Zwei Steinbildstöcke von 1631/32 auf dem Weg von Dietingen nach Maria Hochheim geben den Blick frei auf die schreckliche Zeit des 30-jährigen Krieges. Beide Kleindenkmale werden vor dem Verfall bewahrt.
Im Vorfeld des 30-jährigen Glaubenskrieges (1618-1648) wurden im katholischen, kaisertreuen Rottweiler Reichstadtgebiet an der alten Dietinger Römer- und mittelalterlichen Heerstraße Steindenkmale errichtet.
Sie begleiteten die jährlich stattfindende reichstädtische „Staatswallfahrt“ zum Marienheiligtum der Kapelle zu Maria Hochheim. Viele Gläubige haben hier und anderen Stationen zum Gebet und Fürbitte innegehalten.
Zwei Bildstöcke von 1631/32
Heute noch sind zwei Bildstöcke mit der Jahreszahl 1631/1632 als steinerne Zeitzeugen im Wald beim alten Dietinger Sportplatz und nahe der Kapelle Maria Hochheim erhalten und als historische Kleindenkmale besonders geschützt. Jedoch sind in den Bildstocknischen die figürlichen Kleinreliefe aus früheren Jahrhunderten verlustig gegangen.
Auf Initiative von Bürgermeister a. D. Hubert Burkard und Pfarrer Hans Schlenker wurde über eine bildhafte Neuausstattung nachgedacht.
Hierzu gab der Rottweiler Historiker Winfried Hecht die Anregung eines durchgängigen Bildprogramms aus der Zeit des Barocks, nämlich der „Heilige Wandel“. Hier wurden zwei Szenen der Wanderung der heiligen Familie mit Maria, Josef und dem Jesusknaben ausgewählt.
Steinmaterial schadhaft
Das Steinmaterial der Bildstöcke und damit der Gesamtzustand war im höchsten Maße schadhaft. Moos- und Flechtenbewuchs sowie Schichtrisse deuteten den Verlust der Kleindenkmale an.
Zur Erhaltung für die Zukunft wurde für einen Bildstock eine originalgetreue Kopie angefertigt und das ursprüngliche Denkmal in einen trockenen Unterstand in der Zehntscheuer verbracht.
Fachmännisch saniert
Das andere Kleindenkmal wurde fachmännisch durch Steinmetzmeister Sieber saniert. Gleichzeitig wurden die Skulpturen in den Nischen mit einer Plastikscheibe geschützt.
Mit der Fertigung der Nischenreliefe wurde 2015 der international bekannte Steinbildhauer und Trossinger Künstler Wendelin Matt beauftragt.
Der Bildstock von 1631 zeigt nach Lukas 2.41,42 den Gang der heiligen Familie mit Maria, Josef und dem Jesusknaben zum Paschafest in den Tempel nach Jerusalem. Der Bildstock von 1632 zeigt den Jesusknaben, seine Mutter Maria und den Pflegevater Josef inmitten der Lehrenden im Tempel nach der Beschreibung des Evangelisten Lukas 2.46,47.
Zwei Wallfahrtsfeiertage
Die Darstellungen sind Ausdruck mittelalterlicher marianischer Frömmigkeit und Dankbarkeit. Die Darstellungen stehen im Kontext mit den Wallfahrtsfeiertagen Maria Verkündigung (25. März) mit dem Hinweis nach Lukas 1.31 „Du wirst ein Kind empfangen“ und dem Fest Maria Heimsuchung (2. Juli) nach Lukas 1.39-46 „Gang Marias zu ihrer Base Elisabeth“.
Weitere Festtage auf Maria Hochheim sind Maria Himmelfahrt am 15. August mit Kräuterweihe und Mariä Namen am 12. September.
Schrecken des Krieges
Die ortsgeschichtliche zeitliche Zuordnung berichtete, dass am 2. Juli 1631 die schwedischen Truppen das Dorf Dietingen abbrannten und am 6. Juli 1631 aus der Gegend wieder abgezogen sind.
Gerade aber die Kriegswirren des 30-jährigen Glaubenskrieges der katholischen und lutherischen Herrscher brachten die Schrecken des Truppendurchzuges, Brandschatzungen und Angriffe auf die Reichstadt Rottweil der französischen/schwedischen einerseits und der bayrischen/österreichischen Soldaten andererseits, unermessliches Leid und Zerstörung auch für Dietingen.
Berichten und Legenden um Pfarrer Werner Migis und den Ortsvögten Tobias Beck und Gallus Henne zu Folge sollen die Dietinger ihr Hab und Gut in den angeblichen Höhlen des Schreckenberges versteckt haben.