Welche Rolle spielt die Kultur in der Geschichte der Menschheit? Eine neue digitale Datenbank mit Namen ROAD mit 2400 prähistorischen Fundstätten gibt darauf viele Antworten und eröffnet noch mehr neue Fragen. Die Online-Sammlung kann von Laien und Forschenden kostenfrei genutzt werden.
Ein wissenschaftlicher Leckerbissen für Jedermann, der sich in die Menschheitsgeschichte vertiefen möchte – und das per Mausklick: Das ist ROAD. Damit ist nicht der legendäre Country-Song „On the Road Again“ von Willie Nelson aus dem Jahr 1979 gemeint.
ROAD: Das ist die neue, sensationelle digitale Datenbank in englischer Sprache zu 2400 archäologischen und prähistorischen Fundstätten aus der Zeit von vor drei Millionen bis zu 20 000 Jahren. Die Online-Sammlung beinhaltet unfassbare 24 000 Fundinventare aus 100 alten Kulturen. Damit ist ROAD eine der weltweit größten digitalen Datensammlungen zu Archäologie, Anthropologie, Paläontologie und Botanik.
ROAD stehe Forschenden sowie interessierten Laien kostenfrei zur Verfügung, wie die Universität Tübingen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main bei der gemeinsamen Präsentation der Digital-Datenbank am Freitag (4. August) mitteilten.
Wofür steht ROAD? Und was bedeutet ROCEEH?
Die Unmengen an Daten wurden von der Forschungsstelle ROCEEH der Universität Tübingen und der Senckenberg Gesellschaft zusammengetragen. Die wissenschaftliche Einrichtung ROCEEH wird von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gefördert und von der Union der deutschen Akademien finanziert. Wofür steht nun ROAD? Und was bedeutet ROCEEH?
• ROAD ist die Abkürzung für: ROCEEH Out of Africa Database.
• ROCEEH bedeutet: The Role of Culture in Early Expansions of Humans.
Hier kommen Sie zur Webseite von ROAD.
150 Jahre Forschung per Mausklick
Die digitale Sammlung enthalte Ergebnisse aus vielen Jahrzehnten Forschung, erklärt der Tübinger Archäologe Andrew Kandel. Sie verknüpft Informationen zu kulturellen Fundstücken und menschlichen, tierischen sowie pflanzlichen Fossilien, die in den vergangenen 150 Jahren entdeckt und erforscht wurden, und ordnet diese geografisch und chronologisch ein.
15-jährige wissenschaftliche Herkulesarbeit
Seit dem Jahr 2008 hat ein internationales Team aus sechs leitenden Wissenschaftlern und Dutzenden Forschungsassistenten der Universität Tübingen und der Frankfurter Senckenberg Gesellschaft in mühevoller und akribischer Detailarbeit die Daten zusammengetragen. Unter anderem wurden mehr als 5000 Publikationen in zahlreichen Sprachen ausgewertet - darunter Chinesisch, Russisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch.
ROCEEH habe ROAD entwickelt, um die frühe menschliche Geschichte besser zu verstehen, erläutert Andrew Kandel. „Wir untersuchen die vielschichtigen Beziehungen zwischen Kultur und Umwelt und ihre Auswirkungen auf die Ausbreitung des Menschen“, sagt der Wissenschaftler. „Im Sinne einer fairen und offenen Wissenschaft war es dem Team wichtig, dass die Daten allen Interessierten weltweit zur Verfügung stehen.“
Noch viele weiße Flecken auf der Weltkarte
Nach Aussage Kandels zeigt die Datenerfassung, dass ein Großteil der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Vergangenheit aus „nur wenigen, sehr gut untersuchten Regionen“ stammt: dem südlichen und östlichen Afrika, aus Europa sowie Zentral- und Ostasien.
Ozeanien war jedoch nicht Teil der Studie. „Die weißen Flecken auf der Weltkarte versprechen weitere spannende Entdeckungen über die Vergangenheit unserer Spezies in den Bereichen Archäologie und Anthropologie.“
Und so funktioniert ROAD
Über eine einfach zu bedienende Kartenschnittstelle wird die weltweite Verteilung der Fundstätten angezeigt. Die Nutzer können auch eigene Karten über eine bestimmte Kultur, Zeit oder Region erstellen.
Auch für komplexe Forschungsfragen zur menschlichen Evolution lasse sich ROAD nutzen, erklärt Kandel. „Welche Kategorien von Steinwerkzeugen wurden in Afrika nachgewiesen oder wie verbreiteten sich Pferde, Nashörner und Rentiere während der vielen Eiszeiten, die unsere Vorfahren erlebten? Für solche Abfragen erhalten Forschenden hier große Datenmengen, die sie mit verschiedenen Methoden der Visualisierung und Analyse weiter untersuchen können.“