Ernst Graf aus Dietingen hat eine multifunktionale Lesehalterung entwickelt. Foto: Siegmeier

Wer viel liest, kommt auf kluge Gedanken. Wie der Dietinger Konstrukteur Ernst Graf, der eine multifunktionale Lesehalterung entwickelt hat

Dietingen - Er ist ein Tüftler durch und durch. "Geht nicht", gibt es bei dem mittlerweile 75-Jährigen nicht. Unter anderem laufen mehrere Patente auf seinen Namen, und er hat im Jahr 2004 den "Innovations-Oscar" für Drehtechnik, den Golden Award der turntec, bekommen – um nur mal einige Beispiele zu nennen.

Seine Firma hat Ernst Graf längst in jüngere Hände übergeben, das Tüfteln aber hat er beibehalten. Und da kam die Coronapandemie für den Konstrukteur gerade recht: Er hat multifunktionale Lesehalterungen in verschiedenen Ausführungen konstruiert. Die Prototypen aus Alu, in Silber und Rot, führt er stolz vor.

Er ist noch auf der Suche nach jemandem, der Produktion und Vertrieb seiner "Erfindung" übernehmen möchte. "Denn selbst verkaufen möchte ich in meinem Alter eigentlich nicht mehr", sagt er. Aber wie kam es überhaupt zu der Idee?

"Ich lese sehr viel. Bis zu sechs Bücher im Monat. Und da die Bücher heutzutage dick und schwer sind, fällt es manchmal schwer, sie über längere Zeit bequem zu halten", erzählt Ernst Graf. Und so habe er an einer Halterung herumgetüftelt, die nicht nur für das Bett funktioniert, sondern auch am Sessel oder Sofa und sogar draußen. Sowohl Bücher als auch Tablet, E-Reader und Zeitung eignen sich für die Vorrichtung. Es gibt sie zum Festklemmen, aber auch mit Rollen dran. Sogar ein Blatthalter, der je nach Buchdicke verstellt werden kann, hat er ausgetüftelt. "Ähnliches gibt es zwar bereits, aber das ist alles nur zum Hinstellen", sagt Graf. Derzeit hat er die Lesehalterungen bei der Patentprüfung, Patenterfahrung hat er bereits ausreichend.

Im Jahr 1983 hat Ernst Graf seine Firma in Dietingen gegründet, die sich als eines der ersten Unternehmen weltweit auf die Herstellung von Werkzeugsystemen für CNC-Langdrehautomaten spezialisiert hat. Die Tüftelei hat Ernst Graf also im Blut, denn eine Vielzahl von patentierten Neuentwicklungen folgten. So beispielsweise verstellbare Mehrfach-Drehmeißelhalter, die weltweit erste geschliffene Wendeplatte mit eingesintem Gewinde, Scheibenabstechsysteme für CNC-Drehautomaten und manches mehr.

Viele Werkzeuge hat Ernst Graf im Laufe seines Berufslebens entwickelt. "Immer wieder kamen Leute, die nach bestimmten Lösungen suchten", erinnert er sich noch gut an seine aktive Zeit. "Bei Werkzeugherstellung dachten die Leute immer an Hammer und Meißel, aber das was ich gemacht habe, war ja etwas anderes", erzählt er lachend.

Problem mit Brennholz

Mittlerweile mache sich hier und da bei ihm das Alter bemerkbar. Doch man dürfe sich nicht unterkriegen lassen, sondern müsse sich eben für Dinge, die zunehmend schwerfallen, entsprechende Hilfsmittel konstruieren, beispielsweise die Lesehalterung. Auch einen Transportwagen für Brennholz hat Ernst Graf schon entwickelt. Die Ideen gehen ihm nicht aus, die nächste ist bereits in der Planungsphase.