „Wir sind davon überzeugt, mit dem Betreibermodell auf das richtige Ausbausystem gesetzt zu haben.“
Nicht nachlassen will sein Team im Bemühen um die Eliminierung weißer Flecken. „Wir haben seit 2019 72 Anträge beim Bund und weitere 72 Anträge beim Land mit einem Bauvolumen von 130 Millionen Euro gestellt“, so Merklinger. Manche seien abgeschlossen, viele in der Umsetzung, manche in der Planung.
So viele weiße Flecken
Verblüffend ist die schiere Anzahl der weißen Flecken im Schwarzwald-Baar-Kreis: 7500. An so vielen Adressen also bestehe nachgewiesenermaßen eine Unterversorgung in der Download-Geschwindigkeit von unter 30 Mbit je Sekunde. Der Sprung, zu dem man hier ansetzte, ist gewaltig: So hat der Zweckverband seit 2019 rund 5500 der 7500 weißen Flecken an das kommunale Glasfasernetz angeschlossen oder ist aktuell dabei.
Zu finden sind die weißen Flecken vor allem in den Randbereichen oder Ortsteilen – dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um Blumberg-Achdorf oder Nußbach Außenbereich handelt, es gibt sie überall im gesamten Kreis.
Rund 55 000 Gebäude stehen im gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis, so Merklinger auf Anfrage. Mehr als 15 409 Glasfaser-Hausanschlussverträge hat der Zweckverband schon geschafft – an jedem hängen im Durchschnitt 2,5 Wohneinheiten, über 11 188 Glasfaser-Anschlüsse sind so schon betriebsbereit, in Summe: 36 516 Wohneinheiten. 7766 der über 11 000 fertigen Hausanschlüsse werden vom Betreiber Stiegeler, mit dem der Zweckverband zusammenarbeitet, versorgt, darunter 106 große Geschäftskunden.
Möglichst hundertprozentig
Und was ist die Zielmarke? Merklinger lächelt: „Wenn es ginge 100 Prozent.“ Aber das entscheide der Zweckverband nicht alleine. Wie gut es läuft, hänge von vielen Faktoren ab – „in erster Linie aber von der Finanzierung.“ Ohne Moos nix los, das gilt auch beim Breitbandausbau, denn ohne Förderung durch Bund und Land sei der Ausbau ein Ding der Unmöglichkeit – und: „Eine Förderung erhält der Zweckverband nur dort, wo eine Unterversorgung nachwiesen und kein Ausbau der privaten Telekommunikationsunternehmen geplant ist.“
Einen Joker hat der Zweckverband aber noch in der Hand: Sobald er eine Förderung in der Tasche hat, versucht er in diesem Zuge wenigstens, noch eine sogenannte Ablage zu legen – dabei wird ein Leerrohr kurz hinter der Grundstücksgrenze abgelegt, damit der Eigentümer nachträglich noch einen Hausanschluss herstellen kann, ohne dass die Straßen erneut aufgerissen werden müssen. Mehr als 3000 solcher Ablagen sind bereits im Kreisgebiet parat, um eines Tages ein weiteres der weißen Löcher in der Region mit digitalem Leben zu füllen.